Lichtsammlerin
Autorin
Du kamst bis hierher um niemand zu sein
um den Rückweg einem Fremden preiszugeben
der aus den Schatten tritt und behauptet
die Erde unter deinen nackten Füßen
sei so gut wie der Lehm aus dem
deine letzte Rippe geknetet ist
und das Grab jeder Nacht
wenn Anfang August die Felder noch glühen
und dir der Mais über den Kopf steigt
also kniest du zwischen den Stauden
während die Sonne eine Stunde weiter rückt
und er das Sichtbare aushöhlt
die Wülste der gelben Dolden so satt
und reich wie deine Zunge das Lied
seiner Hingabe zwischen den Zähnen wetzt
bis deine Furcht in dem Saft ertrinkt
der die Felder düngt in Zeiten der Entbehrung
weil kein Regen fällt und du hast gelogen
du gewöhnst dich angeblich nur an die Erde weil
deine Flügel schmerzen doch in Wahrheit
hast du vergessen wie sie dich tragen
und wo der Weg zu den Sternen ist
aber noch ist sein Atem das Versprechen
die neue Leere im Innern zu füllen während
verschwitzte Hände deine Wangen halten
wie eine Vase ein leeres Gefäß für die
Sehnsucht einer sommerlichen Glut
für die du Vergebung suchst weil Gnade
kein Wort von Bedeutung ist und der
Unterschied zwischen Liebe und Wahn
darin besteht wie du die Zunge bewegst
wenn der Geruch der Erde sich
mit Tränen und Schweiß vermischt
bis der Tag in Dämmerung zerfließt und du
aufstehst um den Dreck von der Haut
zu wischen wo sie den Boden küsste
mit einer Hingabe wie sie nur jemand spürt
der übt die Körper zu durchdringen
sein Blick noch nass vernäht deine Lippen
und ein Mund sich auszuleeren während er
sich wieder anzieht und aus dem Urwald
aus zehn Quadratmetern Maisstauden tritt
und dir befiehlt zu warten bis keine Spur
zurück zu ihm führt und du auch den eigenen
Namen nur als flüchtigen Schatten erinnerst
also stehst du mit geschlossenen Augen
im schließenden Zug des Tages und bittest
die Nacht um sanftere Stille als die
eines mit Schweigen gestopften Mundes
wenn du bis nirgends gehst um jemand zu sein
der längst keine Wurzeln mehr findet als die
seiner gestutzten Flügel