liebe seeadler,
mir gefällt hier inhalt und umsetzung gleichermaßen. kurz und knapp beschreibst du den wegwerfartikel weihnachtsbaum, so kommt die gedankenlosigkeit dabei sehr gut zur geltung. mit einem gefühlten schulterzucken wird der baum entsorgt, schnell und gleichgültig. warum auch nicht, er hat ja ausgedient, seinen zweck erfüllt. dass so ein baum von der natur eigentlich dafür gedacht ist, ein jahrhunderte langes leben im wald zu haben und seinerseits etlichen anderen tieren und pflanzen und pilzen zu nützen oder mit ihnen in symbiose zu gehen, wird ausgeblendet. dabei wertet dein gedicht vom text her gar nicht sehr stark, die wertung geht größtenteils von der knappen gestaltung aus und sagt damit mehr als worte.
ich selbst liebe ebenfalls echte weihnachtsbäume, am liebsten auch mit echten kerzen. duft und anblick sind eben ungleich schöner gegenüber einem künstlichen plastikbaum, so nachhaltig der auch wäre. aber dieses jahr bin ich immerhin auf einen kleinen baum mit wurzeln umgestiegen, den ich auch nächstes jahr noch einmal nutzen will (er wird entsprechend umgetopft und verbringt die zeit im garten) und der anschließend in den wald verpflanzt wird. für die darauffolgenden jahre ist der eigenbau eines holzstammes mit löchern geplant, in die man dann frisches tannengrün einstecken kann. so hat man den duft und das feeling eines echten baumes, es musste dafür aber weder ein baum in einer plantage gezüchtet, noch einer abgesägt werden.
formal ist mir aufgefallen, dass deine reimpartner auf *gefallen* nicht ganz rein sind. es ist aber auch schwierig, reine reimpartner dafür zu finden, die deinen inhalt nicht verzerren. wenn du es so lassen möchtest, hätte ich noch zwei klitzekleine vorschläge zu diesen beiden versen.
Den Preis nun, muss er zahlen
durch das komma stockt der lesefluss. wenn das nicht beabsichtigt sein sollte, könntest du das umgehen, indem du schreibst:
Den Preis muss er nun zahlen
zum letzten vers:
Als Müll gehts zum zermahlen
hier stört mich das *gehts* ein wenig, es ist sehr umgangssprachlich. ich könnte mir vorstellen, es so zu formulieren:
Als Müll wird er zermahlen
oder den vers einfach weiterführen:
und wird als müll zermahlen.
willst du deine variante beibehalten, müsstest du zermahlen imho groß schreiben (substantiviertes verb).
wenn du den unreinen reim weghaben möchtest, bleibt dir nur, das reimwort zu wechseln oder den inhalt zu ändern. reimworte, die zu deinem inhalt passen würden, wären z. b. verbannt/tand/verbrannt.
der baum wird aus den stuben verbannt (erste strophe), ist nun nur noch tand (zweite strophe) und wird schlussendlich verbrannt (dritte strophe). das verbrennen in müllverbrennungsanlagen zur wärme- oder energiegewinnung ist nämlich das, was mit den weihnachtsbäumen auch oft gemacht wird, neben dem zerhäckseln und als mulch nutzen.
das alles sind nur anregungen von mir, falls du was ändern möchtest. was du natürlich nicht musst, dein gedicht funktioniert auch so gut. ich habe es sehr gern gelesen und mich gern damit beschäftigt. :grin:
liebe grüße
sofakarte