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Feedback jeder Art Liebe im Dreivierteltakt

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  • Hayk
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Liebe im Dreivierteltakt
 
Sinnverwirrend, disharmonisch
tönts aus dem Orchestergraben.
Chaos herrscht und peinigt Ohren,

alle Instrumente haben
jeden Ordnungssinn verloren.

 
Befrackt und frisch geföhnt, verfolgt von tausend Blicken
betritt der Dirigent applausumwogt die Bühne,
Und schon wirds still im dunklen Saal; mit ernster Miene
bestraft der Maestro Hüsteln, Räuspern, Stühlerücken,
dem Chor und ersten Geiger gilt sein kurzes Nicken.
Das Stück heut Abend heißt: Die neue Melusine.

 
Paukenschlag und Hörnerklänge, sieghaft laut Trompeten schmettern,
Zimbeln klingen, Geigen singen, großer Auftritt jetzt des Chors!
Der Taktstock fliegt, er flieht davon, liegt nun zwischen Bühnenbrettern.
Musikekstase! Alle warten auf das Solo des Tenors:
Berauschend klingt sein hoher Ton, Sopran im Arm, die Augen glutig,
betört er seinen Schatz mit Liebesschwur, ganz imposant und mutig!

 
Ach, du schöne Melusine, meiner Augen holder Stern,
rastlos ritt ich hundert Meilen, scheute weder Müh noch Not,
wehrte Räubern, querte Flüsse, überwand sogar den Tod.
Steh jetzt unter deinem Fenster, bist so nah und doch so fern, 
ich schenk einen Granatapfel dir, bitte zähle die Kerne inmitten.
Einen Kuss! Für jedes Kernchen! Mehr möchte ich nicht erbitten.

 
Der alte Graf, er hört alsbald das nächtge Flehen,
er greift zum Degen, flucht mit Basses Urgewalt.
Die Mutter - Mezzo - will den fremden Freier sehen;
erfreut entdeckt Mama des Jünglings Wohlgestalt,
der Bariton versöhnlich tönt: Nun lasst die Schwester gehen!
Man singt Quintett und einig sind sich alle bald.

 
Wie gut, dass den Stab des Maestro die Requisiteurin bald scharfäugig fand!
Nun jauchzen die Geigen gen Himmel mit lieblicher, reizender Tönung,
die Harfen, sie klimpern fröhlich in sphärischem, lichtem Gewand.
Die Protagonisten des Abends begießen mit Schampus die große Versöhnung.

 
Melusine hat den Knaben,
der Edelmann bekommt zum Schluss
für jedes Kernchen seinen Kuss.
Alle Opernfreunde haben
die Uraufführung sehr genossen.
Was noch geschieht?
Der Vorhang ist geschlossen.

 
IMG_3271.JPG
 
Hallo, Hayk,
 
ein meisterhaftes Stück, soweit ich das mit meinen wenigen Musik-Kenntnissen beurteilen kann - jedenfalls von jemandem geschrieben, der sich darin ausgezeichnet auskennt! Den Verlauf einer Geschichte über die Instrumente und deren Wirkung zu beschreiben, erscheint mir wie eine eigene Sprache.
 
An manchen Stellen holpert es aber beim Lesen, doch gehe ich davon aus, dass das bei deinem Können so gewollt ist.
 
Gerne gelesen, gestaunt und mich amüsiert! 
Nesselröschen
 
PS: wehrte Räubern, querte Flüsse, überwand sogar den Tod.
 
 
Hallo, liebes Nesselröschen,
ich habe eine Stelle leicht verändert, damit die Granatapfelkerne leichter geschluckt werden können. Andere Stolperstellen finde ich nicht, trage aber durch den Wechsel des Metrums wohl die Schuld daran, dass es beim Lesen zu holpern scheint. Mein Tipp: Laut lesen und ein entsprechendes Musikstück dazu hören.
Für das "meisterhafte Stück" sage ich ein großes Dankeschön.
Dass ich Musikliebhaber bin, ist offensichtlich. (Das Bild zeigt meinen armenischen Freund Gor Arsenyan (Heldentenor) mit meiner Enkelin, die noch nie so eine Stimme gehört hat).
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße,
Hayk 
 
Hallo Flutterby,
danke fürs "gefällt mir"!
Liebe Grüße,
Hayk
 
PS.
Erst heute habe ich beim kurzen Drüberlesen den Sinn Deines Zitats erkannt (wehrte Räubern, querte Flüsse, überwand sogar den Tod.) und dabei auch meinen dussligen Fehler. Natürlich - es heißt "überwand".
Danke für Dein scharfes Auge, dass den Lapsus gleich erkannt.
Hayk
 
 
  • Hayk
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