Aktuelles
Gedichte lesen und kostenlos veröffentlichen auf Poeten.de

Poeten.de ist ein kreatives Forum und ein Treffpunkt für alle, die gerne schreiben – ob Gedichte, Geschichten oder andere literarische Werke. Hier kannst du deine Texte mit anderen teilen, Feedback erhalten und dich inspirieren lassen. Um eigene Beiträge zu veröffentlichen und aktiv mitzudiskutieren, ist eine Registrierung erforderlich. Doch auch als Gast kannst du bereits viele Werke entdecken. Tauche ein in die Welt der Poesie und des Schreibens – wir freuen uns auf dich! 🚀

Feedback jeder Art Eine handvoll Erde

Hier gelten keine Vorgaben mit Ausnahme der allgemeinen Forenregeln.
  • Lichtsammlerin
    letzte Antwort
  • 6
    Antworten
  • 574
    Aufrufe
  • Teilnehmer
 
Du kamst bis hierher um niemand zu sein
um den Rückweg einem Fremden preiszugeben
der aus den Schatten tritt und behauptet
die Erde unter deinen nackten Füßen
sei so gut wie der Lehm aus dem
deine letzte Rippe geknetet ist
und das Grab jeder Nacht
wenn Anfang August die Felder noch glühen
und dir der Mais über den Kopf steigt
also kniest du zwischen den Stauden
während die Sonne eine Stunde weiter rückt
und er das Sichtbare aushöhlt
 
die Wülste der gelben Dolden so satt
und reich wie deine Zunge das Lied
seiner Hingabe zwischen den Zähnen wetzt
bis deine Furcht in dem Saft ertrinkt
der die Felder düngt in Zeiten der Entbehrung
weil kein Regen fällt und du hast gelogen
du gewöhnst dich angeblich nur an die Erde weil
deine Flügel schmerzen doch in Wahrheit
hast du vergessen wie sie dich tragen
und wo der Weg zu den Sternen ist
 
aber noch ist sein Atem das Versprechen
die neue Leere im Innern zu füllen während
verschwitzte Hände deine Wangen halten
wie eine Vase ein leeres Gefäß für die
Sehnsucht einer sommerlichen Glut
für die du Vergebung suchst weil Gnade
kein Wort von Bedeutung ist und der
Unterschied zwischen Liebe und Wahn
darin besteht wie du die Zunge bewegst
wenn der Geruch der Erde sich
mit Tränen und Schweiß vermischt
bis der Tag in Dämmerung zerfließt und du
aufstehst um den Dreck von der Haut
zu wischen wo sie den Boden küsste
mit einer Hingabe wie sie nur jemand spürt
der übt die Körper zu durchdringen
 
sein Blick noch nass vernäht deine Lippen
und ein Mund sich auszuleeren während er
sich wieder anzieht und aus dem Urwald
aus zehn Quadratmetern Maisstauden tritt
und dir befiehlt zu warten bis keine Spur
zurück zu ihm führt und du auch den eigenen
Namen nur als flüchtigen Schatten erinnerst
also stehst du mit geschlossenen Augen
im schließenden Zug des Tages und bittest
die Nacht um sanftere Stille als die
eines mit Schweigen gestopften Mundes
wenn du bis nirgends gehst um jemand zu sein
der längst keine Wurzeln mehr findet als die
seiner gestutzten Flügel
 
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
Du findest mich sprachlos hier,
vor diesem fulminanten Werk,
das mich gleichermaßen erschüttert
wie ratlos zurückläßt.
 
Nachtrag: Ich werde das wohl noch oft lesen müssen - es rüttelt ganz stark durch.
 
lG Sternenherz
 
 
 
Hallo Lichtsammlerin 
Ich denke es handelt sich hier um die Schilderung einer traumatischen Erfahrung. Ich wünsche dem lyrischen Ich die Kraft zu kämpfen und zu siegen 
Liebe Grüße anais 
 
Fulminant intensiv, todtraurig und voll schneidender Stille nach dem Lesen, nach dem Denken an diese Tat und ihre Folgen.  
Das Erleben ist eine tiefe Verletzung. Das Lesen auch.  
Ich umarme dich,  ohne zu berühren.  
Sonja 
 
Hallo Sternenherz,
 
danke dir.. ich bin berührt, welche Wirkung diese Worte auf dich haben.
wie ratlos zurückläßt.
Darf ich fragen, weshalb "ratlos"?
 
Liebe Grüße Lichtsammlerin
 
----------------------------------------------------------------------------
 
Liebe anais,
 
ja, da denkst du richtig, die Worte schildern ein traumatisches Erlebnis.
LI wird sicher viel Kraft brauchen, damit umzugehen. Danke dir für die Wünsche..
 
Liebe Grüße Lichtsammlerin
 
----------------------------------------------------------------------------
 
Liebe Sonja,
 
gleich zweimal das Wort "fulminant" unter einem Gedicht. Wow.
voll schneidender Stille nach dem Lesen, nach dem Denken an diese Tat und ihre Folgen.  
eben dies fühlte ich, nachdem ich die Worte nieder geschrieben hatte. Die Stille war schneidend.. sehr treffend gesagt!
Das Erleben ist eine tiefe Verletzung. Das Lesen auch.  
Verletzen möchte ich niemanden durch das Lesen. Die Verletzung des Erlebten ist wohl groß genug. Aber vielleicht birgt es eine Chance, nachempfinden zu lassen, ohne selbst erleben zu müssen. Und so diese Wirklichkeit begreifbar zu machen.. Danke dir fürs Mitgehen und Fühlen.
 
Liebe Grüße Lichtsammlerin
 
Liebe Lichtsammlerin, dein Text geht unter die Haut.  Wortgewalt aus der Ambivalenz negativer und traumatischer Erfahrungen. So meine Empfindung beim lesen. Herzlichst Elmar
 
Lieber Elmar,
 
- unter die Haut gehen -
manchmal erschrecke ich, wie Worte dies vermögen. Wie sie einem so wirklich werden können, obwohl es das Erleben eines anderen ist. Deine Empfindungen zeigen mir das einmal mehr..
Das Erlebnis selbst, diese traumatische Erfahrung, ging wohl wortwörtlich wie emotional unter die Haut, die körperliche Ebene kann (zum Glück) nicht von außen nacherlebt werden, aber wohl ein Stück der emotionalen.
Danke dir fürs Hineinfühlen in diesen Schrecken..
 
Liebe Grüße Lichtsammlerin
 
  • Lichtsammlerin
    letzte Antwort
  • 6
    Antworten
  • 574
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Zurück
Oben