Als Deutscher konnte ich mit diesem Feiertag nur wenig anfangen. Angesichts der Jahreszeit in die dieser Tag fiel, musste es sich wohl um eine Art marketingwertgesteigertes Erntedankfest handeln, wie ich es im Kleinen auch aus meiner Heimat kannte, aber ich wollte das später nachgoogeln.
Mir blieb nämlich keine rechte Zeit ausschweifend darüber nachzudenken, denn ich war mit einer ellenlangen Einkaufsliste in einen dieser amerikanischen Konsumtempel geschickt worden, in denen einem alles größer und beeindruckender erscheint, als das, was man von zuhause gewohnt ist.
Mit meiner Aufgabe kam ich nur langsam voran, denn ich musste mich mühsam durch die breiten von Menschen und Einkaufswägen versperrten Gassen des Supermarktes quälen.
Im Laden herrschte eine leicht gereizte Stimmung, die mich an die hektischen Tage der oft von Eile und Umtrieb bestimmten Vorweihnachtszeit erinnerte.
Alle wollten ihren Einkauf wohl schnellstmöglich hinter sich bringen, um mehr Zeit für die eigentlichen Feier-Vorbereitungen zu gewinnen, welche hauptsächlich in der Zubereitung einer reichhaltigen Festtafel zu bestehen schienen.
Meine daraus resultierende Einkaufsodysee, mutete mir hinter den Gittern meines Einkaufswagens zeitweise wie eine Strafe an, zu der mich meine familiären Verpflichtungen verurteilt hatten. Ich war mir fast sicher, dass es meinen amerikanischen Konsumgenossen ähnlich ging, denn ich erntete nur mürrische Blicke, wenn ich diesen bei meiner Einkaufsrallye immer wieder versehentlich an den Kaufkarren fuhr und mich mit einem gequälten "sorry" zu entschuldigen versuchte.
Nachdem ich endlich den untersten Artikel auf meiner Einkaufsliste streichen durfte, gelang ich zuletzt an die Kasse. Dort wartete eine neue Herausforderung in Form einer Schlange, die mir, obwohl ich keinen Biss zu befürchten hatte, trotzdem Angst machte.
Als ich ich schließlich am Band vor der Kasse ankam, hatte ich nur noch eine Frau vor mir deren Waren gerade von der Kassiererin zügig durchgescannt wurden. Plötzlich schien jedoch eine kleine Diskussion zwischen der Kundin und der Kassiererin zu entbrennen. Es ging wohl darum, dass man heute einen Truthahn umsonst bekam, wenn man über einen bestimmten Kaufbetrag hinaus shoppte. Die dunkelhäutige Dame musste sich offensichtlich bei ihrem Einkauf verrechnet haben. Deshalb begann sie nun hastig und wahllos die vor der Kasse ausgestellten Kaugummis und Süßwaren aufs Band zu legen. Als das nicht reichte fing sie an, ungefragt meine Artikel, die ich bereits auf dem Kassenband platziert hatte, der Kassiererin zu reichen. Ich war darüber verärgert und empfand dies als recht unverschämt. Insbesondere weil sich hinter mir schon wieder eine lange Warteschlange gebildet hatte und ich daher jetzt nicht mehr so einfach kurz aus der Reihe tanzen konnte, um die so konfiszierten Waren zu ersetzen.
Aber was sollte ich machen, andere Länder, andere Sitten, dachte ich mir und ließ die Frau gewähren, indem ich nur meine Mundwinkel verzog. Nachdem sie ihr Kaufsoll erreicht hatte, um ihren Gratis-Vogel zu bekommen, machte sie sich an das Begleichen ihrer Waren, bevor sie die restlichen, noch an der Kasse verbliebenen Sachen in ihren Wagen packte. Die Artikel, die sie sich von meinem Einkauf genommen hatte, ließ sie aber auf dem Band zurück. Da sie hierfür bereits mit ihrem Geld bezahlt hatte, wollte ich ihr den entsprechenden Betrag erstatten. Sie lehnte dies unter der Begründung ab, dass es sich bei Thanksgiving um ein Fest des Dankens und des Gebens handelt und das sie jetzt eben nur zurückgäbe. So verabschiedete sie sich lächelnd mit einem "Happy Thanksgiving". Ich bedankte mich und begab mich, nachdem ich meine Besorgungen erledigt hatte, auf den Heimweg.
Es war Abend geworden, als ich mit dem Auto von der unscheinbaren Forest Avenue links in den Victory Boulevard bog. Vor mir breitete sich nun die Skyline vom Manhattan in ihrem feierlicher Lichterglanz aus. Das imposante Bild stand in scharfem Kontrast zu den vom Sturm zerfetzten Häusern die ich noch am Morgen in der Strandgegend von Staten Island gesehen hatte. Der Hurrikan Sandy hatte dort vor einer Woche eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und viele der Bewohner Staten Islands waren sich bis vor kurzem noch nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt Strom zum Backen ihres Truthahns haben würden.
Vor diesem Hintergrund erschien die kleine Geste dieser mir unbekannten Frau in einem sehr edlen Licht. Mit ihrem herzlichen Handeln hatte sie mir nicht nur den Sinn eines amerikanischen Feiertages erklärt. Sie hatte mich auch einmal mehr gelehrt, dass uns die Räder der Gesellschaft selbst in schweren Zeiten gemeinsam vorwärts bringen können, wenn sie vom Zweitaktmotor des Gebens und des Nehmens angetrieben werden.
Mir blieb nämlich keine rechte Zeit ausschweifend darüber nachzudenken, denn ich war mit einer ellenlangen Einkaufsliste in einen dieser amerikanischen Konsumtempel geschickt worden, in denen einem alles größer und beeindruckender erscheint, als das, was man von zuhause gewohnt ist.
Mit meiner Aufgabe kam ich nur langsam voran, denn ich musste mich mühsam durch die breiten von Menschen und Einkaufswägen versperrten Gassen des Supermarktes quälen.
Im Laden herrschte eine leicht gereizte Stimmung, die mich an die hektischen Tage der oft von Eile und Umtrieb bestimmten Vorweihnachtszeit erinnerte.
Alle wollten ihren Einkauf wohl schnellstmöglich hinter sich bringen, um mehr Zeit für die eigentlichen Feier-Vorbereitungen zu gewinnen, welche hauptsächlich in der Zubereitung einer reichhaltigen Festtafel zu bestehen schienen.
Meine daraus resultierende Einkaufsodysee, mutete mir hinter den Gittern meines Einkaufswagens zeitweise wie eine Strafe an, zu der mich meine familiären Verpflichtungen verurteilt hatten. Ich war mir fast sicher, dass es meinen amerikanischen Konsumgenossen ähnlich ging, denn ich erntete nur mürrische Blicke, wenn ich diesen bei meiner Einkaufsrallye immer wieder versehentlich an den Kaufkarren fuhr und mich mit einem gequälten "sorry" zu entschuldigen versuchte.
Nachdem ich endlich den untersten Artikel auf meiner Einkaufsliste streichen durfte, gelang ich zuletzt an die Kasse. Dort wartete eine neue Herausforderung in Form einer Schlange, die mir, obwohl ich keinen Biss zu befürchten hatte, trotzdem Angst machte.
Als ich ich schließlich am Band vor der Kasse ankam, hatte ich nur noch eine Frau vor mir deren Waren gerade von der Kassiererin zügig durchgescannt wurden. Plötzlich schien jedoch eine kleine Diskussion zwischen der Kundin und der Kassiererin zu entbrennen. Es ging wohl darum, dass man heute einen Truthahn umsonst bekam, wenn man über einen bestimmten Kaufbetrag hinaus shoppte. Die dunkelhäutige Dame musste sich offensichtlich bei ihrem Einkauf verrechnet haben. Deshalb begann sie nun hastig und wahllos die vor der Kasse ausgestellten Kaugummis und Süßwaren aufs Band zu legen. Als das nicht reichte fing sie an, ungefragt meine Artikel, die ich bereits auf dem Kassenband platziert hatte, der Kassiererin zu reichen. Ich war darüber verärgert und empfand dies als recht unverschämt. Insbesondere weil sich hinter mir schon wieder eine lange Warteschlange gebildet hatte und ich daher jetzt nicht mehr so einfach kurz aus der Reihe tanzen konnte, um die so konfiszierten Waren zu ersetzen.
Aber was sollte ich machen, andere Länder, andere Sitten, dachte ich mir und ließ die Frau gewähren, indem ich nur meine Mundwinkel verzog. Nachdem sie ihr Kaufsoll erreicht hatte, um ihren Gratis-Vogel zu bekommen, machte sie sich an das Begleichen ihrer Waren, bevor sie die restlichen, noch an der Kasse verbliebenen Sachen in ihren Wagen packte. Die Artikel, die sie sich von meinem Einkauf genommen hatte, ließ sie aber auf dem Band zurück. Da sie hierfür bereits mit ihrem Geld bezahlt hatte, wollte ich ihr den entsprechenden Betrag erstatten. Sie lehnte dies unter der Begründung ab, dass es sich bei Thanksgiving um ein Fest des Dankens und des Gebens handelt und das sie jetzt eben nur zurückgäbe. So verabschiedete sie sich lächelnd mit einem "Happy Thanksgiving". Ich bedankte mich und begab mich, nachdem ich meine Besorgungen erledigt hatte, auf den Heimweg.
Es war Abend geworden, als ich mit dem Auto von der unscheinbaren Forest Avenue links in den Victory Boulevard bog. Vor mir breitete sich nun die Skyline vom Manhattan in ihrem feierlicher Lichterglanz aus. Das imposante Bild stand in scharfem Kontrast zu den vom Sturm zerfetzten Häusern die ich noch am Morgen in der Strandgegend von Staten Island gesehen hatte. Der Hurrikan Sandy hatte dort vor einer Woche eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und viele der Bewohner Staten Islands waren sich bis vor kurzem noch nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt Strom zum Backen ihres Truthahns haben würden.
Vor diesem Hintergrund erschien die kleine Geste dieser mir unbekannten Frau in einem sehr edlen Licht. Mit ihrem herzlichen Handeln hatte sie mir nicht nur den Sinn eines amerikanischen Feiertages erklärt. Sie hatte mich auch einmal mehr gelehrt, dass uns die Räder der Gesellschaft selbst in schweren Zeiten gemeinsam vorwärts bringen können, wenn sie vom Zweitaktmotor des Gebens und des Nehmens angetrieben werden.