Hallo Lichtsammlerin,
Verse, ernst und schwer, über die Trauer; die Trauer des LI/LD.
Diesmal schreibst du mit großer Klarheit über die 'gegenwärtige Trauer' des LI.
Es hatte sich dereinst versprochen 'jeden von sich zu stoßen' und 'kalt und
unverletzlich' sein zu wollen. Doch der Schuss ging nach hinten los, der Plan
nicht auf. 'Kalt und unverletzlich sein', bedeutete hier wohl den Versuch, die
Gefühle des Schmerzes, der Angst, der Verzweiflung, der Hilflosigkeit nicht mehr
zu zeigen, nicht mehr zuzulassen, zu ignorieren und zu verdrängen. Die
verdrängten Gefühle jedoch verschwinden nicht, sie bleiben bestehen; nagen,
bohren, stechen, brennen tief verborgen im Inneren des LI weiter, höhlen es
gleichsam aus und verletzen die Seele.
Das LI fühlt die 'Taubheit' und 'Starre' schmerzvoll. Die 'Mauern' sind, wie die
'Haut' dünn und brüchig geworden und drohen einzustürzen. Der Preis für den
'Traum der Sicherheit' war hoch und doch nur 'Schein'. Unversehens ist LI sein
eigener Gefangener hinter selbst gebauten Mauern geworden. Mögen die auch noch
so brüchig sein, fühlt sich LI nun zu schwach, um sie umzustoßen. Die Kraft
wurde, so scheint es, aufgebraucht, bei dem Versuch stark zu sein. Eine paradoxe
Situation, die ahnen lässt, dass LI sich hier im Kreis dreht ...
Einen kleinen Lichtblick kann ich aber doch ausmachen.
seit du das erste Mal geweint hast
willst du die Wahrheit sagen
Vielleicht sind es gerade die heißen, bitteren Tränen, die LI solange
unterdrückt und zurückgehalten hat, die alles ins düstere Licht der Trauer
tauchten, - die Tränen, die es nun endlich geweint hat. Tränen, die aus tiefster
Seele stammen, Mauern und Schutzwälle überwunden haben und nun sichtbar in das
helle Licht der Außenwelt, der Realität geflossen sind und dabei 'Taubheit',
'Starre' und 'Leere' durchbrochen haben.
gestern rührte fast der Augenblick
doch schon zu lange stillgeschwiegen
Die Tränen haben dem Druck nicht mehr standgehalten, sind geflossen. Vielleicht
haben sie Raum geschaffen, für erste Worte ...
... meine Gedanken zu deinem traurigen Gedicht.
LG, Berthold