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Der Geruch des Regens

  • Joshua Coan
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Du wolltest immer nur die Prinzessin aus dem Märchen sein. Du hast von Heldinnen und starken Frauen gelesen. Von unglaublichen Rettungen. Du hast dir jemanden gewünscht, der die Gewalt über dein Leben übernimmt, damit du dich der Verantwortung entziehen kannst.
 
Doch schon als Kind musstest du begreifen, dass Liebe Bedingungen hat. Dass du nie der Gruppe der Adeliegen angehören wirst. 
Die Differenz die einfach zu groß ist. 
Du warst schon immer das Aschenputtel. Doch auch das entkam dem Dreck und wurde gekrönt. Es musste sich nur an die Reichen heften, bis der Prinz sie entdeckte.
Also hast du genau das getan und immer beim beliebtesten Mädchen gesteckt.
Du hast immer nur auf die Rettung gehofft.
 
Dein Opa, der deine Dämonen weckte, weil er dir zu nah kam. Der Typ am Bahnhof, der dir in den Arsch kniff, bis Hilfe kam. Der verachtende Blick deiner Mitschüler, weil sie die Kluft zwischen euch auch sahen. Der enttäuschte Blick deines Vaters, weil du nicht perfekt warst.
Und der Selbsthass, der dich zu Boden drückte.
 
Dann kam der Prinz, der dich krönte. Der dir alles zu Füßen legte. Und dir dein Schloss schenkte. 
Doch wie Rapunzel sperrte, er dich im Turm ein.
Doch genau darum hast du gebeten, also sag Danke. Nimm die Schuld für die Panikattacken in seiner Nähe auf dich. Setz die perfekte Maske aus Lächeln auf.
 
Liebe ist, wenn du deinen Dämon nicht siehst, weil er neben dir liegt.
Liebe ist, wenn du abschalten kannst, weil du bei ihm einfach nicht du bist.
Liebe ist Abkapslung
Liebe ist Akzeptanz
Liebe ist Verwundbarkeit
Liebe ist, wenn du merkst, dass der Prinz und dein Knecht dieselbe Person sind.
Denn genau darum hast du gebeten.
Denk dran, wenn du das nächste Mal in seiner Nähe zusammenbrichst. 
Wenn er dich das nächste Mal weckt mit dem Messer, um deine Nähe zu erzwingen.
Wenn er dein Leben das nächste Mal fast beendet, um seine Macht darüber zu zeigen.
Denn genau darum hast du gebeten, also sag Danke.
 
Du sitzt am Tisch und isst das wieder gleiche Curry. Du sitzt allein, wie immer. Denn weniger einsam, kann deine Familie nicht Essen. Dass du am Tisch sitzt, ist schon eine Seltenheit. Denn am Tisch wird Essen zur Pflicht.
 
„Wir kriegen dich wieder hin“ Das ist der Satz, den du immer wieder hörst.
„Es ist nicht deine Schuld“ sagt deine Mutter, als sie deine Selbstzweifel hörte.
„Du bist völlig normal“ unwissend, dass sie die Selbstzweifel so fütterte.
„Wir kriegen dich wieder hin“ die Therapeutin, bei der du nie sein wolltest.
„Wir kriegen dich wieder hin“ Der Prinz, dein Knecht, der deine Angst nutzte.
„Wir kriegen dich wieder hin“ doch was hat das alles noch für einen Sinn?
 
 
 
Der Selbsthass, das Produkt der Zweifel und Fehler, die sie dir eingepflanzt haben. 
Die Stimme die deinen Kopf einfach nicht mehr verlassen will. 
Und die Überzeugung, der Welt nicht diese Seite von dir zu Präsentieren.
Verstecke deine Probleme hinter Blumen und Sonnenschein. 
Lächle und zeig der Welt niemals, wenn sie dich gebrochen hat. 
Keine Fehler.
 
Du schaust nach oben in den Himmel. Einmal eine Wolke streicheln, dann wärst du endlich frei. Das dachtest du schon als Kind. Du fängst zu fliegen an. Doch selbst als Pilotin, die bereits die Wolken gestreichelt hat, lastet die vielfache Gravitation auf dir.
Du realisierst, dass deine Leichtigkeit den Unterschied macht. 
So wirst du weiter vom Gewicht deiner Existenz zerdrückt.
 
Ist der Prinz das Problem oder passt der Schuh einfach nicht?
Die Bedingungen sind dir egal, weil du so sehr suchst. Du schneidest dir die Zehen und die Ferse ab, um in die Schuhe zu passen. Doch mit jedem Mann, den du in deinen Kopf und Körper lässt, deckst du mehr auf, dass du nicht die Prinzessin, sondern nur das Aschenputtel bist.
Du musstest schnell begreifen, dass dein Wert von deinem Körper und deinem Lächeln abhängig ist. Das Schloss ist der goldene Käfig.
Liebe ist von deiner Perfektion abhängig. Im Gegenzug musstest du akzeptieren. Kontrolle abzugeben, öfter mal im Regen stehen zu bleiben, seine Drogen und trotz der Toleranz nur der Trostpreis zu sein.
 
Charming hat dich genauso gesehen und meist auf die Wartebank geschickt. Sein Zauber hält dich bis heute fest. Sobald er mit dem Finger schnippt, rennst du durch die Dürre für Tritte von ihm. Dein Herz schreit schon voll Narben und dein Kopf rotiert.
Warum liebt er jeden und hat für dich nur Tritte übrig? 
Du sehnst dich nach diesen Tritten, die dein Herz zerstören.
Sie retten dich vor der Liebe und dem Selbsthass.
Denn am Boden liegend wird die Stimme still. 
 
Air Pods rein, Musik laut, Geräuschunterdrückung bringt die Welt zum Schweigen. Du stapfst blind los, versuchst der Stimme zu entfliehen und den Selbsthass zu verlieren. Nur für einen Moment. Zehn Kilometer später Wald und Feld, doch die Stimmen werden nicht leiser.
Ein Tropfen
Du hälst die Nase gen Himmel und genießt nur einen Moment, den Geruch des Regens.
 
„Rette Sie!“ ruft die Stimme, die dich nachts wachhält
„Rette Sie, weil du dich selbst nicht retten kannst“, doch ist es dann Selbstsucht oder wirklich Liebe in der ich mich verfranz?
Ist Nächstenliebe meine Rettung? Die Hilfe gegen den Selbsthass?
Oder nur Verdrängung meiner Last?
 
 
 
Alle wollen Prinzen oder Prinzessinnen sein, liebe antonia, ganz am Anfang, und müssen, je älter und verständiger sie werden, erkennen, dass Märchen immer Märchen bleiben werden. Die meisten von uns kriegen diese  Kurve, sobald sie pubertieren und volljährig geworden sind und finden bei alledem etwas, das sie zu erfüllen scheint und zeitweise glücklich macht.
 
Sie schaffen das mit der Hilfe anderer oder mit dem Mut und der Standhaftigkeit, die sie in sich selbst finden. Sogar der Staat hilft ihnen dabei, soweit sein Grundordnung freiheitlich-demokratisch ist: das Streben nach Glück gehört zu unseren festgeschriebenen Grundrechten. Es liegt hier und heute ganz bei Dir selbst, wie Du Dich einrichtest: Von nix kommt halt nix. Im Schweiße Deines Angesichts ...
 
Aber statt blind loszustapfen, wie Du uns schreibst, sollte Dein Lyrich sich erst überlegen, was es Denn hier erreichen möchte. Mach ihm einen Plan und lass es dem folgen, bis es sein Ziel erkannt oder seinen Karren in den Graben geschoben hast.
 
Niemand hat Anspruch darauf, das Glück immer sofort und überall zu "finden". Es liegt nicht auf der Straße herum und muss nicht bloß eingesammelt werden.  Man muss es sich schon schaffen und dabei lernen, wie man mit Betrübnissen fertig wird. Dann wird's schon noch.
 
anjou
 
Sie schaffen das mit der Hilfe anderer oder mit dem Mut und der Standhaftigkeit, die sie in sich selbst finden. Sogar der Staat hilft ihnen dabei, soweit sein Grundordnung freiheitlich-demokratisch ist: das Streben nach Glück gehört zu unseren festgeschriebenen Grundrechten. Es liegt hier und heute ganz bei Dir selbst, wie Du Dich einrichtest: Von nix kommt halt nix. Im Schweiße Deines Angesichts ...


 


Aber statt blind loszustapfen, wie Du uns schreibst, solltest Du Dir erst überlegen, was Du Denn hier erreichen möchtest. Mach Dir einen Plan und verfolge ihn, bis Du Dein Ziel erkannt oder Deinen Karren in den Graben geschoben hast.


 


Aber merk Dir: niemand hat Anspruch darauf, das Glück immer sofort und überall zu "finden". Es liegt nicht auf der Straße herum und muss nicht bloß eingesammelt werden.  Du musst es Dir schon schaffen und dabei lernen, wie man mit Betrübnissen fertig wird. Dann wird's schon noch.


 


anjou
 
Hinweis der Moderation: 
 
@anjou
 
Bitte keine persönlichen Ansprachen halten in den Kommentaren! Beziehe dich in Zukunft immer auf den Text und nicht den Autor/Autorin. 
 
mfG 
Das Moderationsteam 
JC
 
Lieber Joshua,
 
ich schrieb nicht der Autorin, sondern an das lyrische Ich, mit dem wir hier überfallen werden. Damit das sonnenklar wird, hab ich meine Besprechung inzwischen von jeder persönlichen Bezugsmöglichkeit befreit.
 
Vielleicht, lieber Joshua, machst Du die Autorin darauf aufmerksam, dass sie sich mit ihren diversen "Lyrdus" keine Freunde unter Lesern oder Kritikern macht - die folgen für gewöhnlich eigenen Weltbildern und lassen sich nicht so einfach vereinnahmen.
 
anjou
 
Damit das sonnenklar wird, hab ich meine Besprechung inzwischen von jeder persönlichen Bezugsmöglichkeit befreit.
Danke sehr. 👍
 
Vielleicht, lieber Joshua, machst Du die Autorin darauf aufmerksam, dass sie sich mit ihren diversen "Lyrdus" keine Freunde unter Lesern oder Kritikern macht - die folgen für gewöhnlich eigenen Weltbildern und lassen sich nicht so einfach vereinnahmen.
Das hast du ja hier schon getan mit diesem Kommentar. Das bleibt jedem selbst überlassen wie er schreiben will, natürlich. Ich denke dein Feedback hier, gibt aber einen guten Impuls. 
 
LG JC
 
 
So, wie - "bei uns" - jeder autorin erlaubt ist, zu schreiben, was sie will (von beleidigenden, verunglimpfenden, rechtsradikalen, antisemitischen und anderweitig volksverhetzenden Schriftgütern mal abgesehen), sollte jedem Rezipienten erlaubt sein, vor allem dann etwas zu kritisieren, wenn sich der fragliche Text mit einem persönlichen "Du" an die Rezipienten richtet,  ohne dass die darin getroffenen Behauptungen einen faktischen Hintergrund haben.
 
Selbstverständlich habe ich kein Interesse daran, krause Texte und krause Sichten über "Liebe" und "Glück" ernsthaft weiter zu kritisieren, wenn mir daraus Nachteile entstehen. Ich werde keine weiteren Texte von antonia.rose besprechen. Ich hoffe, damit ist alles ausgeräumt.
 
anjou
 
 
 
Liebe antonia.rosa, mit deinem LI hast du Einblick in die fiktive äusserst komplizierte Gefuehlswelt der verwundeten  Protagonistin gegeben. Dafür gebührt dir Dank. Mal ein Kontrast hier. 
 
Männer sind immer versucht, zu analysieren und Lösungen anzubieten Ich ticke auch so und habe vielfach unnötig meinen Rat gegeben. 
 
Doch ich finde, alle Leser sollten den Text einfach auf sich wirken lassen - ohne haette, wuerde, muesste, sollte... Das ist bei literarischer Fiktion sowieso unsinnig. Ausserdem dürfte fast niemand von uns Fachkraft auf dem Gebiet seelischer Erkrankungen sein. 
 
Den Gegensatz Knecht/Prinz meint dein LI vermutlich anders:
Meister/Unterdrücker/Kerkermeister statt edler Prinz. 
Kleine Korrekturen: AdeLIG,  Du hälTst die Nase gen Himmel... 
 
LG Stephan
 
  • Joshua Coan
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