GEDICHT UND PFLICHT
Bilden wir uns nicht manchmal ein,
grosse Dichter zu sein?
Doch meist fuehlen wir uns
völlig unbedeutend, winzig klein
Dann moechten wir lieber
aufs Dichten verzichten und uns
nach der unpoetischen Welt richten
Sollten wir uns nicht besser
dem Banalen, dem Greifbaren, dem Realen,
dem Wesentlichen verpflichten,
statt unser Denken und Empfinden
an lyrische Traeume zu binden?
Das muss ich euch und mich
immer wieder fragen,
weil wohl jeden Künstler
Zweifel über Zweifel plagen
Wenn wir uns eine ehrliche Antwort sagen,
können wir sie möglicherweise
nur schwer ertragen
Doch lasst sie uns dennoch wagen!
Stephan Wannovius, Dalian, China, 29/04/24