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Löchrige Zeitschleier

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Auf sicheren Altären geopfert
vom Wind in die Bäume getragen
wäscht Regen mein schmerzendes Antlitz
leckt Wunden die sich aufgetan
strömen Flüsse von Tränen aus meinen Augen
denen keinen Damm geleistet werden darf
klopft das Stampfen von Hufen in mir
das Geweih eines Hirsches krönt mich
mit bebenden Nüstern lausche ich den Klängen des Waldes
ein Rhythmus schwillt an
Stampfen und Rollen aus meinen Tiefen
aus Schrecken erstanden tobt es den Schrecken entgegen
 
Verstummen die Stimmen von außen
so trägt mich mein innerer Strom
baumnah erdnah grün
wirbeln Stürme mich nieder
sammle ich meine verstreuten Glieder
füge mich neu zu vertrauter Größe
Worte in mir die Segen verheißen
nass und zitternd meine Größe annehmen
und die Größe um mich
demutsvoll unter schweren Himmeln
die Last des Himmels beugt mich
 
Doch nur eine Bewegung
ein Stampfen meiner Füße
ein Schnauben
und ich jage durch die Wälder
halte inne berühre schmiege
reibe mich an wartenden Stämmen
Pulsieren Klopfen
in alter Sprache gehen Kräfte über
berühren meine Lippen kühle Rinden
nehmen Zeichen auf die meine Seele versteht
schließen sich Wunden und
Schritt für Schritt schreite ich ins Innere
dem Ort der mich ruft entgegen
und wo die Wipfel sich zum luftigen Dach schließen
die Bäume weichen
finde ich mich
im Baumkreis wo Grausames und Heiliges geschah
 
Ich vollziehe die Schritte
welche muss ich nicht wissen
atme Traurigkeit ein
und dringe zum Kern
jeder Schritt schneidet Fesseln aus alter Zeit
wandle Worte
weise Wege
kündige Heil
und die Felsaltäre im Kreis der Bäume
ich auf ihnen
die Schreie der Geopferten der Gebärenden
meine Hände streichen kalten Stein
heilen alte Wunden
heilen meine Wunden
lassen Folterknechte Herren Demütiger und Peiniger erstehen
die Schwerter in mir versenken
Tritte
und mich zerreißen
 
Und Bäume Stämme die alles sahen
meine Kraft zerrissen von der Wut der Männer
Stämme Kapuzen ohne Gesichter
die drohend ihre Gerten schwingen
und in der Macht ihrer Glieder auf mich zielen
im drohenden Gemurmel näher treten
der Kreis enger und enger
zerstören was nicht bekannt
zertreten was weich sie bedroht
 
Und doch
stehe ich jetzt hier
bewege Arme
lege Worte in Schalen die Getanes ins Erdreich tragen
und keine Schuld trifft mehr auf Schuld
kein Stein fordert den anderen
 
Welche Last drückt mein Herz?
 
Aber
die Wärme einer Vertrauten
Stimme und Hände die erlauben
dringen ins Eis meines Schmerzes
weiten das Gestrüpp der Dornen
und Lachen taucht auf
 
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