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Auf der Robbeninsel

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Ametyst

Autor
Auf der Robbeninsel
 
 
Schwarze Köpfchen, braune Köpfchen,
weiches Fell, auch krause Löckchen.
Große kugelrunde Augen blinzeln in der Sonne.
Schwere Leiber wälzen sich im Sand,
aalen voller Wonne sich am Strand.
 
Die Luft erfüllt ein Brüllen, Blöken.
Baby’s sind und werden grad’ geboren.
Haben wie die Mutter winzig’ kleine Ohren.
Reißen auf die Mäulchen,
schnuppern noch ein Weilchen,
schlafen wieder vor Erschöpfung ein.
 
Ach, sie sind ja noch so hilflos, klein.
Hör’ nur, wie die Bullen brüllen,
ihren Harem sie verteidigen, -
mit beißen - und mit ihren Körpern,
den geschmeidigen.
Manches Loch sie
in das Fell des Gegners reißen.
 
Oh, - es sind so viele,
gar so viele.
So weit das Auge reicht,
sieht es nur Leiber, Leiber.
Was von weitem einem
schwarzen Felsen gleicht,
sind tausende, ja tausende
von Seehund-weiber’.
 
Es ist ein Kommen und ein Gehen,
vom Land ins Meer, vom Meer an Land.
Es scheint, als wäre noch das Meer,
gefüllt von ihnen, bis zum Rand.
Das ist ein Drängen und Geschiebe,
ein Wälzen und ein Drücken, -
so robben sie sich einfach,
einer über des Anderen Rücken.
 
So manches Baby,
grad’ geboren,
dadurch sein Leben,
schon wieder hat verloren.
Entsetzen weitet meine Augen,
das was ich sehe, -
muss ich's glauben ?
Wie grausam ist doch die Natur,
denk’ ich,
 
doch einen Moment nur.
Das, was die Väter walzen platt,
davon werden Möwen,
Geier auch Schakale satt.
So bringt sie Ausgleich nur ?
„ Das ist Natur in pur.“
 
 
© Gisela Siepmann
 
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