Halbnorweger
Autor
Der Schmied
Die Aussicht ist trüb und von keiner Gestalt,
was einst so schön warm war, ist schmutzig und kalt,
sein Glück kann der Schmied zwar alleine gestalten,
doch sein Glanz ist längst weg und sein Lächeln verhalten,
einst träumte er laut, heute träumt er nur leise,
kann nicht raus aus der Haut, dreht sich unrund im Kreise,
und stolpert dabei - so wie er es nicht mag,
mit dem Wirkstoff im Blick - völlig blind in den Tag,
Meld Dich doch mal - hört er so viele sagen,
doch er meldet sich nicht, denn er kann's kaum ertragen,
dass sich alles entwickelt, und wächst und gedeiht,
doch er selbst ist dank Parkinson davon befreit,
doch er schlägt sich ganz wacker, ja er trotzt dieser Last,
greift mit zittriger Hand, nach dem letzten Stück Ast,
doch es fallen nur ungewollt Blätter zu Boden,
will er Ast, braucht er sicher ganz neue Methoden,
und das gilt für alles - für sein ganzes Leben,
was früher ganz leicht ging - muss er jetzt erstreben,
zum Leben - da muss er sich wohl dran gewöhnen,
gehört jetzt auch zunehmend Fluchen und Stöhnen,
Doch wo so viel Schatten ist, ist sicher auch Licht,
an Aufgeben denkt er ganz sicherlich nicht,
doch was bleibt noch - wo kann er denn jetzt noch gewinnen,
eventuell kann er sich darauf besinnen,
was ihn - nach wie vor richtig liebenswert macht,
wie er - es genießt, wenn er hemmungslos lacht,
dass er krank ist - aber immer noch mitten im Leben,
er hat nach wie vor noch eine Menge zu geben,
er kann Gutes tun, wenn er denn Gutes tun will,
da wo Andere laut sind, ist er vielleicht still,
Doch jetzt nur noch Trauern - er wäre ein Narr,
ob mit Tremor am Zittern, oder ganz steif und starr,
so bemüht er sich redlich, das Schöne zu sehen,
ja - denn irgendwie muss es ja eh weitergehen,
jeder Tag - jedes Tun kostet so viel mehr Kraft,
und er fragt sich, was habe ich heute geschafft,
dabei ist die Erwartung, die wir an uns haben,
viel zu hoch und wir sollten sie besser begraben,
Einen Maßstab, den gibt es mit Parkinson nicht,
denn man sucht in den dunkelsten Ecken nach Licht,
und da schließt sich der Kreis, wir sind wieder beim Schmied,
er steht vor der Glut und summt leise ein Lied,
warum musst' gerade er an der Krankheit erkranken,
und er ist es so leid, sich mit dieser zu zanken,
lang steht er da - ganz vertieft in Gedanken,
wie wird man fertig mit so einem Biest,
er überlegt, was das klügste ist - und er beschließt,
es besiegen das geht nicht, also hat er entschieden,
mit dem Parkinson schließt er auf Lebenszeit Frieden.
Morten Müller-Schnelle, 2018
Die Aussicht ist trüb und von keiner Gestalt,
was einst so schön warm war, ist schmutzig und kalt,
sein Glück kann der Schmied zwar alleine gestalten,
doch sein Glanz ist längst weg und sein Lächeln verhalten,
einst träumte er laut, heute träumt er nur leise,
kann nicht raus aus der Haut, dreht sich unrund im Kreise,
und stolpert dabei - so wie er es nicht mag,
mit dem Wirkstoff im Blick - völlig blind in den Tag,
Meld Dich doch mal - hört er so viele sagen,
doch er meldet sich nicht, denn er kann's kaum ertragen,
dass sich alles entwickelt, und wächst und gedeiht,
doch er selbst ist dank Parkinson davon befreit,
doch er schlägt sich ganz wacker, ja er trotzt dieser Last,
greift mit zittriger Hand, nach dem letzten Stück Ast,
doch es fallen nur ungewollt Blätter zu Boden,
will er Ast, braucht er sicher ganz neue Methoden,
und das gilt für alles - für sein ganzes Leben,
was früher ganz leicht ging - muss er jetzt erstreben,
zum Leben - da muss er sich wohl dran gewöhnen,
gehört jetzt auch zunehmend Fluchen und Stöhnen,
Doch wo so viel Schatten ist, ist sicher auch Licht,
an Aufgeben denkt er ganz sicherlich nicht,
doch was bleibt noch - wo kann er denn jetzt noch gewinnen,
eventuell kann er sich darauf besinnen,
was ihn - nach wie vor richtig liebenswert macht,
wie er - es genießt, wenn er hemmungslos lacht,
dass er krank ist - aber immer noch mitten im Leben,
er hat nach wie vor noch eine Menge zu geben,
er kann Gutes tun, wenn er denn Gutes tun will,
da wo Andere laut sind, ist er vielleicht still,
Doch jetzt nur noch Trauern - er wäre ein Narr,
ob mit Tremor am Zittern, oder ganz steif und starr,
so bemüht er sich redlich, das Schöne zu sehen,
ja - denn irgendwie muss es ja eh weitergehen,
jeder Tag - jedes Tun kostet so viel mehr Kraft,
und er fragt sich, was habe ich heute geschafft,
dabei ist die Erwartung, die wir an uns haben,
viel zu hoch und wir sollten sie besser begraben,
Einen Maßstab, den gibt es mit Parkinson nicht,
denn man sucht in den dunkelsten Ecken nach Licht,
und da schließt sich der Kreis, wir sind wieder beim Schmied,
er steht vor der Glut und summt leise ein Lied,
warum musst' gerade er an der Krankheit erkranken,
und er ist es so leid, sich mit dieser zu zanken,
lang steht er da - ganz vertieft in Gedanken,
wie wird man fertig mit so einem Biest,
er überlegt, was das klügste ist - und er beschließt,
es besiegen das geht nicht, also hat er entschieden,
mit dem Parkinson schließt er auf Lebenszeit Frieden.
Morten Müller-Schnelle, 2018