Cornelius
Autor
Dämmernd geht der Tag zur Neige,
als ich auf die Treppe steige,
welche den, der Durst verspürt,
in das alte Brauhaus führt.
Ob man hier zu brauen weiß
und, wenn ja, zu welchem Preis?
Wäre hier, mit einem Wort,
wohl der recht gewählte Ort,
um am blank gewischten Tresen
von dem Kummer zu genesen,
den die Welt, so wie sie läuft,
alle Tage auf uns häuft?
Meiner Neugier wird zum Lohne
blondes Pils mit weißer Krone.
Meine müden Blicke wandern
nun von einem Punkt zum andern,
von der Köchin schlanker Taille
zur Plakette aus Emaille,
die, vom Putzschwamm angefeuchtet,
neben mir am Zapfhahn leuchtet.
Weiße Schrift auf blauem Grund
gibt es jedem Auge kund:
"Morgen Freibier", strahlt es hell.
Morgen fließt umsonst der Quell!
Diese schönen Hieroglyphen
gilts auf ihren Sinn zu prüfen.
Ja, mir scheint es ohne Frage,
dass dies Schildchen allen sage:
"Morgen schäumt das Nass im Becher
ohne Rechnung für den Zecher!"
Grund, auf morgen sich zu freuen
und das Aufstehn nicht zu scheuen.
Tags darauf im selben Raum
wach ich auf aus meinem Traum.
Nicht, dass ich den Gang bereute,
doch auch heute ist halt - heute.
Und das Schild sagt unverborgen:
"Bier für lau, das gibt es morgen."
Hier im Reiche des Gambrinus
wird aus einem Plus kein Minus.
Täglich grüßt dasselbe Bild:
"Morgen", sagt das kleine Schild,
"Morgen, liebe Stammkundschaft,
gibt es Gratis-Gerstensaft."
Endlich wird mir offenbar,
was doch offenkundig war:
Die Plakette ist nur Zier,
kein Coupon für freies Bier.
Die Erkenntnis, knochenhart:
Eisern hält die Gegenwart
uns mit unsichtbaren Zangen
stets im Heute fest gefangen,
und ich darf, bei allem Streben,
jenes "Morgen" nie erleben.
P. S.:
Ehe ich noch ganz verarmt,
hat der Wirt sich doch erbarmt...
als ich auf die Treppe steige,
welche den, der Durst verspürt,
in das alte Brauhaus führt.
Ob man hier zu brauen weiß
und, wenn ja, zu welchem Preis?
Wäre hier, mit einem Wort,
wohl der recht gewählte Ort,
um am blank gewischten Tresen
von dem Kummer zu genesen,
den die Welt, so wie sie läuft,
alle Tage auf uns häuft?
Meiner Neugier wird zum Lohne
blondes Pils mit weißer Krone.
Meine müden Blicke wandern
nun von einem Punkt zum andern,
von der Köchin schlanker Taille
zur Plakette aus Emaille,
die, vom Putzschwamm angefeuchtet,
neben mir am Zapfhahn leuchtet.
Weiße Schrift auf blauem Grund
gibt es jedem Auge kund:
"Morgen Freibier", strahlt es hell.
Morgen fließt umsonst der Quell!
Diese schönen Hieroglyphen
gilts auf ihren Sinn zu prüfen.
Ja, mir scheint es ohne Frage,
dass dies Schildchen allen sage:
"Morgen schäumt das Nass im Becher
ohne Rechnung für den Zecher!"
Grund, auf morgen sich zu freuen
und das Aufstehn nicht zu scheuen.
Tags darauf im selben Raum
wach ich auf aus meinem Traum.
Nicht, dass ich den Gang bereute,
doch auch heute ist halt - heute.
Und das Schild sagt unverborgen:
"Bier für lau, das gibt es morgen."
Hier im Reiche des Gambrinus
wird aus einem Plus kein Minus.
Täglich grüßt dasselbe Bild:
"Morgen", sagt das kleine Schild,
"Morgen, liebe Stammkundschaft,
gibt es Gratis-Gerstensaft."
Endlich wird mir offenbar,
was doch offenkundig war:
Die Plakette ist nur Zier,
kein Coupon für freies Bier.
Die Erkenntnis, knochenhart:
Eisern hält die Gegenwart
uns mit unsichtbaren Zangen
stets im Heute fest gefangen,
und ich darf, bei allem Streben,
jenes "Morgen" nie erleben.
P. S.:
Ehe ich noch ganz verarmt,
hat der Wirt sich doch erbarmt...