Hallo, Gaukelwort,
ich kam, ich las und ich blieb hängen. Zwar bemühe ich mich meistens durchaus, bisher unkommentierte Werke zu finden und zu kommentieren - aber, na ja. Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt.
Hat mich angesprochen und möchte eine Antwort - hat es gesagt, doch.
Ich war vom Titel im ersten Moment ein bisschen irritiert. Als ich ihn las, dachte ich unwillkürlich in eine komplett andere Richtung. 'Autokorrektur' weckte bei mir Assoziationen in Richtung 'künstlich, mechanisch' und daher andere 'Erwartungen', was ich zu lesen bekommen würde.
Das ist jetzt keine Kritik, denn der Titel trifft das Thema. Ich teile nur meine Empfindungen als 'neutrales' Feedback mit.
Da ich mit dir noch nicht viel Kontakt hatte, weiß ich noch nicht einzuschätzen, was du eventuell absichtlich machst oder nicht. Daher meine Frage zu der Betonung von Albdämon. Dieser Begriff betont sich ja eigentlich 'fallend', anders als z. B. bei 'dämonisch'.
Allerdings empfinde ich diese Betonung, auf die Bedeutung bezogen, als passend. Dämon - falsch, verkehrt herum, doch, das passt gut. Ich wollte es nur mal erwähnen, da es mir auffiel.
Für mich ist hier die Frage: Wer ist dieser Dämon und wo kam er her? Ich kann das Gedicht als Albtraum der einen Art interpretieren, aber auch als einen Albtraum der ganz anderen Art. Als einen sehr realen Albtraum. Wenn es nicht mehr fünf Minuten vor zwölf ist, sondern es bereits zwölf geschlagen hat.
Das LI 'wacht' auf eine ganz andere Art 'auf'. Der ausgestreckte Zeigefinger - belehrend, kann auch vorwurfsvoll oder sogar denunzierend sein: Du, du, du! Oder: Hey, der/die da! Der/Die war's!
Mit dieser Interpretation fügen sich auch das 'Halb-vernebelt-sein' und das Erscheinen des Albdämons harmonisch zusammen. Denn dieser erscheint hier ja erst, als das LI bereits aufgewacht ist. Tja, manchmal kann die Realität ein Albtraum sein ... sobald man sich ihrer bewusst wird.
Vor dem 'Abregen' muss es ein 'Aufregen' gegeben haben.
Der Schluss gefällt mir am besten. Er stellt einen schönen Bezug zum Anfang des Gedichts her. Und besitzt, natürlich, seine übertragene Bedeutung. Jetzt schlägt's aber dreizehn! Dann ist es bereits, um auf die Uhr zurück zu kommen, zu spät. Aber hier steht ja auch: Bevor es dreizehn schlägt. Also 'rechtzeitig'.
Ja, manchmal muss man den Stier - oder (inneren) Dämon - bei den Hörnern packen, bevor er Sperenzchen machen kann.
Autokorrektur - sie erfordert immer Selbstdisziplin. Schön, dass das LI genug davon hat. Es gibt zu viele Menschen, die unglaublich kleinlich und kritisch gegenüber anderen sind, sich selbst aber viel durchgehen lassen. Es sollte genau anders herum sein - ich zumindest bemühe mich darum.
Was jetzt das Betonen von 'mir' und 'du' betrifft, mhm, da gebe ich, rein metrisch betrachtet, Létranger recht. Aber - ja, ich habe da ein Aber. Wie sieht es prosodisch aus? Also unter dieser Hinsicht betrachtet, liegt die 'Gewichtung' auf 'mir' und 'du'. Jepp, widersprechen sich schon mal, Metrik und Prosodik.
Ich bin da vielleicht etwas, wie soll ich sagen, 'eigen', was so etwas betrifft und ich habe selbst auch schon durchaus in dieser Hinsicht mit Betonungen gearbeitet. Damit lassen sich gezielt bestimmte Effekte bewirken und ich - wie gesagt, ist eine persönliche Sache - arbeite gerne mit Möglichkeiten, die vorhanden sind.
Leider wird, finde ich, oft zu 'rein metrisch gedacht'. Ich persönlich habe da meine Ansicht im Laufe der letzten Jahre zunehmend geändert oder präziser, erweitert. Nicht jedermanns Sache, ich weiß. Wollte es nur mal erwähnt haben. Beim Arbeiten mit dem Plätteisen kann es eben auch mal passieren, dass dabei etwas zu sehr geplättet wird. :wink:
Das hat gummibaum auch sehr gut ausgedrückt, dass hier die Zwei, die eigentlich eins sind, auseinander gehalten werden. Sie werden aber auch mit Betonung belegt und dadurch verstärkt und hervorgehoben. Ich las genau den von dir in deiner Antwort erwähnten 'vorwurfsvollen Tonfall', denn eben dieser wird (für mich) dadurch erzeugt.
Zum Abschluss möchte ich noch den 'rechten', 'strengen' und 'ausgestreckten' Zeigefinger als 'Bild' erwähnen. Sehr ausdrucksstark, finde ich richtig gut!
Unheil, Drohung, Albtraum - so leicht geschrieben das Gedicht beim ersten Eindruck auch daherkommen mag, da steckt ganz schön viel 'Gewicht' drin.
Hab mich wirklich gerne damit beschäftigt und tiefer hinein gesehen - mache ich leidenschaftlich gerne. Ich muss nur immer aufpassen, denn mir wurde auch schon gesagt, dass ich manchmal 'überinterpretiere'. Obwohl ich gar nicht weiß, wie das gehen soll. Also, wenn jemand eins meiner Gedicht liest und da eine komplett andere Interpretationsmöglichkeit findet, die ich überhaupt nicht bewusst 'hineingelegt' habe - dann freue ich mich, aber richtig. Das heißt doch, dass mehr drinsteckt, als ich dachte. :wink:
LG,
Anonyma