Hallo Claudi,
ich freue mich, dass dir das “Mini” gefällt. Für mich war es auch eine kleine Überraschung.
Der erste inhaltliche Querweg war ein Müsli, das zu klebrig geraten war, Spachtelmasse sozusagen und da kam das Bild mit dem verputzen und erst im Nachhinein fiel mir auf, dass sich daraus eine witzige Doppeldeutigkeit ergibt.
Was deine Überlegung betrifft, sind die sicher berechtigt. Ich bin des Japanischen auch nicht mächtig und deshalb kann ich nur angelesenes Wissen aus dem Buch “Der Ruf des Hototogisu” von Klaus Dieter Wirth weitergeben. Das Buch kann ich übrigens sehr empfehlen!!!
Dort heißt es, dass eine Silbe gegebenenfalls in weitere Moren unterteilt wird und für eine betonte Silbe zwei Moren zu veranschlagen ist. Das gibt es also Parallelen.
Würde man mit diesen Ansatz nun streng der 5 - 7 - 5 Regel folgen (in ihrer Morenform), gäbe es sehr viele Wörter im Deutschen, die man nicht verwenden könnte. Ich stelle mir gerade den wunderschönen Schilfrohrsänger vor, der nur als Einzelwort in der 7er Reihe sein Dasein fristen dürfte. Wie schade das doch wäre.
Mich freut es, dass ich diese Überlegung auch in dem genannten Buch fand und du siehst ja auch, dass diese Herangehensweise (Moren nicht mit Silben gleich zu setzen) durch unsere Sprache eine andere Verteilung erfordern kann und zwar ohne dass das Haikukleid deshalb abgelegt wird.
Kurz: die 5 - 7 - 5 Silben - Regel mag für den Anfang eine gute Leitplanke sein, sie ist aber als feste Form alles andere als ideal und das lässt sich auch aus einer anderen Richtung kommend her begründen.
In der Natur der japanischen Sprache, so heisst es weiter in dem Buch, ist die 5 - 7 - 5 Struktur weitgehend enthalten.
Die Begründung ist mir nicht ohne weiteres klar, aber glaube ich dem Autor, ist der 5er und 7er, die es ja in den japanischen Kurzgedichten in unterschiedlichen Kombinationen gibt, im Wesen der japanischen Sprache verankert und kann nicht ohne weiteres auf unsere Sprache übertragen werden. Und wenn, so reime ich mir zusammen, müsste man ja die Silben in Moren umrechnen und dann wäre die maximale Morenzahl 10 -14 -10, wenn man für eine betonte Silbe u.U. zwei unbetonte Silben (Moren) rechnet. Dann hätte auch der Schilfrohrsänger mehrere Sitzplätze.
Davon abgesehen fühle ich mich sowieso dem modernen Haiku nahe und da ist die 5 - 7 - 5 Regel nicht in Stein gemeißelt und auch die traditionelle Verhaftung mit Jahreszeitenwort und Natur kann zwar gegeben sein, muss aber nicht.
Ich verankere ein Haiku eher im Universellen und das enthält eine Vielzahl an Gegebenheiten und Momenten, welche zu einem gelungenen Haiku werden können.
Das macht diese Form für mich so spannend.
So, jetzt habe ich dann doch einmal zu dem Thema etwas weiter ausgeholt.
Auf jeden Fall, um nochmal auf dein Anliegen zurück zu kommen: Deine Herangehensweise ist durchaus bedenkenswert und ähnelt dem Verständnis von Moren, wie mir scheint.
Im Moment des Schreibens eines Haikus bleiben bei mir die metrischen Aspekte weitgehend außen vor.
Natürlich nie ganz, aber sie laufen meist nur als ein Klanggefühl mit und vielleicht bestimmen sie die ein oder andere Wortwahl im nachhinein.
LG,
Mi
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