notiz: ich sehe gerade, dass dieses gedicht als rätselgedicht gelesen wird. dann vielleicht meinen kommentar nicht lesen, wer gerne selbst rätseln möchte, da ich doch eine menge interpretation und womöglich auch inspirationsgeschichte geschrieben habe.
hallo seeadler,
zu deinem titel dummeliese fiel mir sofort mir ein altes gedicht aus meiner kindheit ein. ich habe es gerade einmal gegoogelt und da der verfasser unbekannt ist, darf ich es wohl hier auch verlinken:
dumme liese
im gegensatz zu deinem gedicht kommen bei dieser dummen liese recht ansehnliche bewerber, die mit ihr tanzen wollen (brautwerbung). aber sie weist alle ab mit der begründung, sie warte auf einen könig. doch da nie ein könig kommt, entscheidet sie sich schließlich, den armen schweinehirt zu nehmen. zu einer zeit, als sich die frauen noch durch eine möglichst reiche heirat absichern mussten, mag das dumm gewesen sein. aus heutiger sicht ist mir die liese durchaus sympathisch in ihrem handeln, falls sie den schweinehirten liebte und nicht nur als notnagel benutzte. aber die anrede in dem gedicht mit "lieber stoffel" scheint mir darauf hinzuweisen, dass hier gefühle im spiel waren und so ist sie bestimmt glücklicher geworden als mit einem reichen typen, der sie in einen goldenen käfig sperren würde.
aber genug von dem anderen gedicht und hin zu deinem. deine liese pflückt blumen auf der wiese und träumt dabei vor sich hin. hier erscheint tatsächlich ein prinz, der um ihre hand anhält. sein ausspruch: "ich bin dein schatten" könnte natürlich darauf hinweisen, dass sie immer noch träumt, sich diesen prinzen herbeiträumt und er real gar nicht da ist. aber ich nehme an, er ist da. für mich liegt in diesem ausdruck auch etwas bedrohliches, stalkermäßiges, denn einen schatten wird man nicht bzw. nur sehr schwer los.
trotz (leichter) gegenwehr verliebt sie sich: er nimmt ihr herz in beschlag. was eigentlich etwas schönes sein sollte, also liebe, klingt hier ebenfalls eher wie ein raub, wie eine böse tat. denn nun hat er ihr herz, sie kann nicht mehr weg und ist quasi eine gefangene, von seinem schatten bewacht. es ist interessant, wie du in diesem gedicht dem thema liebe eine ganz andere, bedrohliche note verleihst. vielleicht hätte diese liese ja doch lieber auf den schweinehirten gewartet, aber nun ist es zu spät.
am ende komme ich wieder auf den anfang zurück, der da lautet: "der film beginnt". denn wie im märchenfilm kommt der prinz auf seinem schwarzen! (oha, noch ein hinweis auf seine dunklen absichten) pferd daher und pflückt sich quasi die liese aus der wiese. das dumme an der liese in dem fall ist, dass sie es geschehen lässt, mit geringer gegenwehr zwar, aber sie lässt sich in den goldenen käfig sperren.
interessant und gut gelungen finde ich auch dein reimschema. nur der reim "kommende - genommen", der von dir sicherlich so beabsichtigt ist, gefällt mir gar nicht.
liebe grüße
sofakatze