N'Abend,
ich bin zwar kaum noch hier, aber ich habe deine Vorstellung eben gelesen, als ich mal wieder hereinschaute, und habe vernommen, dass du an ernsthafter Textarbeit, bzw. Verbesserung deiner Werke Interesse hast.
Bevor ich an diesem Werk ein wenig aufzeige, was in meinen Augen misslungen ist, möchte ich dir ein, zwei Worte mit auf den Weg geben, die sich ganz allgemein von Gedichten handeln.
Ein Gedicht ist eine Überhöhung der Sprache, eine Kunstform und dies leiten viele schnell damit ab, dass Gedichte Gefühle sind. Dies mag durchaus der Fall sein, aber nicht in erster Linie. Nicht nur, dass Kunst von können kommt, nicht von wollen, auch steckt im Begriff Kunsthandwerk das wirklich elementare drin: Dichten ist letztlich Übung, Arbeit, Anstrengung und Ausdauer. Unbestritten, dass ein gewisses Talent von Vorteil ist, aber viel macht der Wille aus. Man muss versuchen das Schriftstück nicht primär als Verarbeitung der eigenen Gefühle zu sehen, sondern versuchen von außen draufblicken zu können, und zu überlegen, wie viel dann noch von dem vorhanden ist, was ich als Autor ausdrücken möchte. Bedenke immer, der Leser hat sein eigenes Leben mit anderen Voraussetzungen. Das, was euch verbindet, ist die Kognitation.
Nun denn, dein Werk soll, so vermute ich, Sehnsucht ausdrücken und auch Zusammenhalt, Verbundenheit. Du hast jedoch, wie Torsul schon anmerkte, das Problem, dass es sich eher wie ein Kindervers, ein Merksprüchlein anhört. Dies liegt in erster Linie daran, dass du einen Paarreim verwendest, dieser fungiert meist als humoristisches Element, ihn anders einzusetzen bedarf meist sehr viel Übung. Ebenso machen die teils krampfhaften Inversionen (Satzverdrehungen) nicht wirklich einen ernsten Eindruck, sondern wirken einzig und alleine bemüht.
Beispielhaft ist auch die erste Strophe. Das Nennen von "du und ich, ich und du", wirkt ob der Wiederholung eher lustig, der zweite Vers ist dann recht umgangssprachlich, vor allem das "dazu" wirkt ein wenig dem Reim geschuldet. Zudem tragen die ersten Verse kaum Bilder/Metaphern/Symbole mit sich. Je weniger vorhanden sind, desto leichter rutschen Verse in eine Rolle von Merksätzchen, welche kaum noch lyrischen Anspruch haben.
Daher wäre es doch viel interessanter, wenn du dir ein paar charakteristische Bilder überlegst, diese als Metapher, Symbol etc. verflechtest und somit das ausdrückst, was du sagen willst.
Am Beispiel der dritten Strophe: Was kommt dir bei Sehnsucht, Ferne, Verbote, Angst, nicht aufgeben in den Sinn?
Soviel vorerst, vielleicht hilft es schon ein wenig.
Flo