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Nur Kommentar Bis an dein Fenster

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Miserabelle

Autorin
 
 
der stürmische Wind treibt
heute die Schneeflocken 
genau so über das Feld
 
bis an dein Fenster
 
aus deiner Expedition
blickst du behutsam zu mir

wo bist du?
zwischen dem Heulen des Windes
souffliert dir die Stille
 
in dieser Stille 
 
verstummen die Lawinenwölfe
verstummt die Station
aus welcher der Himmel entfloh
 
in dieser Stille
 
lauschen wir
den Bögen der Welt

 
 
Hallo Miserabelle,

ich schildere dir meine Gedanken zu deinem Gedicht. Falls ich daneben liege,
nehme es mir bitte nicht übel.
 
Es stürmt. Der Wind heult und treibt Schneeflocken
"genau so" ... "bis an dein Fenster" ...
LI scheint sich an einen vergleichbaren Wintersturm zu erinnern, den es an der
Seite eines ihm vertrauten Menschen verbracht hat, dem LD. 
 
aus deiner Expedition


blickst du behutsam zu mir
Dieses knappe Bild lässt viel Raum für Interpretationen.
Ich komme hier nicht umhin, mir eine 'Forschungsreise' ins Jenseits vorzustellen
(von wo aus LD LI behütet).
 
 
wo bist du?


zwischen dem Heulen des Windes


souffliert dir die Stille
Ich stelle mir LI am Fenster stehend vor; vielleicht an LDs Fenster.
LI weiß nicht, wo LD sich befindet, es vermisst ihn, hat Sehnsucht.
Und während draußen der Wind laut heult, herrscht im LI selbst Stille; jedoch
scheint diese Stille nicht wohltuend und entspannend, denn ...
 
 
 
in dieser Stille 


 


verstummen die Lawinenwölfe


verstummt die Station


aus welcher der Himmel entfloh
Diese Stille lässt LI  verstummen, verzweifeln. Es erstarrt und wird gleichsam zu einem Teil dieser Szenerie. Hoffnungslosigkeit macht sich breit; und bruchstückhaft, so will mir scheinen,
flackern Bilder, flackern Erinnerungen auf. 
 
 
 
in dieser Stille


 


lauschen wir


den Bögen der Welt
 
Das Schlussbild kann ich nicht 'übersetzen'; doch "diese Stille" - Todesstille - scheint LI und uns zu sensibilisieren, aufmerksamer zu machen für "Bögen", für verbindende Elemente.

Ich habe dein Gedicht gern gelesen und den Worten nachgespürt.
LG, Berthold 
 
Hallo, liebe Miserabelle,
 
ein sensibles tiefgründiges Gedicht
Sehr gerne gelesen  hineingespürt!
LG Josina
 
Hallo Herbert Kaiser,
 
dankeschön, dass du vorbei geschaut hast und diesen Aspekt der Stille beschreibst.
 
 
Hallo Ostseemöwe, 
 
es freut mich, dass du der Stille im Sturm etwas abgewinnen kannst.
Ja, das Sturmthema ist gerade aktuell und wie ich sehe sehr inspirierend. Da tobt es ja ordentlich in deinem gelungenen Gedicht.
 
Zwar ist es  hier im südlichen Teil Deutschlands auch recht stürmisch, aber das synchrone Erscheinen von  Thema  und Wettereireignis  ist wohl eher Zufall.
 
 
Hallo Berthold,
 
dankeschön, dass du in das Gedicht eingetaucht bist und mir deine Eindrücke schilderst. Damit kannst du gar nicht falsch liegen, denn dieser Text ist ja  sehr offen gehalten. Außerdem verselbstständigt sich ein Gedicht, so dass der dahinter liegende Deutungsraum ähnlich bis unterschiedlich erlebt werden werden wird.

 
Du förderst  Gefühlsnuancen und Eindrücke zu Tage, und das freut mich, die mir beim Schreiben teilweise nicht bewusst waren, die aber ebenso zu dem Text gehören und ihn beleben.
 
Ich möchte weitgehend von einer Selbstinterpretation absehen, um den Prozess, der zu dem lyrischen Ergebnis führte, (da wo ich es überhaupt kann), nicht wieder rückgängig zu machen. 
 
Nur soviel:
 
 "Genaus so" und den "Bögen der Welt".
 
Da besuchte mich der Eindruck, dass sich im Nachhinein und im  "Fenster des Jetzt" die Ereignisse in einer ungeheuren Präzision manifestieren, die sich nicht auseinander nehmen lässt, einfach statt finden, was, wie mir scheint, dem von dir gewonnenen Eindruck ähnelt, Teil der  Szenerie zu werden.
 
Auch mit deinem  Eindruck einer Jenseitsreise und der Todesstille, berührst du  Ähnlichkeiten.
 
Das LyDu  kann verbal nicht kommunizieren und somit auch nicht aus seiner intrasubjektiven Reise berichten (ihm/ihr "souffliert die Stille"), obwohl es körperlich anwesend ist.
 
 
Die Vergangenheit, die Verzweiflung über diese Form der Trennung, Sehnsucht  ist anwesend, aber auch der befreiende  Sog der Stille, wie es Herbert schön gesagt hat, kann das intensive Geschehen für Momente zur Ruhe kommen lassen und den Blick weiten. (Bögen der Welt).
Aber auch dein angesprochener verbindende Aspekt dieses Bildes (Bögen der Welt) gefällt mir gut.

 
Aber wie schon gesagt, die unterschiedlichen Interpretationen dürfen gut für sich stehen.
Normalerweise begegneten sich  Leser-, und Schreiberbetrachtung ja eher selten. Das hat sich durch die Begegnung in der Forenwelt geändert. Ein "richtiger" gibt es da nicht, höchstens ein Ähneln. Wenn ich als Autorin auf "meine Version" bestehen wöllte, müsste ich eindeutiger schreiben.
 
Hallo Josina,
 
dankeschön für das "sensibel und tiefgründig". Das freut mich sehr.
 
 
Nochmal besten  Dank für euren Besuch, eure Gedanken und die Erweiterung, die dadurch zustande kam.
 
LG,
Mi

 
 
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