Cornelius
Autor
Die Welt erstaunte, wenn sie wüsste,
wie Lukas Scholz die Muse küsste!
Sie schenkte ihm in holdem Wahn
ein lyrisches Tenororgan,
das, reflektiert von blass türkisen
geblümten Badezimmerfliesen
voll Schmelz und Strahlkraft sich entfaltet.
Er schmettert (was die Nachbarn spaltet)
noch spät "Wie eiskalt ist dies Händchen"
voll Inbrunst für sein Gummientchen.
Am Samstag kleidet er sich proper
und lenkt die Schritte in die Oper.
Dort will er nur bescheiden lauschen,
mit keinem Bühnenhelden tauschen,
weil ihn - was zwar kein Arzt bescheinigt -
sehr stark das Lampenfieber peinigt.
Man spielt, die Freude ist extrem,
als Herbstpremiere La Bohème.
Auch soll darin, nach langem Dringen,
Enrico Panzerotti singen.
Da tritt hervor der Intendant
und gibt am Bühnenrand bekannt,
was leicht die Feierlaune mindert:
"Herr Panzerotti ist verhindert!
Er steht im Stau auf der A Sieben.
Wir müssen La Bohème verschieben,
es sei denn, hier in nächster Nähe
wär eine Stimmbandkoryphäe,
verwegen, den Versuch zu wagen,
heut Abend sein Kostüm zu tragen."
Wie plötzlich Scholzens Herz erbebt,
wie ferngelenkt sein Arm sich hebt!
Die Angst vorm Auftritt scheint gebannt
bei diesem Wink von Schicksals Hand.
Schon wird er, von Applaus begleitet,
zum Garderobenraum geleitet,
um sich ein wenig einzustimmen.
Das hohe C gilts zu erklimmen,
so sagen es die Notenzeichen.
Nur aufgewärmt kann man's erreichen.
Es naht recht bald im ersten Akt
das Lied in reinem Herzenstakt,
die Arie vom kalten Händchen,
gesungen oft fürs Badeentchen...
Sein hohes C, voll Glanz und Stahl,
durchflutet hell den Musensaal.
Den meisterlichen Sang belohnen
minutenlange Ovationen.
Das Publikum, es jauchzt und tobt,
der Laie staunt, der Fachmann lobt.
Man möchte nach dem Stück soeben
beim Sektempfang das Glas erheben,
als endlich, wider alles Hoffen,
auch Panzerotti eingetroffen.
Der Regisseur muss sich beeilen,
dem Ausgebremsten mitzuteilen:
"Sie durften sich getrost verspäten,
man hat Sie kompetent vertreten!"
Die Künstlerseele spürt, verletzlich:
Es ist halt niemand unersetzlich.
wie Lukas Scholz die Muse küsste!
Sie schenkte ihm in holdem Wahn
ein lyrisches Tenororgan,
das, reflektiert von blass türkisen
geblümten Badezimmerfliesen
voll Schmelz und Strahlkraft sich entfaltet.
Er schmettert (was die Nachbarn spaltet)
noch spät "Wie eiskalt ist dies Händchen"
voll Inbrunst für sein Gummientchen.
Am Samstag kleidet er sich proper
und lenkt die Schritte in die Oper.
Dort will er nur bescheiden lauschen,
mit keinem Bühnenhelden tauschen,
weil ihn - was zwar kein Arzt bescheinigt -
sehr stark das Lampenfieber peinigt.
Man spielt, die Freude ist extrem,
als Herbstpremiere La Bohème.
Auch soll darin, nach langem Dringen,
Enrico Panzerotti singen.
Da tritt hervor der Intendant
und gibt am Bühnenrand bekannt,
was leicht die Feierlaune mindert:
"Herr Panzerotti ist verhindert!
Er steht im Stau auf der A Sieben.
Wir müssen La Bohème verschieben,
es sei denn, hier in nächster Nähe
wär eine Stimmbandkoryphäe,
verwegen, den Versuch zu wagen,
heut Abend sein Kostüm zu tragen."
Wie plötzlich Scholzens Herz erbebt,
wie ferngelenkt sein Arm sich hebt!
Die Angst vorm Auftritt scheint gebannt
bei diesem Wink von Schicksals Hand.
Schon wird er, von Applaus begleitet,
zum Garderobenraum geleitet,
um sich ein wenig einzustimmen.
Das hohe C gilts zu erklimmen,
so sagen es die Notenzeichen.
Nur aufgewärmt kann man's erreichen.
Es naht recht bald im ersten Akt
das Lied in reinem Herzenstakt,
die Arie vom kalten Händchen,
gesungen oft fürs Badeentchen...
Sein hohes C, voll Glanz und Stahl,
durchflutet hell den Musensaal.
Den meisterlichen Sang belohnen
minutenlange Ovationen.
Das Publikum, es jauchzt und tobt,
der Laie staunt, der Fachmann lobt.
Man möchte nach dem Stück soeben
beim Sektempfang das Glas erheben,
als endlich, wider alles Hoffen,
auch Panzerotti eingetroffen.
Der Regisseur muss sich beeilen,
dem Ausgebremsten mitzuteilen:
"Sie durften sich getrost verspäten,
man hat Sie kompetent vertreten!"
Die Künstlerseele spürt, verletzlich:
Es ist halt niemand unersetzlich.