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Feedback jeder Art Fiebertraum

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  • gummibaum
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Cheti

Autor
ATLANTIS, Reich – geformt aus sieben Ringen
     von Tempelpracht, Kanälen und von Bäumen,
     durch die hindurch die Götterhymnen klingen –,
 
ich wende mich Dir zu in meinen Träumen,
     damit gelöscht das Fieber, das mich peinigt,
     in Fluten wird, die Deine Mauern säumen!
 
Sind wir sodann in Innigkeit vereinigt,
     spür‘ ich den Groll der tausend Wasser stürzen
     auf uns hinab: Vom sanften Quell gesteinigt!
 
Ach, würde es das Leben mir verkürzen,
     so spränge ich gar willig in die Wellen,
     wenn weiterhin Sirenen mich bezirzen.
 
Geehrte Stadt, hörst Du nicht ihren hellen
     Verlobungssang, der in den Tempelhallen
     ein Echo wirft mit lieblichen Appellen?
 
Bald sind darob die Weihstätten verfallen.
     Das Wasser steigt und löscht die Fluchtgedanken
     der Priester aus, die sich an Götzen krallen.
 
Vergeben sind die Sünden und die Kranken
     sogleich befreit von ihrem ärgsten Leiden,
     mit dem sie schon so lang durchs Dunkel wanken!
 
Ist dies jedoch – sag, muss man sie beneiden? –
     Erlösung oder Glück in ihrem Leben?
     ...und wird an mir das Schicksal sich auch weiden?
 
Es ist so heiß trotz eisig kalter Beben,
     die Wog‘ um Wog‘ die stärksten Wälle brechen.
     Am Meeresgrund wird es Genesung geben.
 
Bloß nicht für mich! Dämonenstimmen sprechen
     den Bannfluch aus im Antlitz der Ruinen
     und wollen sich für alle Freuden rächen.
 
Ich bin zu schwach! Und darum folg‘ ich ihnen
     zum weiten Feld, wo einst noch Häuser standen –
     an Bildern reich von springenden Delfinen,
 
die nunmehr hier die neue Heimat fanden:
     Das Leben blüht im Angesicht des Todes,
     fern vom Gestad‘, an dem Tsunamis branden.
 
Zum Himmel steigt ein letzter Hauch des Odes.
     Dann wird es still, da alle Menschen schweigen
     im Strahlenglanz des blassen Wintermondes.
 
Ja, auch ich selbst – beweint von Engelreigen –
     vergehe bald im Schatten des Theaters
     und wollte doch hin zur Empore steigen!
 
An diesem Ort, wo Statuen des Vaters
     der Götterschar aus feinster Bronze stehen,
     wär‘ mir dort kalt (am Rand des hohen Kraters)?
 
O könnte ich von droben alles sehen,
     wofür Du, Stadt, so segenreich besungen,
     bevor wir zwei von strengem Sturmeswehen
 
und Ozean mit Haut und Haar verschlungen? –
     Den Platz aus Gold, wo hundert Fahnen wehten? –
     Die Prachtallee des Heeres (unbezwungen)?
 
Ein Fischschwarm schnellt anstatt eines Kometen
     nun durch die Nacht und in den Gräberhügeln
     liegt kein Gebein; es ruhen bloß noch Gräten.
 
Nur ein Verlust kann mich nunmehr beflügeln
     – dem Tod geweiht –, dass ich zur Oberfläche
     entflieh‘, bevor mich die Dämonen prügeln:
 
Damit ich nicht wie Deine Mauern breche,
     lass ich Dich los, Du Trugbild meiner Sinne,
     und fahre auf – mein Mut zwingt alle Schwäche! –,
 
auf dass ich so dem Fiebertraum entrinne,
     entschwebe in die Ewigkeit der Ferne
     und ebendort die Seligkeit gewinne
wie über mir das Licht der letzten Sterne!
 
Hallo Cheti,
 
Hui, das ist ja ein sehr kunst- und anspruchsvolles Werk in einer seltenen Form, das auf alle Fälle Beachtung verdient!
 
Ich werde es später noch mal genauer lesen. Beim ersten Überfliegen hatte ich an 3 Stellen Betonungsprobleme.
(Kleinen Moment ...)
 
(1)
Bald sind darob die Weihstätten verfallen.
 
Hier müsste ich von "Weihstätten" die letzte Silbe betonen, um im Takt zu bleiben. Das geht notfalls, aber gerne tu ich's nicht, ich empfinde es als unnatürlich.
 
(2)
und wollte doch hin zur Empore steigen!
 
Hier fiele mir das Betonen wesentlich leichter, wenn "doch" und "hin" einfach herumgedreht wären, was am sprachlichen Stil ansonsten nichts ändern würde.
 
(3)
Ein Fischschwarm schnellt anstatt eines Kometen
 
Ja, aber, wie oben bei (1). Bei "eines" betone ich nur sehr ungern die 2. Silbe (natürliche Wortbetonung).
 
Alle Achtung jedenfalls für dieses hochkarätige Stück!
 
Schönen Gruß:
Uwe
 
 
Hi @Cheti,
 
ein wahrlich seltener Besuch! 
Und zurück mit einem wahrlich imposanten Werk, dass das Schicksal, Sehnen, Hoffen, Bangen eines Einzelnen, mit dem großen ganzen, im Weltenlauf manifestieren Schicksals des Mythenreiches Atlantis vereinigt. 
Sehr abgehoben poetisch das ganze, und ließt sich sehr "antik" in der Wortwahl. Sticht daher (für mich) auch angenehm ins Auge. Das Monumentale ließt sich definitiv aus deinen Zeilen heraus. 
 
Mega!
 
LG JC
 
 
PS: Hast du dir jetzt die griechischen Mythen vorgenommen? Oder kam die Inspiration beim Lesen von Platon? 
 
 
Hallo Cheti,
 
das ist wahrlich ein Meisterwerk mit purer Wortkunst. Ich habe es zweimal laut gelesen und nun habe ich Kiefergelenkschmerzen.;-) Das habe ich immer nach solcher Wortakrobatik. Inhaltlich habe ich noch nicht alles verarbeitet, aber sprachlich und formal ist es für mich ein absolutes Highlight! Das wäre ein super Poetry Slam Text, zumindest lese ich es so.;-) Mini Schönheitsfehler "Walle".
 
Vielen Dank für diesen Lesgenuss!
 
Lieben Gruß, Letreo
 
Hallo @Stavanger, @Joshua Coan und @Letreo71,
 
vielen Dank für euer positives Feedback! Im Sinne des Fiebertraums werde ich die "Unperfektion" ausnahmsweise so beibehalten.
 
ein wahrlich seltener Besuch!
...und es wird auch mein letzter sein. Das Gedicht ist für mich der runde Abschluss einer sehr schönen Zeit, deren Begeisterung allerdings schon seit ein paar Jahren nicht mehr aufflammen will.
 
Liebe Grüße
Cheti
 
Du kannst jederzeit wiederkommen. Leute kommen, Leute gehen...
Wer weiß, vielleicht packt es dich irgendwann wieder. 
 
Und du hast hier auch deine treuen leser. 
 
LG JC
 
@Stavanger
 
 
 
Moin. 
 
Ich werde es später noch mal genauer lesen. Beim ersten Überfliegen hatte ich an 3 Stellen Betonungsprobleme.


(Kleinen Moment ...)
 
Früher hatte ich auch Probleme so wie du. Ich habe danach gegoogelt und fand das.
 
Schwebende Betonung, von Wikipedia. 
Ich habe mir die Verse, die du aufgesucht hattest, angeschaut. Alles in Ordnung, 
 
Guten Rutsch
 
@Cheti
 
 
Moin.
 
Gut geschrieben, aber mir ist das Gedicht etwas zu lang. Da reicht mir schon ein Sonett, von der Länge her. Aber der Inhalt, Atlantis, weckt schon mein Interesse. Und die Reißleine ziehen, mit Gedichte zu schreiben ist vermutlich falsch. Es kommen immer wieder Eindrücke von der Natur, oder andere Begebenheiten, die dich fesseln und animieren darüber zu schreiben und dafür bist du hier ganz richtig aufgehoben.
 
 
Tschüss.
 
 
 
 
 
Lieber Cheti,
 
ein beeindruckendes Werk, wohlstrukturiert, so dass Handlung und Gedanken in ihrem Forteilen nicht auseinanderfallen.
Drei Verse pro Strophe, drei Reimworte, die über die Verse hinweggreifen und sie verklammern, durchgängig elfsilbige Jamben mit klingenden Kadenzen, so dass der Text wie eine antike Ode sangbar scheint. 
 
Das (nach Platon) bei einem Erdbeben versinkende Atlantis lockt das LI, mit ihm ins kühlende Meer zu tauchen, um das Feuer der Fieberträume zu löschen. Aber die glücksneidenden Dämonen folgen ihm auch auf den Meeresgrund bis ins verfallende antike Theater nach. Es muss wieder auftauchen, das Trugbild hinter sich lassen, in die Gegenrichtung, die überirdische Ferne und Ewigkeit streben, um Erlösung und Seligkeit durch eine Vereinigung mit ihnen zu erlangen.   
 
Ein schöner Handlungsbogen. Mit großer Freude gelesen.
 
LG gummibaum      
 
 
 
  • gummibaum
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