Hayk
Autor
Vorbemerkung: Der Originaltitel stammt von Friedrich Wolf. Fr. Wolf war ein gebildeter Herr im diplomatischen Dienst der ehemaligen DDR und Schriftsteller. Nebenbei der Vater des Chefs der Hauptabteilung Spionage des Staatssicherheitsdienstes (Stasi) Mischa Wolf.
Seine Geschichte von der Weihnachtsgans Auguste wurde verfilmt und hatte im Fernsehen der DDR zur Weihnachtszeit etwa den Stellenwert wie "Diner for one" zu Silvester in der Bundesrepublik. Meisterhaft vorgetragen von dem Schauspieler Peter Bause.
Der "2. Teil" entstammt meiner Phantasie und hat nur von den Protagonisten her ein bisschen Ähnlichkeit mit Fr. Wolfs Original.

Vorgeschichte
Hab ich doch, ach! die Poesie,
die Medizin und Diplomatie
durchaus betrieben mit großer Müh.
Heiße Wolf, heiße Friedrich gar
und bin vor vielen, vielen Jahr`
in den Gauen des Rheinlands als Jude geboren,
hab bei den Nazis beinahe verloren
mein junges Leben; als Emigrant
via Wien floh ich nach Moskau, ins Sowjetland.
Zwei Söhne hatt ich, zwei Teufelsbraten,
sie waren sehr arg aus der Art geraten.
Der eine hieß Konrad, ein Regisseur!,
er war das erste Familienmalheur.
Der andre war Markus, "Mischa" genannt,
er war Erich Mielkes Meisterspion in diesem Land.
Dank einer Sabbatvision
schritt ich zu einer Adoption.
Zum Exempel, wie human die Wölfe sind,
adoptierte ich alter Wolf ein Kind.
Ein Gänslein, Auguste nannte ich sie,
es war ein süßes, schnattriges Federvieh.
Als ihre Pubertät vorüber,
machte sie in den Westen rüber.
Der Kammersänger Löwenhaupt
hat mir Augustchen dann geraubt.
"Ein Weihnachtsbraten!", jubelt der tumbe Tenor,
und holt zwecks Schlachtung ein Messer hervor.
Doch Gertrud, die Tochter, und Sohnemann Peter
konnten mit Mitleid und lautem Gezeter
die schon Gerupfte der Kasserolle entreißen.
Dafür will ich dankbar die Elohim preisen!
Intermezzo
Die Wölfe sind tot, die Jahre vergingen,
allüberall hört man Weihnachtslieder singen.
Bei Löwenhaupts - verarmt, sie bekamen Hartz vier -
stand Heiligabend vor der Tür.
"Der Kühlschrank ist leer! Verdammt noch einmal!
Erst kommt das Fressen und dann die Moral!
Wir werden zum Fest die Auguste verputzen,
um die Gans tuts mir Leid, unserm Magen wirds nutzen."
Die eigentliche Tragödie
Rainer, der Vetter und Meister des Herdes aus Hessen.
weilte als Gast in Löwenhaupts Familie.
Gaumenfreuden kündend sagte er an: "Ich zaubre euch ein Weihnachtsessen.
Äpfel brauch ich, Beifuss, Klöße, auch ein Bündchen Petersilie,
Bier und Honig, Zucker, Speck - und Pflaumen, aber schön entsteinte,
und die Gans Auguste!" Keiner sah, dass Peter schniefte, Gertrud weinte.
Hingemordet sinkt Auguste vor dem Schlächter nieder.
Aus dem Zimmer nebenan ertönen frohe Weihnachtslieder.
Bald ist die Gans gerupft,
das letzte Fläumchen ausgezupft.
Inner- und auch äußerlich gesalzen, gepfeffert und mit Beifuss eingerieben,
im Bauche Äpfel, Pflaumen, Speckes Grieben,
ein wenig Schwarzbrot darfs noch sein, -
so geht es in den Ofen rein.
Nicht nur der Gaumen soll genießen!
Die Gans sei auch den Augen bon plaisier!
Drum wollen wir sie ab und zu begießen
während des Schmorens im Ofen mit Honig und Bier.
Wohlan!, der Braten scheint gelungen!
"Vom Himmel hoch" wird laut gesungen.
Mit Klößen, Rotkohl, Petersilie hübsch garniert
wird die Gans den Löwenhaupts serviert.
Und so beginnt Augustens letzte Reise.
Der Beifall der Hungrigen gilt dem vorzüglichen Koch, unserm Rainer!
Vater Löwenhaupt erhebt das Glas, die Mutter sagt: "Bon voyage!"
mit Blick auf Auguste, - die ganze Bagage
sitzt vor den Tellern, - gefressen hat keiner.
Seine Geschichte von der Weihnachtsgans Auguste wurde verfilmt und hatte im Fernsehen der DDR zur Weihnachtszeit etwa den Stellenwert wie "Diner for one" zu Silvester in der Bundesrepublik. Meisterhaft vorgetragen von dem Schauspieler Peter Bause.
Der "2. Teil" entstammt meiner Phantasie und hat nur von den Protagonisten her ein bisschen Ähnlichkeit mit Fr. Wolfs Original.

Vorgeschichte
Hab ich doch, ach! die Poesie,
die Medizin und Diplomatie
durchaus betrieben mit großer Müh.
Heiße Wolf, heiße Friedrich gar
und bin vor vielen, vielen Jahr`
in den Gauen des Rheinlands als Jude geboren,
hab bei den Nazis beinahe verloren
mein junges Leben; als Emigrant
via Wien floh ich nach Moskau, ins Sowjetland.
Zwei Söhne hatt ich, zwei Teufelsbraten,
sie waren sehr arg aus der Art geraten.
Der eine hieß Konrad, ein Regisseur!,
er war das erste Familienmalheur.
Der andre war Markus, "Mischa" genannt,
er war Erich Mielkes Meisterspion in diesem Land.
Dank einer Sabbatvision
schritt ich zu einer Adoption.
Zum Exempel, wie human die Wölfe sind,
adoptierte ich alter Wolf ein Kind.
Ein Gänslein, Auguste nannte ich sie,
es war ein süßes, schnattriges Federvieh.
Als ihre Pubertät vorüber,
machte sie in den Westen rüber.
Der Kammersänger Löwenhaupt
hat mir Augustchen dann geraubt.
"Ein Weihnachtsbraten!", jubelt der tumbe Tenor,
und holt zwecks Schlachtung ein Messer hervor.
Doch Gertrud, die Tochter, und Sohnemann Peter
konnten mit Mitleid und lautem Gezeter
die schon Gerupfte der Kasserolle entreißen.
Dafür will ich dankbar die Elohim preisen!
Intermezzo
Die Wölfe sind tot, die Jahre vergingen,
allüberall hört man Weihnachtslieder singen.
Bei Löwenhaupts - verarmt, sie bekamen Hartz vier -
stand Heiligabend vor der Tür.
"Der Kühlschrank ist leer! Verdammt noch einmal!
Erst kommt das Fressen und dann die Moral!
Wir werden zum Fest die Auguste verputzen,
um die Gans tuts mir Leid, unserm Magen wirds nutzen."
Die eigentliche Tragödie
Rainer, der Vetter und Meister des Herdes aus Hessen.
weilte als Gast in Löwenhaupts Familie.
Gaumenfreuden kündend sagte er an: "Ich zaubre euch ein Weihnachtsessen.
Äpfel brauch ich, Beifuss, Klöße, auch ein Bündchen Petersilie,
Bier und Honig, Zucker, Speck - und Pflaumen, aber schön entsteinte,
und die Gans Auguste!" Keiner sah, dass Peter schniefte, Gertrud weinte.
Hingemordet sinkt Auguste vor dem Schlächter nieder.
Aus dem Zimmer nebenan ertönen frohe Weihnachtslieder.
Bald ist die Gans gerupft,
das letzte Fläumchen ausgezupft.
Inner- und auch äußerlich gesalzen, gepfeffert und mit Beifuss eingerieben,
im Bauche Äpfel, Pflaumen, Speckes Grieben,
ein wenig Schwarzbrot darfs noch sein, -
so geht es in den Ofen rein.
Nicht nur der Gaumen soll genießen!
Die Gans sei auch den Augen bon plaisier!
Drum wollen wir sie ab und zu begießen
während des Schmorens im Ofen mit Honig und Bier.
Wohlan!, der Braten scheint gelungen!
"Vom Himmel hoch" wird laut gesungen.
Mit Klößen, Rotkohl, Petersilie hübsch garniert
wird die Gans den Löwenhaupts serviert.
Und so beginnt Augustens letzte Reise.
Der Beifall der Hungrigen gilt dem vorzüglichen Koch, unserm Rainer!
Vater Löwenhaupt erhebt das Glas, die Mutter sagt: "Bon voyage!"
mit Blick auf Auguste, - die ganze Bagage
sitzt vor den Tellern, - gefressen hat keiner.