Aktuelles
Gedichte lesen und kostenlos veröffentlichen auf Poeten.de

Poeten.de ist ein kreatives Forum und ein Treffpunkt für alle, die gerne schreiben – ob Gedichte, Geschichten oder andere literarische Werke. Hier kannst du deine Texte mit anderen teilen, Feedback erhalten und dich inspirieren lassen. Um eigene Beiträge zu veröffentlichen und aktiv mitzudiskutieren, ist eine Registrierung erforderlich. Doch auch als Gast kannst du bereits viele Werke entdecken. Tauche ein in die Welt der Poesie und des Schreibens – wir freuen uns auf dich! 🚀

Feedback jeder Art Auf verwilderten Pfaden

Hier gelten keine Vorgaben mit Ausnahme der allgemeinen Forenregeln.
  • Joshua Coan
    letzte Antwort
  • 5
    Antworten
  • 521
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Auf verwilderten Pfaden​
Mit meinem Rucksack​
 schwer beladen​
Wandere ich im Wiesengraben​
Und links von mir den Hügel rauf,​
wächst der Brennnessel zuhauf​
 ​
Dort vorbei rast der Zug​
Mit all den Seelen​
Stumme Gesichter​
Die an den Fenstern kleben​
 ​
Auf huschende Gespenster​
So flüchtig folgt mein Blick​
Er rauscht davon​
In die Ferne mit den Leben​
Und lässt mich wieder​
In der Stille zurück​
 ​
 ​
 
Lieber @Joshua Coan,
 
dein Gedicht fasziniert mich!
Egal ob man es wörtlich ließt oder mit Metaphern, es hat etwas unbeschreibliches, es schwingt ein Gefühl der Ruhe mit und doch auch nicht. Sorry, irgendwie kann ich es gerade nicht richtig in Worte fassen, es macht mich sprachlos.... Ich muss wohl noch ein bisschen darüber nachdenken.
Vielen Dank für deine Worte!
 
Liebe Grüße
Lina
 
Ja, das uneinholbare Leben/verasste Chancen, sinnlos und stumpf aus der Ferne oder im Vorbeifahren zu betrachten. Eine gelungene Metapher, wie auch die anderen Bilder und Motive, die jeden seine eigene Geschichte hören lassen.
Ist dir aufgefallen, dass du jeder dieser Leute aus dem Zug bist, auch der Zauberer, den man nicht sieht?
VLG Peter
 
Hallo, Joshua Coan,
 
ein Gedicht, das nachdenklich stimmt! Da sind zwei Bilder:
 
Das eine zeigt das LI - "schwer beladen" (Sorgen, das Leben ...); bemerkenswert, dass es im "Wiesengraben" geht. Im Gegensatz dazu steht die Brennnessel - die Überlebenskünstlerin (sie wächst bergauf zum Licht und "zuhauf").
 
Im zweiten Teil der Zug: Mein erster Gedanke war, dass sich in dem Zug Todgeweihte befinden, doch dann verwarf ich ihn, weil du nachher von "den Leben" sprichst. Und wieder ist hier der Gegensatz zum LI, das in der Stille zurückgelassen wird, so als ob der Zug sein eigenes Leben mit sich nähme. 
Andererseits können die vielen stummen Gesichter auch für fremde Existenzen stehen, die an einem vorbeirauschen, ohne dass man sie näher kennenlernt - es sind alles Leben, Geschichten von Menschen, die alle ihr Päckchen tragen mögen. - Es fühlt sich an, als sei es dem LI nicht gegönnt, sie kennenzulernen und an ihrem Geschick teilzunehmen. 
 
Ein sehr schönes Gedicht, das mich berührt - eines, wie ich gerne noch mehr lesen würde!
 
Danke für den Lesegenuss!
Nesselröschen
 
hallo Joshua,
zur Zeit haben es dir die Züge angetan
 
Zuerst: Strophe 1 letzter Vers: der Brennnessel (bist du auch ein Frangge oder Oberpfälzer?) klingt umgangssprachlich, ich meine richtig wäre hier: wachsen Brennnesseln zuhauf.
 
Ein Gedicht ganz nach meinem Geschmack, kurze kleine Bilder die sehr reichhaltige Symbolik enthalten. 
Schon zu Beginn:
auf verwilderten Pfaden
betrittst du Wege, die nicht oder schon längere Zeit nicht mehr von Menschen betreten wurden (oder von dir)
 
Mit meinem Rucksack schwer beladen
das Bild schlechthin für alle unsere Kümmernisse, Sorgen, Beschwernisse die wir uns ein Leben lang aufgebürdet haben und ständig mit uns herumtragen. Aber auch für das was uns so zu eigen ist dass wir meinen es nicht loslassen zu können (bewusst oder unbewusst) das wovon wir uns nicht lösen können...oder vielleicht sogar hier auf dieser Wanderschaft brauchen?
 
links von mir:
die linke Körperseite ist die emotionale Seite beim Mensch, hier geht es also um Gefühle
den Hügel hinauf:
die sind also schwer zu er
reichen, sie stehen über dem LI, das da erst hochsteigen müsste
wachsen Brennnessel zuhauf:
also Gefühle wenn man an sie rührt spürt man die Brennhaare, noch immer verletzte oder wieder verletzende Emotionen (andererseits wachsen Brennnesseln auch auf sehr nahrhaften Boden, ihr Samen ist übrigens potenzsteigernd und ein Tee von den Blättern harntreibend, darauf gehe ich aber nicht näher ein jetzt 🙂)
die Zugstrophe:
Menschen die vorüberziehn, mit denen man nicht in Kontakt treten kann, man ist von ihnen getrennt. Aber auch Menschen die einem Ziel entgegenfahren (gehen). Aber man ist getrennt von ihnen - vielleicht weil sie andere Ziele verfolgen als das LI.
 
Dann wird es hier für mich etwas unklar, grammatikalisch:
Auf huschende Gespenster
So flüchtig folgt mein Blick
Meintest du vielleicht: wie huschende Gespenster? und : nur flüchtig bleibt mein Blick (weil es ja so schnell geht??
Ja, wie vor mir andere auch: das Leben rauscht vorüber, aber ich empfinde das nicht als traurig (ist eben Standpunkt- oder Ansichtssache) eher eine Erleichterung, denn das Li bleibt in der Stille und alleine zurück, es ist ja auch alleine aufgebrochen auf seine Wanderung.
Für mich hat hier das Gegensatzpaar Natur/Stille vs, hektisches technisiertes modernes Leben, das Plus eindeutig auf Seiten der Natur und der Stille.
Aber beide Deutungen sind berechtigt.
Mein Fazit:
Es gibt Wanderungen die man alleine antreten muss und das geht nur in der Stille und wenn man mit sich alleine ist (außer man hat einen Therapeuten) sein Päckchen trägt man mit sich und es gut wenn man die Brennhaare, also das was einem auf der Seele brennt betrachten kann.
 
mit lieben Grüßen
Sali
 
 
 
Hallo Zusammen!
 
Das sind ein paar echt interessante Kommentare zusammengekommen! Hätte ich echt nicht so erwartet! 
Vielen Dank für euer Interesse! Eure Übersetzungen für euch gefallen mir sehr!
Meine eigenen Gedanken dazu sind jedoch von schlichter Natur. Und hier haben wir auch schon das Thema: Natur!
Das Gedicht - so erlebt von mir auf eigener Wanderung. Wenn ich wandere dann meist für mehrere Tage, deshalb ist mein Rucksack meist immer gut beladen! (Auf Trekking-Reisen bis zu 15 Kilo )
Es war ein schöner Abschnitt durch einen überwachsenen Pfad. Rechts von mir der tiefe hohe Wald, links ging es steil einen Hügel rauf bis zu einem Zaun, dahinter die Bahngleise. Manchmal bleiben einem die unscheinbarsten Etappen im Kopf, obwohl es eigentlich nix besonderes zu sehen gab. 
 
Ich freue mich über eure Interpretationen und sie passen auch sehr gut! Denn nie ist ein Text oder Gedicht nur auf einer einzigen Ebene zu betrachten. 
 
Muchas Gracias!
 
@Lina
@Ponorist
@Nesselröschen
@Fietje Butenlänner
@SalSeda (Jo! Bin a Nürnberger)
 
LG JC
 
 
 
  • Joshua Coan
    letzte Antwort
  • 5
    Antworten
  • 521
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Zurück
Oben