WF Heiko Thiele
Autor
Ein Mann, der hatte einen Hund.
Er liebte ihn, weil er selbst rund
an seinen eignen Hüften war.
Ergebnis von manch fettem Jahr.
Und so zog er den Hund heran
als Botengänger dann und wann.
War es die Zeitung, das Einkaufen.
Dank Bellos Dienst mußt er nicht laufen.
Stets legt er in das Körbchen rein
ein wenig Geld und Einkaufsschein.
Und ganz egal, wen ’s Hündchen traf,
es kam nach Haus, gehorsam, brav.
Es fraß nichts weg, ob Fleisch, ob Wurst.
Trank auch die Milch nicht aus bei Durst.
Es war bekannt in jener Stadt:
„Was für ein Glück sein Herrchen hat.“
Nur eines Tages blieb er fort.
Der Mann, er denkt an Häscher, Mord.
Weil fünfzig Mark im Korbe lagen?
Es passt halt nicht an allen Tagen.
Und so vergehen ein, zwei Stunden.
Den Weg nach Haus hat nicht gefunden
das sonst so brave Hundetier.
Gleich schlägt die Uhr auf halb vor vier.
So muß der alte Mann aufstehen
und selbst nach seinem Bello sehen.
Er wälzt zur Türe sich hinaus;
seit langem für ihn: „Welch ein Graus!“
So müht er sich mit kurzen Schritten.
Hat nie zuvor, scheint’s, so gelitten.
Doch kaum die Ecke ist erreicht,
sein blasses G’sicht noch mehr erbleicht.
In jener Stelle, bei den Tonnen,
fühlt Bello sich im Reich der Wonnen.
Er hat ’ne Hündin unter sich,
die sonst wohl auf dem Straßenstrich.
Mit knapper Luft ruft unser Mann:
„Mensch Bello, dies hast nie getan!“
Drauf ihn das Hündchen geck anbellt:
„Hatt’ früher auch nicht so viel Geld.“