Hallo Claudi,
leider kann ich zu Metrum und Aufbau nicht beitragen.
Bin aber, ganz gegensätzlicher Meinung zu Lé.
Denn die ursprüngliche Version der 3. Strophe fand ich perfekt, die hob für mich das gesamte und wie Sternwanderer sagt: sie steht für sich allein genommen schon wie ein Solitär da.
Die neue Version gefällt mir gar nicht, warum? denn die klingt mir jetzt verurteilend, sie impliziert ja, dass die Nachbarn Bescheid wissen und schweigen. Dem ist aber oft nicht so und wirkt mir hier zu generalisiert.
Ein Ende mit: den schönen Schein wahren, also das Vertuschen, so dass niemand etwas mitbekommt, finde ich fast realistischer, weil ich denke dass es oft so ist.
Natürlich wer das betroffene Kind kennt und die Veränderung mitbekommt müsste eigentlich misstrauisch und hellhörig werden. Aber dazu wird das Thema die Auswirkungen und wie es sich für Freunde, Lehrer, Nachbarn etc. darstellen kann zu wenig thematisiert. Da tut Aufklärung schon längst Not.
Die Mutter erkennt es noch am ehesten, aber die schweigt oder verdrängt oft aus unterschiedlichsten Gründen.
Was mich vor allem interessiert und bisher nur leicht gestreift wurde : Wie verständlich sind die gewählten Bilder? Was bewirken sie, welche Assoziationen wecken sie? Führen sie in die beabsichtigte Richtung oder auf Abwege?
Nun da müsste man schon sehr blind sein um die Bilder nicht zu verstehen.
Mir drängen sich 2 Assoziationen auf .. der Vater / Onkel/ Bruder wird zum Täter beim zu Bettbringen.
Eine Vermutung, dass die Mutter Bescheid weiß entsteht durch den 1. Vers
die 2. Vorstellung ist tatsächlich , dass es sich bei den nächtlichen Besucher um "Kundschaft" der Eltern handelt.
Bei beiden Versionen denke ich dass sie still ablaufen und deswegen auch die Nachbarn nichts mitbekommen, auch deshalb fände ich die erste 3. Strophe passender, Ja, in der 1. Version ist die Sprache deutlicher und für mich deswegen viel drastischer und bewegender! Aber das ist ja generell der Unterschied zwischen Lé und mir, da klaffen einfach 2 extreme Arten des persönlichen Schreibstils auseinander, ich finde beide haben ihre Daseinsberechtigung.
Die erste geht mehr unter die Haut.
Es ist ja aber dein Gedicht und deswegen muss es für dich passen, nicht alles was man früher geschrieben hat muss reformiert werden, man kann auch statt einer Komplettsanierung ein neues schreiben.
ob das jetzt hilfreich war, weiß ich auch nicht.
Liebe Grüße
Sali
ah fast gleichzeitig gepostet, sehe jetzt erst deine Antwort,
denn mit dem Wort Lügengeschichte, fand ich ich auch dass es bleiben sollte, denn genauso wird es oft oder meist dargestellt: es ist ja einfach zu sagen, das Kind denkt sich Märchen aus oder erzählt Lügengeschichten und wird dessen bezichtigt, wenn es überhaupt traut etwas zu sagen, wird es abgewürgt, meistens sagen Kinder nichts.
Lügengeschichte ist allerdings Wortlaut der Mutter, die das düstere Geheimnis um jeden Preis gewahrt wissen will und dafür das eigene Kind der Lüge bezichtigt