Dionysos von Enno
Autor
Der Alte
noch einmal die Sonne in Händen halten,
wenn er Atem auch kaum noch zu geben hat.
Die faltigen Hände, die langsam erkalten.
Das mit Kreuzreimrätseln bekritzelte Blatt.
Die Bibel auf dem Schoß, Hosianna gehustet.
Gekeucht in die eiskalten Hände, die frieren.
Erinnerungen, die lieb in die Augen gepustet
ihm den Sonntagskaffee mit Tränen anrühren
Der Alte
lehnt sich stöhnend zurück.
An der Wand auf die Balken von Raum und Zeit
gekreuzigt, als Jesus, Das Selbst mit Blick
in des Alten nicht alternde Kindlichkeit
Der Alte
Fast taub und doch klingt seine Stimme
zu dem Selbst, das am Kreuze hängt an der Wand.
Er weiß, er verlässt die Welt durch die Sinne.
Doch fühlt er sie noch, die zitternde Hand
Der Alte
Hinhumpelt zum Kreuze, zu ihm,
zum ans Kreuz geschlagenen alten Mann.
Fast blind ist der Alte und doch sieht er hin
was ihn mit dem Kreuze verband.
Da packt er jubelnd den gekreuzigten Herrn
und reißt ihn vom Kreuze herunter.
Die zitternden Hände streicheln die Stirn
und es fährt in die Sinne des Alten ein Wunder
Der Alte
Spürt wie die Hände sich wärmen.
Wie ein Licht strahlt, das immer schon in ihm war.
Und die Sinne, die von der Welt sich entfernen,
dafür dem inneren Leuchten ganz nah.
Der Alte
Braucht weder Kreuz noch Figur.
In ihm ists hell und die Sonne scheint.
Das von der Raumzeit befreite Selbst ist (hier) nur
Der
Alte
der jetzt Worte
auf
Liebe
reimt