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Feedback jeder Art Hinter Stacheldraht

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  • Tulpe
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Tulpe

Autorin
Wir packten eine Tasche,
sie holten uns geschwind,
und leise rieselt Asche,
ist es die Frau, das Kind?
 
Sie fällt grad auf die Erde,
die grau und staubend ist,
blau-weiß gestreifte Herde,
die Dreck und Läuse frisst. 
 
Verlorene Gespenster,
im Marsch hinaus durchs Tor,
wir sehen in ein Fenster,
die Knochen schaun hervor.
 
Werd ich es überleben?
Wofür? Das frag ich mich,
denn niemand ist mehr da,
kein wir mehr, nur noch ich. 
 
 
Hallo liebe Tulpe,
 
Ein sehr tiefgründiges Gedicht.
Es ist sehr berührend!
 
HG Josina
 
Hallo Caro, das Grauen von Auschwitz exzellent beschrieben Und das ohne Stich- und Schlagwörter zu verwenden. Nur Andeutungen. Meisterhaft. LG Stephan
 
Hallo Tulpe,
 
ich habe mich mal mit einem Überlebenden eines KZ länger unterhalten. Wie diese Tortur gewesen sein muss, kann wahrscheinlich kein Mensch nachempfinden, der es nicht erleben musste. So habe ich es während des und nach dem Gespräch empfunden. Nichtsdestotrotz geben deine Zeilen einen guten Eindruck davon, was in den Menschen vorgegangen sein muss.
 
LG Geisterschreiber
 
Hallo Geisterschreiber 
Ich habe es extra milde gehalten. Deren Realität war so grausam, das übersteigt unser Vorstellungsvermögen.
LG Caro 
 
Hallo @Tulpe,
 
Ich habe es extra milde gehalten.
Das sollte man nie. Da gibt es ja nichts milde zu halten, wenn es das nackte grauen ist. 
Der Schluss vor allem macht es zu harmlos für mich, obwohl es bitter erscheinen sollte. 
Ja es stimmt, bei solchen Themen geht es nicht darum das Grauen brutal und roh zu schildern, 
sondern dem Leser mitfühlen zu lassen. Eine beklemmende Stimmung zu erzeugen. 
Da hätte ich mir noch mehr Tiefe im Detail erhofft in deinem Thema.  
 
Nichts für ungut. 
LG JC
 
Hallo Joshua
Danke für deinen Kommentar. Ich hatte zuerst eine etwas andere Fassung geschrieben, wusste aber nicht, wie es aufgenommen wird. Hatte die Befürchtung es könnte Grenzüberschreitend sein. Ist ein heikles Thema, das mir aber am Herzen liegt. Ich wollte auch dich oder Claudi deswegen kontaktieren, aber ich kann keine PN mehr schreiben. Lädt nicht mehr.
LG Caro 
 
Wir packten eine Tasche,


sie holten uns geschwind,


und leise rieselt Asche,


wir wissen wo wir sind.


 


Sie fällt grad auf die Erde,


die grau und staubend ist,


blau-weiß gestreifte Herde,


die schmerzlich euch vermisst.


 


Erbärmliche Gespenster,


im Marsch hinaus durchs Tor,


sie stehen hinterm Stacheldraht 


und manche auch davor.


 


Und abends auf der Pritsche,


da träum ich mich zurück,


in eine Welt die's nicht mehr gibt,


und vom verlorenen Glück.
Well @Tulpe,
gefällt mir und ist in einer guten Metrik geschrieben, Ja wir stehen alle Freiheitsliebenden vor der gleichen politischen und medialen Gegebenheit heute wie vor der Machtergreifung der NSDAP; wir müssen aktiv werden, aufstehen und laut werden...
 
Hallo Apollon
Zunehmend befürchte ich, viele haben aus unserer Geschichte nichts gelernt.
LG Caro 
 
Hi Tulpe,
die meisten schauen nur auf ihre Vorteile und da die AFD viele mit nur scheinbaren Wahlversprechungen lockt, denken sich -sie denken nicht wirklich- diejenigen welche die AFD wählen, sie könnten sich ein Stück vom Kuchen abschneiden; doch sie werden wie unter der Reichsmacht der NSDAP sich unterordnen müssen, sonst werden sie mundtot gemacht; Wird die AFD an der Macht kommen, werden sie das Grundgesetz ausschalten und es wird eine neue Art von Diktatur geben, was in Holland und Belgien ja schon der Fall ist und wenn Deutschland auch rechts wird, wird es ein Abkommen zwischen den rechten Flügel Parteien Holland und Belgien kommen und alle, gerade ich als Linker Intellektueller, welche nicht im Kram dieser idiotischen Köpfe werden ausgeschaltet; getötet, denunziert etc.
Du hast wirklich ein gutes Herz Tulpe...
 
@Apollon
 
Hinweis der Moderation: 
 
Schluss mit politischen Diskussionen! 
Alle Kommentare ab jetzt wieder nur zum Thema der Autorin.
 
mfG 
Das Moderationsteam 
JC
 
 
@Tulpe
 
Ich wollte auch dich oder Claudi deswegen kontaktieren, aber ich kann keine PN mehr schreiben. Lädt nicht mehr.
Die privat Nachrichten sind bei uns aktiviert und funktionieren ordnungsgemäß. Es muss sich um einen Fehler deines Browsers handeln. Versuche mal diesen zu aktualisieren oder auf einen anderen zu wechseln. Melde dich gerne wieder bei uns, wenn etwas nicht funktioniert auf Poeten. 
 
mfG 
Das Moderationsteam 
JC
 
 
 
Liebe Caro, poste doch als eigenen Beitrag die härtere, schonungslose Version. 
Wie schnell koennen vertraute Arbeitskollegen, Nachbarn, Bekannte und enge Freunde plötzlich ausgegrenzt und zu Feinden werden. Bis 1933 war ein ganz normaler Deutscher in der Regel evangelisch, katholisch oder mosaischen Glaubens.
Äußerlich konnte man meist nicht erkennen, wer welcher Religion angehörte. 
Die Minderheit der Juden wurde durch Uebertritte zum Protestantismus und Katholizismus tendenziell kleiner. Zwischen allen Gruppen gab es Ehen, gemischte Familien. Wie im ehemaligen Jugoslawien zwischen orthodoxen Serben, katholischen Kroaten und Bosniern, die ethnisch meist Serben oder Kroaten sind. Fremdheit ist eine reine Definitionssache und Machtfrage. Oft sogar völlig unabhängig vom Aussehen und Verhalten der Diskriminierten. Die Kriterien der Ausgrenzung und Unterdrückung sind der Willkür unterworfen. LG Stephan
 
 
 
 
 
Hallo Tulpe, ich wäre auch an der anderen Version interessiert. Das Thema ist für mich zu brisant, als das es abgeschwächt in Strophen gepackt werden könnte. Ich denke, die grausame Wahrheit sollte als diese benannt und nicht umschrieben werden. 
 
Es grüßt Darkjuls
 
@Wannovius @Darkjuls
 
Hallo ihr zwei. Danke für eure Kommentare. Ich habe das Gedicht etwas geändert und Elemente der ersten Fassung eingeführt. Alles andere überlasse ich der Fantasie des Lesers. 
LG Caro 
 
 
@Tulpe,
 
diese Version finde ich sehr gelungen! 
Sie ließt sich wie ein wahrgewordener Alptraum, dem man nicht entrinnen kann als Leser. 
 
Erbärmliche Gespenster,


im Marsch hinaus durchs Tor,


wir sehen in ein Fenster,


die Knochen schauen hervor.
Der Tod der zwischen den Zeilen spürbar zu lesen ist. Durch einen einfachen Blick in ein Fenster. 
 
Ich will dies überleben,


wofür das frag ich mich,


es ist niemand mehr da,


kein wir mehr, nur noch ich. 
Verdeutlicht die Tragik und das grausige Los dieser Gefangenen. 
 
Gern gelesen mit einem bitteren Beigeschmack... wie es sein soll. Das ist dir sehr gut gelungen! 
 
LG JC
 
 
 
@Joshua Coan
Hallo Joshua
Ein Lob von dir freut mich besonders. Poste gleich ein Gedicht über Hedwig Höß. Habe den Film "The Zone of Interest" gesehen, und wollte mal über diese grausam gleichgültige Frau etwas schreiben. 
 
Well Tulpe,
 
den Zeilenbeginn ---Erbärmliche Gespenster--- würde ich mitfühlender in z. B. ---Ungewollte Gespenster--- um texten..., ansonsten gefällt mir deine jetzt wieder zur eindringlichen Weltlage verlorenen Welt Lyrik nach wie vor...
 
Hallo Apollon
Ich ändere es nicht. Bezieht sich darauf, dass sie erbärmlich Aussehen. 
 
Nun ja bleibt in deinem Empfinden, jedoch das sie erbärmlich aussehen liegt nicht in ihrer Schuld...
 
Aber ich beschreibe doch das Grauen in dem sie leben. 
 
Hallo Caro,
 
ja, du zeigst das Grauen recht eindrücklich und weitgehend ohne Wertung. DAS ist die Kunst bei einem lyrischen Text. Großes Kino - bis auf dieses einzige bewertende Wort "erbärmliche". 
 
Ich würde hier nochmal überlegen, ob sich nicht etwas wertfrei Anschauliches finden lässt, und lasse ein paar Anregungen da:
 
Wir packten eine Tasche,
sie holten uns geschwind,
und leise rieselt Asche,
ist es die Frau, das Kind?
 
Sie fällt grad auf die Erde,
die grau und staubend ist,
blau-weiß gestreifte Herde,
die Dreck und Ohnmacht frisst. - Dreck und Unrat?
 
Erbärmliche Gespenster, - evtl gehorchende
im Marsch hinaus durchs Tor,
wir sehen in ein Fenster,
die Knochen schauen hervor. - schaun wäre metrisch passender
 
Ich will dies überleben, - Punkt oder Ausrufezeichen
wofür das frag ich mich - Wofür? Das frag ich mich,
es ist niemand mehr da, - denn niemand ist mehr da
kein wir mehr, nur noch ich. 
 
Ein Vorschlag für "erbärmlch" lässt sich nicht aus dem Hut zaubern. Ich überlege aber gerne mit, falls du Interesse hast. Das kann schon eine Weile dauern. Auch für "Ohnmacht" ließe sich vielleicht noch etwas Gegenständliches finden. "Schläge" oder "Prügel" passen nicht gut zum fressen, wären aber dennoch schon besser als Ohnmacht. 
 
Der Trick ist: Bring die Lesenden dazu, die Wörter "erbarmungswürdig" und "Ohnmacht" zu denken, ohne sie ihnen vorzusagen!
 
Gute Arbeit! Respekt!
 
LG Claudi
 
@Claudi
Hallo Claudi 
ich freue mich sehr über deine lobenden Zeilen. Ich habe die Anregungen beherzigt und die zwei Wörter geändert. Jetzt müsste es passen.
LG Caro 
 
 
Liebe Caro, ich bin mir nicht sicher, ob die Deportierten eine Tasche oder einen Koffer für die vorgetäuschte Zwangumsiedlung packen durften/mussten. Vor dem Würzburger Hauptbahnhof gibt es ein eindrucksvolles Kofferdenkmal. Koffer, die wie einfach vergessen, zurückblieben. 
Aber eigentlich egal, ob Koffer oder Tasche, alles wurde ihnen genommen - und vielen am "Reise"endpunkt gleich das Leben. 
Ich mag deine schonungslosen Gedichte. LG Stephan
 
 
 
 
 
 
 
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