lieber jacques,
dass dein amselmann ab juli nicht mehr singen wollte, ist normal. sie singen ja hauptsächlich, um holde amseldamen anzulocken und auch zur reviermarkierung. das passiert alles im frühling und bis zum sommer ist der nachwuchs da. dann besteht keine notwendigkeit mehr für das permanente singen. und ja, sie sind standorttreu, die chancen stehen also gut, dass deine amsel den weg zu dir zurück findet.
zum gedicht:
was hältst du vom nestbau, davon könnte eine amsel doch glaubwürdig singen, oder? also in deinem fall müsstest du nesterbau oder nistplatzbau schreiben, damit es silbenmäßig hinhaut. vielleicht muss der nestbau auch nicht wunderschön sein. eigentlich ist der wohl eher anstrengend für so einen vogel, aber anstrengend passt als wort natürlich nicht gut in dein gedicht. wie wärs mit liebevoll?
*und liebevollem nesterbau*
falls du doch lieber beim bärenklau bleiben möchtest, solltest du ihn nicht duften lassen. er riecht wohl eher streng und ist außerdem giftig. ansonsten gäbe es auch noch andere reimwörter, *blau* z. b. würde gut ins gedicht passen.
mit der zeichensetzung in gedichten ist das so eine sache. ich z. b. habe mich entschieden, in gedichten nur innerhalb des verses kommas zu setzen. ans versende kommen bei mir weder komma noch punkt (bis auf wenige ausnahmegedichte), dort setze ich höchstens noch ausrufe- und fragezeichen, um die aussage zu verstärken. das hat bei mir etwas mit meinem persönlichen ästhetikempfinden zu tun (deshalb auch die kleinschreibung). wenn aber ein dichter wert auf korrekte rechtschreibung legt (und das meinte ich bei dir zu erkennen), merke ich auch mal an, wenn ein komma fehlt. ich bin da allerdings auch nicht unfehlbar und weiß nicht, ob ich das zu so später (oder früher?) stunde noch gut hinbekomme, aber so denke ich, müsste es richtig sein (von mir gesetzte kommas setze ich mal in klammern):
Es gibt im Leben vielerlei(,)
doch nichts ist schöner als der Mai(,)
wenn du, mein Freund, in Träumerei,
mir singst in Tönen allerlei.
Der Himmel, klar im Sonnenkleid,
verblasst vor Scham und großem Neid(,)
wenn Ihr, MyLord, im Anflug seid,
mit treuen Sängern im Geleit.
Ihr singt von Flüssen(,) silbergrau,
den Wäldern(,) weiß im Morgentau,
dem Augenfedernstolz vom Pfau
und wunderschönem Gartenbau.
Zusammen stimmt ihr fröhlich ein(,)
ihr lieben Vögel, groß und klein,
und bringt, bei schönstem Sonnenschein,
zum Schwärmen jedes Herz aus Stein.
Doch weicht dann bald das Sonnenlicht,
und zeigt sich gleich das Mondgesicht,
dann ist vorüber deine Schicht(,)
bis Morgenstund die Stille bricht.
ich wollte noch anmerken, dass die amsel in der ersten und in der letzten strophe vertraulich mit du angesprochen wird, in strophe zwei und drei mit dem leicht ironischen ihr (mylord) und in der vierten bezieht sich das *ihr* auf die vogelschar. das erscheint mir etwas inkonsistent, obwohl es mir anfangs gar nicht aufgefallen ist. ich würde empfehlen, in der dritten strophe wieder zum *du* zu wechseln und den gag mit dem mylord nur auf diesen einen vers zu beschränken.
ich hoffe, du kannst mit meinen ausführungen etwas anfangen. wie immer gilt: alles nur vorschläge, letztendlich entscheidest du selbst, was du machen möchtest. :grin:
so, nun aber schlafen. :sleeping:
liebe grüße
sofakatze