Hallo zusammen,
hier ist ja schon ganz schön was los! Das freut mich und ich fange mal von hinten an:
Wenn man als Versfußschablone z.B.
Amphibrachys xXx + Antispastos ("wiederstrebend") xXXx - ich habe mich mal bei den unterschiedlichen Versfüßen umgesehen, möchte, dann sind die Pfingstochsen und der Hebungsprall natürlich gern gesehene Gäste auf der Party, da sie ja gerne aus der Reihe tanzen.
Ja, liebe Mi, das war der Plan:
◡ — ◡, ◡ — — ◡
◡ — ◡, ◡ — — ◡
◡ — ◡, ◡ — — ◡
◡ — ◡ ◡ —
Schön, dass du das auch ohne das Silbenbild erkannt hast und die Verse problemlos so lesen konntest! Das war keine Selbstverständlichkeit, es hat mich einfach gereizt, das mal auszutesten und bin nun sehr glücklich.
In dieser kleinen Spielerei wollte ich mal den (nach meinem Empfinden) geschmeidigsten mit dem widerspenstigsten aller Versfüße zusammenbringen und schauen, was dabei herauskommt.
Jedoch besonders fein finde ich, neben den anderen erwähnten Feinheiten auch die Umlaut/Vokal- Wiederholung in den drei ersten Zeilen der beiden Strophen, die dann in der jeweils vierten Zeile zum Reim gesteigert werden.
ü/ö/a/Gedicht
ü/ö/a/sie nicht
Gaukel, super, auch du hast offenbar sehr genau hingehört. Diese Vokalähnlichkeiten nennt man Assonanzen. Die waren eigentlich anfangs nicht geplant und haben sich wie von selbst da reingeschmuggelt. Reime waren bei diesem Versuch überhaupt nicht geplant, aber naja, irgendwie haben mich die Schlussverse dann doch wieder rumgekriegt.
Für mich bleiben es Zwitter, die man so und so nutzen kann, hier eindeutig als Pfingstochsen.
Genau, lieber Lé, je nachdem, ob man sie mehr nach Betonung oder Silbenschwere verwendet, es sind und bleiben Zwitter, die sich eigentlich nie einen idealen Platz zuweisen lassen. Um auch dich dieses Gedicht eindeutig lesen zu lassen, hätte ich besser auf die Pfingstochsen verzichten oder zumindest nicht so inflationär auf sie setzen sollen. Ich gebe zu, die Verwirklichung des Metrums hätte deutlicher und abwechslungsreicher sein können.
Diese widerum sagt mir, dass es an deinem Text nix zu arbeiten gibt.
Liebe Letreo, wie du bei den anderen Kritikern gesehen hast, gab es ja doch einiges zu arbeiten, nämlich zu entdecken und zu zeigen. Das
ist Textarbeit oder, wie es früher hieß (Text-)Kritik! Man könnte auch noch auf die Metaphern eingehen, aber vielleicht sind sie zu einfach, als dass jemand auf die Idee käme, sie erklären zu wollen?
Das Dachstübchen war ja offenbar sonnenklar. Die Rosinen stehen für die Fantasie und die Senfkörner für den Mitteilungsdrang des Autors/der Autorin.
Ich danke euch allen sehr, dass ihr meinen über das rote Label geäußerten Wunsch respektiert habt! Eine ausführlichere Besprechung hätte ich mir bei so einer kleinen Spielerei gar nicht wünschen können und auch nicht erwartet. Da habt ihr mich wirklich verwöhnt!
Überhaupt erwarte ich unter Rot keine sensationellen Textkritiken (auch wenn ich mich natürlich darüber freue!). Es reicht mir vollkommen, wenn mein Gedicht Gegenstand der Besprechung bleibt und sich nicht eine ganze Sammlung von Antwortgedichten unter meinem Text einfindet. Auch die Kritiken lese ich gerne in Klartext und nicht in gereimter Form. Das hat ja dieses Mal prima geklappt!
LG Claudi