Cornelius
Autor
(aus dem Fundus)
Grimmig spricht Gordios, König der Phryger:
"Würden die Menschen doch endlich mal klüger,
denen es Feuer im Busen entzündet,
was das verwünschte Orakel verkündet:
'Wer hier den Mut hat sowie das Geschick,
um zu entwirren den kniffligen Strick,
welcher verknüpft dieses Joch mit der Deichsel -
komm' er vom Tiber, vom Rhein, von der Weichsel -,
dem soll als Herrscher ganz Asien gehören,
treuen Gehorsam soll jeder ihm schwören.
Nicht mit Gewalt sei gelöst dieser Knoten!'
So hat es jenes Orakel geboten.
Lange schon zähle ich nicht mehr die Namen
aller Bewerber, die hoffnungsvoll kamen.
Keinem, der restlos sein Hirnschmalz verbrauchte
und sich zuletzt nur die Finger verstauchte,
wollte das seltene Kunststück gelingen,
dieses Stück Bast mit der Hand zu bezwingen.
Viele schon mussten sich ruhmlos entfernen
und das Versagen bei Gordios lernen.
Sieh doch, da naht, die Sandalen voll Sand,
auch schon ein weiterer Glücksaspirant.
Wollen mal schauen, wie der sich so schlägt,
ob er das Ding um ein Jota bewegt."
Jener grüßt freundlich, besieht sich die Sache,
geht um den Wagen (fast scheint er vom Fache),
strafft seine Schultern und geht in die Hocke,
streicht aus der Stirn eine störende Locke,
zieht aus der Deichsel den eisernen Stift -
und elegant ist die Klippe umschifft.
Nur noch ein Ruckeln, schon hat er am End
Deichsel und Joch voneinander getrennt,
neigt sich recht höflich, spricht: "Bitte recht sehr!
War das Manöver denn wirklich so schwer?
Bester, wir trinken ein Glas miteinander!
Nennt mich den Großen. Für dich: Alexander."
Grimmig spricht Gordios, König der Phryger:
"Würden die Menschen doch endlich mal klüger,
denen es Feuer im Busen entzündet,
was das verwünschte Orakel verkündet:
'Wer hier den Mut hat sowie das Geschick,
um zu entwirren den kniffligen Strick,
welcher verknüpft dieses Joch mit der Deichsel -
komm' er vom Tiber, vom Rhein, von der Weichsel -,
dem soll als Herrscher ganz Asien gehören,
treuen Gehorsam soll jeder ihm schwören.
Nicht mit Gewalt sei gelöst dieser Knoten!'
So hat es jenes Orakel geboten.
Lange schon zähle ich nicht mehr die Namen
aller Bewerber, die hoffnungsvoll kamen.
Keinem, der restlos sein Hirnschmalz verbrauchte
und sich zuletzt nur die Finger verstauchte,
wollte das seltene Kunststück gelingen,
dieses Stück Bast mit der Hand zu bezwingen.
Viele schon mussten sich ruhmlos entfernen
und das Versagen bei Gordios lernen.
Sieh doch, da naht, die Sandalen voll Sand,
auch schon ein weiterer Glücksaspirant.
Wollen mal schauen, wie der sich so schlägt,
ob er das Ding um ein Jota bewegt."
Jener grüßt freundlich, besieht sich die Sache,
geht um den Wagen (fast scheint er vom Fache),
strafft seine Schultern und geht in die Hocke,
streicht aus der Stirn eine störende Locke,
zieht aus der Deichsel den eisernen Stift -
und elegant ist die Klippe umschifft.
Nur noch ein Ruckeln, schon hat er am End
Deichsel und Joch voneinander getrennt,
neigt sich recht höflich, spricht: "Bitte recht sehr!
War das Manöver denn wirklich so schwer?
Bester, wir trinken ein Glas miteinander!
Nennt mich den Großen. Für dich: Alexander."