Carolus
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Eine Quelle der Glückseligkeit
Noch Nacht, doch nah der Tag.
Unruhe hat sie vom Lager getrieben.
Zu sich kommen will sie! Woher aber
ist sie gekommen? Und wohin soll es gehen?
Hemmungslos und ungefragt
stürmen Gedanken auf sie ein,
bedrängen sie mit Terminen,
Aufgaben, Pflichten und Notwendigem.
Soll sie, während die Regionalbahn
ihren Augenblick durchquert, zuerst
an der Kaffeestation Halt machen?:
„Aussteigen in Fahrtrichtung links!“
Fast unbemerkt klingen Teile einer
sanften Melodie in ihren Ohren.
Chopin singt, setzt sich, lässt erste Töne
die Tasten rauf und runter hüpfen,
Gulda, übernimmt diese, führt sie weiter,
reizt die Tänzerin zu impulsivem Bewegen,
windet ihr Blütenkränze ums Herz,
belebt sie mit Glücksempfinden von Kopf bis Fuß.
Etwas in ihr hat sich geöffnet.
Sie fühlt sich stark und reich beschenkt.
Erwacht füllen ihre Sinne
den Morgen mit prallem Leben.
Im Flusse solchen Fühlens tanzt sie sanft,
gelöst und wild zu allen Tempi,
in welchen Arten von Takt auch immer,
erfährt sich als Königin und Gebieterin
über ihr eigenes Empfinden und Denken,
rundum erfüllt von reinem Körperglück.
(„Carolus“ in „poeten.de“ 25.01.2025)