Moin Seeadler,
du wirst wahrscheinlich didaktisch mehr Ahnung haben als ich, wie du deinen lyrischen Text kindgerecht gestalten kannst.
Ich würde mir dennoch ein paar kleine Anmerkungen und Vorschläge erlauben, dann kannst du ja gern einschätzen, wie das passt.
Folgende Stellen passen für mich nicht so ganz, wenn ich an Kinder denke, teils sprachlich, grammatisch oder orthografisch:
Komm wir geh‘n die Angst besuchen
Wenn ein Text für Kinder ist, würde ich ganz besonders auf korrekte Zeichensetzung achten, da ja jeder Text, der von Ihnen verarbeitet wird, zum Spracherwerb und -ausbau beiträgt.
Daher hier:
Komm, wir geh'n die Angst besuchen,
die da wohnt im dunklen Eck
"die da wohnt" klingt für mich nicht nach einer Formulierung, die Kindern üblicherweise über die Lippen gehen würde.
Einfacher oder üblicher wäre "die im dunklen Eck wohnt" oder "die da im dunklen Eck wohnt" - dann passt es metrisch natürlich nicht mehr.
Das wäre dann also ganz umzuschreiben, vielleicht in Richtung:
Komm, wir geh'n die Angst besuchen,
da, in ihrem dunklen Eck.
Wenn sie anfängt rum zu fluchen
Infinitive mit zu, bei denen das Verb zusammengeschrieben wird, wie hier bei "rumfluchen", werden zusammengeschrieben, also:
Wenn sie anfängt rumzufluchen
laufen wir schnell wieder weg
Hier einfach metrisch etwas verfeinern, da so das "wir" neben "schnell" extrem schwach ist und sich eigentlich nicht durchsetzen kann.
Vielleicht so:
laufen wir ganz einfach weg
"ganz" ist in seiner Betonung nicht so dominant wie "schnell".
Gib mir deine Hand zu zwei‘n
geht es leichter als allein.
Find das "zwei'n" sehr ungewöhnlich, nicht nur für Kinder. Korrekt wäre es ja in diesem Satz auch "zu zweit".
Auch hier würde entsprechend ganz umschreiben und für das sehr passende "allein" bzw. das verlängerte "alleine" einen anderen Reim suchen. Zum Beispiel:
Nimm die Hand und gib mir deine,
das ist besser/leichter als alleine | so geht's besser/leichter als alleine.
Falls du das nicht willst, zumindest aber ein Komma hinter "Hand" in deiner Version.
Komm wir geh‘n die Angst besuchen
Komm, wir geh'n die Angst besuchen,
Hier erschließt sich mir die Elision bei "sehen" nicht, zumal du ja auch auf "gehen" reimst, außerdem Komma am Ende, also:
wollen ihr ins Auge sehen,
bringen ihr ein Stückchen Kuchen
Komma am Ende, also:
bringen ihr ein Stückchen Kuchen,
dann soll sie zum Teufel gehen
Klar, Kinder sind auch nicht (mehr) mit Watte gepudert, aber "zum Teufel gehen" ist für mich hier gefühlt unnötig aggressiv, nachdem das mit Stück Kuchen schon sehr niedlich, warmherzig und gut war. Außerdem ist das nun keine typisch kindliche Formulierung^^
Auch betonungstechnisch ist es hier wieder etwas ungenau, nachdem "soll" sich ziemlich gut gegen "dann" und "sie" behaupten kann.
Vorschlag:
bleiben mutig vor ihr stehen.
Damit hätten wir innerhalb der Geschichte dann sogar auch noch einen direkt nachvollziehbaren Fortschritt aus dem Zusammensein formuliert, da die beiden zuvor einfach weggerannt sind, nun, nach dem Händehalten aber mutig stehen bleiben können und sich gegenseitig die Angst nehmen.
Gib mir deine Hand zu zwei'n
geht es leichter als allein
Hier dann entsprechend des obigen Vorschlags nochmal:
Nimm die Hand und gib mir deine,
das ist besser/leichter als alleine | so geht's besser/leichter als alleine.
Alle Vorschläge und orthografischen Details zusammengefasst wären wir nun also bei:
Komm, wir geh‘n die Angst besuchen,
da, in ihrem dunklen Eck.
Wenn sie anfängt rumzufluchen,
laufen wir ganz einfach weg.
Nimm die Hand und gib mir deine,
so geht's leichter als alleine.
Komm, wir geh‘n die Angst besuchen,
wollen ihr ins Auge sehen,
bringen ihr ein Stückchen Kuchen,
bleiben mutig vor ihr stehen.
Nimm die Hand und gib mir deine,
so geht's leichter als alleine.
So oder so ein feiner kleiner Text, bin gespannt auf dein Feedback zu den Vorschlägen 🙂
LG Chris