Moin sofakatze,
das ist wirklich ein schöner Text, es freut mich, dass er so viel Aufmerksamkeit über Kommentare und Likes erhält 🙂
Zu kritisieren habe ich hier nichts - wenn überhaupt dann den Titel, weil der so unscheinbar daherkommt, dass ich fast nicht draufgeklickt hätte.
Dennoch will ich ein paar wertschätzende Gedanken loswerden!
dein haarpech glänzt im licht
und fliegt im reigen deiner heiterkeit
so gelb beblütet wie dein kleid
schäumt wild die flur – doch löwenzähne beißen nicht
ein staunen dein gesicht
dir sind noch alle sorgen himmlisch weit
und jede stunde ewigzeit
marie, werd nicht erwachsen - bleib mir mein gedicht
Mir gefällt hier das metrische Hin und Her:
xXxXxA
xXxXxXxXxB
xXxXxXxB
xXxXxXxXxXxA
xXxXxA
xXxXxXxXxB
xXxXxXxB
xXxXxXxXxXxA
Es wirkt nicht unruhig da die zweite Strophe derselben Struktur folgt und auch die Reime sich widerspiegeln.
So folgen wir dem fröhlichen Auf und Ab, Hin und Her von Maries wehendem, hüpfenden Kleid und Haar.
Sprachlich und bildlich ganz wunderbar das "
Haarpech", die "
Löwenzähne" und die "
Ewigzeit".
Tatsächlich sind das für mich auch die maßgeblichen inhaltlichen Markierungen und Wendepunkte.
Denn auch wenn dein Text im Forum für "Hoffnung" steht und natürlich eine sehr fröhliche Stimmung erzeugt, schwingen hier für mich auch die Gegenpole mit.
Ich lese hier nämlich nicht von der gesegneten Goldmarie, sondern von der Pechmarie, daher auch das "Haarpech".
In diesem Geiste schwingt da ein märchenbedingter Unterton mit, das faule Ding, das sich lieber tanzend vergnügt, selbst mit Pech übergossen immer noch unbeschwert herumspringt - oder damit vielleicht auch nur überspielt, eine glänzende Fassade aufrecht erhält?
Die "wild schäumende Flur" hat etwas Geiferndes, Sabberndes, so wunderbar passend zu den folgenden "Löwenzähnen". Hier verbindest du ein friedliches, schönes Naturbild vom im Wind schwingenden Löwenzahn so passend mit einer sehr gewaltvollen Vorstellung vom schnappenden Löwen, toll!
Nicht beißend zwar, wie du direkt aufklärst, wohl aber schon abschreckend.
Typisch Pechmarie, wendet sie sich aber einfach von jeglicher Gefahr, jedem Problem, jeder Unbequemlichkeit ab und so wird sie wohl auch weiterhin, für eine "Ewigzeit", die Pechmarie bleiben - hier in ihrer schönsten Fassade dargestellt, schlussendlich aber eben (ein-)gefangen (in das Gedicht), unfähig, von selbst auszubrechen.
Das "werd nicht erwachsen" kann man dabei auch nicht als Appell, sondern als Drohung bzw. drohende Voraussicht betrachten: Wenn du nicht erwachsen wirst, bleibst du in meinem Gedicht bzw. in dir selbst gefangen.
Möglicherweise spinne ich da nun viel zu weit, aber es passte für mich gerade so wunderbar zusammen, gerade auch wegen genau dieser 3 Bilder, die mir so gefallen haben.
Gern gelesen!
LG Chris