Lieber Lé,
habe keine Kommentare vorher gelesen und noch nicht mal ein einziges Wort im Vorüberscrollen aufgeschnappt.
Und mein Lieber, heute bekommst du nach sehr langer Zeit mal wieder richtig viel zu lesen.
zuerst was lustiges.
ich bau uns einen Joint, der ist das Sprungbrett für...
sorry manchmal bin ich albern, aber wenn du mich auch so reizt!
und ja: das Enjambement hab ich sofort entdeckt und es gefällt mir einnehmend gut!
ich bau uns
eine brücke zu neuen ufern
eine rampe in das tiefe erzbergwerk
und pisten in den sand der wüsten
und einmal gelingt mir wirst sehen ein sprungbrett
für die großen sprünge die atemlosen momente
vergisst du nie die schwerelosigkeit
den sog das eintauchen
doch warte nicht
springe!
Ich bau uns Rampen Brücken Pisten und dann noch das Highlight: Ein Sprungbrett. Kennt das Li den Ausdruck Hybris? Ne, glaub net. Wir versuchen es, wir versuchen es aus Liebe und wir versuchen es gerne und vielleicht glaubt das Li auch dass es wirklich baut, aber: was bemerkt davon das Ld?
Oft ist ja der kleine Bruder von gut gemeint schlecht gemacht, wenn mir mein Mann manchmal sagt, dass er mir Signale gegeben hat oder mir was indirekt gesagt habe, kann ich nur den Kopf schütteln und sagen: Mann, red Klartext! Also so etwas meinte ich mit: gut gemacht und was kommt an.
Wenn man so ein Sprungbrett bauen könnte, bewusst, wer würde keine bauen, deswegen meine Assoziation mit dem Joint.
So, jetzt aber, nach so viel Kakaoziehen, ernsthaft weiter:
ich bau uns eine brücke zu neuen ufern
- da scheint das LI der Macher zu sein, der aktive Part (und da frage ich mich gleich: will Li was es noch nicht hat? oder liebt Li mehr als es geliebt wird? oder ist die Beziehung in einer Sackgasse und Li will sie in andere bessere Bahnen lenken? oder das alte Leben ist nicht mehr das prickelnde wir müssen uns neu orientieren, neues erkunden, ausprobieren unserem Leben eine Wende geben?
ich sehe da Hände die verführen und Li zu neuen Erfahrungen bringt.
schon wieder beginne ich auszufern
Das kann vom Hausbau bis zu einem Heiratsantrag, der Kauf eines Wohnmobils, die Anmeldung bei der Paartherapie oder eben auch auf der körperlichen Ebene wie oben fantasiert alles mögliche sein.
Also an diesem " ich bau uns" da hänge ich .. warum nicht: wir bauen uns.. also ein gemeinsames werkeln? (oder bin ich zu romantisch momentan?)
Gut ich lass mal die ganze Hinterfragerei und nehme einfach was geschrieben steht:
ich bau uns eine brücke zu neuen ufern
- da macht einer die Aussage oder vielleicht sogar das Versprechen (weil er in sich den Wunsch verspürt ebenjenes wirklich zu tun) dass er die Möglichkeit erschaffen wird zu neuen gemeinsamen Erfahrungen oder zu etwas Neuem im gemeinsamen Leben zu gelangen.
Mehr bleibt es dem Leser erstmal verschlossen.
Wichtig erscheint mir hier der echte Wunsch zu sein etwas für die Gemeinsamkeit zu schaffen das zu Neuem führt.
eine rampe in das tiefe erzbergwerk
- auf einer Rampe schliddert man ganz schön schnell runter (dass man da vorher schweißtreibend graben muss und auf jeden Fall auch einen Aufzug bauen sollte damit man wieder hochkommt nach der ganzen Schürferei da unten)
erzbergwerk steht hier für mich die verborgenen Schätze im Innern, das was nicht offensichtliche ist, die tiefen inneren Werte eines Menschen
und pisten in den sand der wüsten
- Eine Piste ist ja etwas das gut befahrbar ist und in der Wüste die Piste hilft nicht im Treibsand zu versinken. Die Wüsten in der Beziehung sind für mich, der Alltag, wenn man müde ist, wenns gewohnt und langweilig ist, also wenn im Leben nichts außer Routine passiert. Diese Zeiten gilt es in einer Beziehung gut zu überstehn damit man nicht im Treibsand der Routine versinkt. also auch hier der Wunsch etwas beizutragen das die Beziehung belebt, besondere Momente einstreuen.. Rosenblüten aufs Bett streuen... in Arm nehmen.. etc..
so und jetzt das Sprungbrett:
und einmal gelingt mir wirst sehen ein sprungbrett für die großen sprünge
- was soll ich noch sagen, klingt ja fast ein bisschen spitzbübisch, so alá: wir schaffen das schon.
was die großen Sprünge sind wird im Text nachfolgend ausgesagt:
die atemlosen momente
- unsere wow Momente, die Momente wo dir vor lauter Glück fast die Luft wegbleibt.....
leider leider leider glaube ich immer noch nicht daran dass man dieses Sprungbrett bauen kann, aber wer weiß, wenn all die Pisten, Brücken, Rampen, Wege stabil sind und eine stabile Basis bilden oder einfach den Rahmen erschaffen, wer weiß schon was da alles möglich sein kann
und das schöne Enjambement:
die atemlosen momente vergisst du nie
- wie wahr!
deswegen ist das Eja ja so schön -möcht ich gleich nochmal einen Smiley hinterhersetzten, ach was solls:
vergisst du nie die schwerelosigkeit den sog das eintauchen
- da braucht man nichts dazu sagen, oder....
beim vollkommenen im glücksein ist man schwerelos, sowohl körperlich als auch psychisch, da bedrückt nichts mehr, da schwebt man einfach.
doch warte nicht springe!
- das Ld soll also spontan sein und voller Vertrauen in das was da vor ihm liegt und das Li gebaut hat einfach springen... sich bedingungslos hingeben
Das ganz klingt für mich wie ein Tagtraum des Li was es sich alles wünscht zu tun und das einzige wo das Ld auftaucht ist am Ende wieder mit einem Wunsch (Aufforderung/Hoffnung) und der Traum dass Ld mitmacht.
Die hehren Wünsche ehren natürlich das Li und zeigen wie sehr er das Ld erhebt, fast hätte ich gesagt anhimmelt, verehrt, oder einfach eben....liebt
Solche Wünsche und Vorstellung und dass man sich so etwas vornimmt zu tun ist sehr gut, nur gehört auch immer noch der 2. dazu... aber das ist hier für den Text gar nicht so wichtig, da er eine Art momentaner Gefühlsüberschwang für mich darstellt.... als käme ein Ritter in schimmernder Rüstung mit leuchtenden Augen und erhobenen Schwert auf einen zugeritten und ruft: wo ist der Drache ich will ihn für dich töten
Also : ich seh da sehr sehr strahlende Augen.
Was ich aber auch nicht verleugnen möchte ist, dass für mich der gesamte Text auch eine sehr erotische Komponente aufweist ..... von der Verführung, dem Vorspiel, die geschickten.... etc... bis zum eintauchen und nie vergesslichen schwerelosen Momenten (na, gut, das aber warte nicht lange passt überhaupt nicht für eine solche Version)
und da überlege ich wieder, wie ich mir schon beim ersten lesen vor einiger Zeit auch überlegt habe: passt der Schluss? würde nicht einfach ein: "Springe" genügen - dieses "warte nicht" klingt mir zu hmm powervoll, zu angestrengt, zu forcierend, als träfe dem Ld die Schuld wenn alles nicht gelingt, alles hängt jetzt nur noch am Ld und das gibt mir keinen guten Nachgeschmack, weißt du was ich meine? Falls du es geschafft hast bis hierher zu lesen
liebe Grüße
Sali
wenn du so viel lesen kanns was ich geschrieben habe, dann lese ich jetzt mal was oben alles steht, und bin gespannt was dann noch von meinem Text hier übrigbleibt