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Licht-sammeln

  • Lichtsammlerin
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Weil es dunkel war
in der Nacht als mein Herz
beinahe starb
Schatten hielten es an
drängten unter die Haut
geschwärzte Blicke
durchstießen die Zeit
für Jahre und Jahre
baute das Dunkel
einen Kerker um mich
 
darum sammel ich Licht

ziehe mit Fingerspitzen


an Fäden der Sonne


lege sie um meine Schultern


darum ziehe ich Vorhänge auf


lasse die Mondin herein


und zähle die Sterne einzelnd


spiegel sie durch meine Augen


darum sind meine Hände


in Licht gebadet


wenn ich Schmerz berühre


und ihn leuchten lasse

 


weil die Kälte vergessen lässt
dass Atem Bewegung braucht
und die Dunkelheit starr ist
weil ich vergaß zu atmen
in den Armen der Nacht
und verbannter Sprache
weil Worte Licht sind
die nicht wachsen im dunklen
 
darum lebe ich noch

strecke meine Zweige gen Himmel


speicher Sonnentage unter der Haut


flute die Seele mit diesem Licht


darum erwacht Lebendigkeit


darum bin ich eine Lichtsammlerin.



16304128
 
Guten Morgen Lichtsammlerin,
 
ein sehr schönes und poetisches Gedicht. Vor allen eine wunderbare Idee, deinen Nickname einzubauen, so das es einen Sinn hat. Erst mit der letzten Strophe merkt man als Leser, das es um einen Baum geht. Der lebt ja von den Sonnenstrahlen und muss daher Licht sammeln. Mir gefällt dieser Einfall, auf so was muss man erst kommen.
 
Wieder beeindruckt mich hier ein Gedicht, das in der Lage ist, mit mir als Leser eine Verbindung einzugehen.
 
Sehr gerne gelesen.
 
LG
Kydrian
 
P.S. ein sehr schönes Foto mit einem gelungenen Motiv. Ich liebe es Sonne, Natur und Wasser zu sehen. Wenn du es selber fotografiert hast, hast du ein Auge für den richtigen Augenblick.
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
dein Gedicht gefällt mir.
Ich schildere dir meine Gedanken zu deinem Werk.
 
Das LI erinnert sich an ein tragisches, traumatisches Ereignis, dass seine Schatten bis in die Jetztzeit wirft. Um den düsteren Bildern, die wieder und immer wieder in ihm aufsteigen, etwas entgegenzustellen, sammelt es Licht; vielleicht im Wortsinn, vielleicht in übertragenem Sinn, vielleicht beides.
 
Besonders eindrücklich finde ich folgende Zeilen:
darum sind meine Hände
in Licht gebadet
wenn ich Schmerz berühre
und ihn leuchten lasse
 
Die Schlussstrophe vermittelt Hoffnung:
strecke meine Zweige gen Himmel
speicher Sonnentage unter der Haut
flute die Seele mit diesem Licht
 
Mir scheint, dass LI hat einen versöhnlichen Umgang mit den Geschehnissen jener Nacht, in der 'sein Herz beinahe starb' gefunden und beginnt mit sich selbst Frieden zu schließen.
 
Dunkle Verse mit einem lichtvollen Schluss.
 
Gern gelesen, gern sinniert.
 
LG
Berthold
 
Hallo Kydrian, hallo Berthold,
 
Danke für eure Rückmeldung! Es geht nicht direkt um einen Baum, Kydrian, auch wenn einige Verse das evt vermuten lassen. Vielmehr glaube ich dass jedes Lebewesen Licht braucht um zu wachsen, und ich nutze dieses Bild als Metapher für das LI. Die Zweige sollen darstellen, was das LI mit dem Außen verbinden, quasi eine Verbindung zwischen sich und der Welt, wie es auch Hände sind. Nur rufen Hände oft bewertende Assoziationen hervor, im positiven wie im negativen, das wollte ich hier vermeiden. Das Bild habe ich vor einigen Jahren gemacht, hier fand ich es passend. Bilder die nicht von mir sind würde ich gar nicht hier veröffentlichen.
 
Berthold, deine Gedanken treffen es ganz gut. Das LI lässt die Schatten aus der Vergangenheit hinter sich, obgleich sie immer mal wieder auftauchen. Um einen Gegenpol zu finden, sammelt es Licht. Sowohl im Wortsinn wie im übertragenen. Darin liegt auch ein JA zum Leben und zur Schönheit des Lebens, die dem LI in der Nacht verwehrt war. Und wie du schon treffend schreibst: mit sich selbst Frieden zu schließen.
Im übertragenen kann das Licht hier auch für das Gute/positive stehen, und das Dunkel für die früheren Erlebnisse.
Und ja, aus dem Gedanken entstand auch mein Nickname.
 
Danke fürs lesen und eure Eindrücke!
LG
Lichtsammlerin
 
Guten Abend Lichtsammlerin,
 
das ist ein wunderschönes Gedicht und es setzt in mir viele Gefühle frei.
Ich könnte mir auch vorstellen, das das Li eine schwere Erkrankung hatte und dem Tod näher war, als dem Leben.
Und das Licht, die Sonne, die Wärme waren die Rettung des Li, aus der lebensbedrohlichen Lage.
Die Sonne, das Licht bedeuten "Leben" und das Li will leben und weil das Licht ihre Rettung war - ist das LI zur "Lichtsammlerin" geworden, um nie mehr diese Dunkelheit erleben zu müssen.
Das sind meine Gedanken dazu.
 
es grüßt
eiselfe
 
Guten Abend eiselfe,
 
ich danke dir für deine Gedanken zu meinem Text. Es freut mich wenn unterschiedliche Eindrücke entstehen und auch beim Leser Gefühle ausgelöst werden.
Das Bild einer Erkrankung ist indirekt durchaus zutreffend. Bei diesen Bildern hatte ich das zwar nicht im Kopf, aber es ist in jedem Falle ein Teil davon, denn die Schatten des Vergangenen die das LI jagen, sind in der Gegenwart "nur" noch im Kopf des LI und versuchen doch beständig es zurück ins Dunkel zu ziehen. Wie z.B. auch Depressionen, wo manchmal der Tod näher ist als das Leben.
Und daraus gelöst wird das Licht tatsächlich die Rettung und symbolisiert den Weg zurück ins Leben.
"Um nie wieder diese Dunkelheit erleben zu müssen" - besser könnte ich es auch nicht auf den Punkt bringen.
 
Liebe Grüße
Lichtsammlerin
 
  • Lichtsammlerin
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