Hallo Demian,
da du dich vor allem auf meine Kritik beziehst, versuche ich ein paar Dinge aus meiner Sicht richtig zu stellen.
Demian S Lunaris schrieb:
ich sehe das mit dem Versmaß anders. Wenn man seine Texte darin einzwängen möchte, ist das ok, aber dass man nur dann "talentiert" oder ähnliches ist, das sehe ich nicht so.
Das sieht niemand so.
Und um beim Texten den Betonungstakt und Rythmus als Gestaltungsmittel zu nutzen, braucht man kein besonderes Talent. Das ist nur Technik und ein bisschen Übung.
Demian S Lunaris schrieb:
Der Reim hat trotzdem seine Daseinsberechtigung und, ja, der Lesefluss ist ein anderer, aber es ist dann eben auch ein anderer Stil.
Sehr moderne Texte, nämlich "Raps" nutzen haufenweise Reime, vorwiegend als Binnenreime (also nicht zum Abschluss eines Verses). Allerdings darf man nicht vergessen, dass dort der Rythmus durch die Musik vorgegeben wird, und dass er nicht dem natürlichen Sprechen entspricht.
Mein Ratschlag an Lina war ja, in unrythmisierten Prosatexten lieber an den sprachlichen Feinheiten zu feilen, als am Endreim zu hängen.
Demian S Lunaris schrieb:
Und beim Dichten finde ich sowieso Inhalt/ Aussage wichtiger als Struktur und diese schränkt Ersteres immer ein, denn Sprache hat Grenzen.
Man kann das selbstverständlich so tun, als ob es nur um Inhalte ginge. Aber was würde dann dieses Forum von einem Chat unterscheiden, oder von irgendeinem Forum für freien Gedankenaustausch?
Die Form und Struktur des Textes ist immer Teil des Gedichts. Auch wenn sie sich nicht an Gedichtformen, Metriken und Reimen orientiert. Gedichte, die das nicht zur Kenntnis nehmen, sind in meinen Augen wie einmal gesprochene Rede - meist Schall und Rauch.
Demian S Lunaris schrieb:
Vielleicht ist dieser Konservatismus vieler heutiger Dichter der Grund, dass Gedichte heute nicht besonders "angesagt" sind.
Meine Meinung.
Ich kenne keinen namhaften deutschen Dichter des 20. Oder 21. Jahrhunderts, der in der Sprache und Geisteshaltung von Goethe oder Wilhelm Busch schreibt oder geschrieben hat.
Ganz im Gegenteil - jede Zeit hat ihre Sprachen, ihre Philosophie und ihre Art, bestimmte Themen anzugehen.
Schwer zu ahnen, von wem du schreibst, wenn du vom Konservatismus heutiger Dichter schreibst.
Ansonsten gilt wie immer: selbverständlich ist es zulässig, sich einfach emphatisch mit Inhalten und Gefühlen auseinanderzusetzen.
Gruß von Lé.