Lieber Perry, liebe Sushan,
vielen Dank für eure Gedanken zu meinem kleinen Text, den ich mit einer gewissen Unsicherheit hier eingestellt habe.
Ich frage mich, ob Perry aufgefallen ist, dass ich hier die von ihm gewöhnlich benutzte Form mal für mich adaptiert habe. Ich durfte feststellen, dass es sprachlich einfacher ist, sich nicht dem Reim und Metrum beugen zu müssen, aber dafür schwerer, inhaltlich etwas Interessantes und Wohlformuliertes zu weben, wenn Du kein Korsett einer vorgegebenen Form benutzt, die ja auch ein Stück weit die Wirkung auf den Leser unterstützt.
Sushan, Du hast die "Handlung" erfasst und sie ist tieftraurig: Ein Elternteil am Sterbebett eine Kindes. Beide wissend, dass das Hinübergleiten in den Schlaf heute Nacht den Abschied für immer bedeutet. Dass Freund Hein das Kind heute mitnehmen wird.
Interessanterweise war der Auslöser des Gedichts das Bild, dass in den ersten drei Zeilen steht: Sternenmäuse, Käsemond usw. Ich hatte eigentlich erwartet, dass Da etwas Süßes entsteht. Aber die Gedanken trugen mich in eine ganz andere - grauenhafte - Ecke. Als Vater kann ich mir wenig Schlimmeres vorstellen, als sein Kind zu verlieren. Zu merken, dass alle Sehnsucht nacheinander und alle Liebe dich bzw. dein Kind nicht am Leben halten kann, dass der eigene Wille im Angesicht des Unausweichlichen keine Rolle mehr spielt.
Was ich dabei an diesem Text beobachte: Ich deute die Gefühle der Protagonisten kaum an, Kein Wort von Schmerz, Tränen, Angst, Erschöpfung oder ähnlichem. Nur Abschied und Loslassen (können? müssen?). Ein Nachempfinden eines solchen Schmerzes kann ich wohl nicht wirklich zulassen. Und sämtliche mir möglichen Worte erscheinen mir wohl zu armselig für das, was ich mir hier an Gefühlen angedeutet vorstellen kann.
Im Titel musste ich mich gar ironisch distanzieren (Tränendrüse), weil der Stoff so schmerzlich ist, dass man auch einen Groschenroman (allerdings ohne Happy-End) daraus machen könnte. Humor zu erzeugen ist wesentlich anspruchsvoller, wenn er über Blödelei hinausgehen soll (nicht dass ich Blödelei nicht zu schätzen wüsste).
Die wunderbaren Nebel habe ich mir natürlich von Matthias Claudius' "Abendlied" geklaut, dass wir unseren Töchtern oft gesungen haben und zu dem der vorher erwähnte Mond mich drängelte. Den schwarzen Nachen steuert Charon über den Styx und die Astrid mit den Löwenherz-Brüdern habt ihr selbst gesehen.
Danke für eure Zeit und eure Gedanken.
Immer wieder eine Freude, mit euch in Kontakte zu sein.
Ruedi