WF Heiko Thiele
Autor
Hört, ihr Leute, laßt euch sagen,
als vor Jahresfrist tat tagen
unsereins ein neuer Morgen
mit viel Freud, doch auch manch Sorgen
schmähten wohl den goldnen Mund,
als die Gretel aufgestund.
Kaum verlassen hat ihr Bette
Jungfer Gretchen; zur Toilette
eilt sie fromm und dienstbeflissen,
weil sie arg hat müssen müssen.
Doch wie ist der Kummer groß;
naß bereits ihr keuscher Schoß.
Wie sich da die Augen weiten.
Mutter sprach davon vor Zeiten
hinter vorgehaltner Hand,
was den Frauen vorbestand.
Und wie sie sich mußt verhalten,
weilʼs so sei, seit Ewigkeiten.
Nie und nimmer sollte nehmen
sie es sich, sich brav zu schämen.
Denn es sei der Frau ihr Plage,
monatlich zu haben Tage,
die an ihren Stand erinnert,
wie sie nun mal ist gezimmert.
So denn nimmt dies Gret in Kauf
und das Schicksal seinen Lauf.
Jede Freiheit sei genommen,
denkt das Gretel ganz benommen
und wäscht ab, was sie verläßt.
Schlaftabletten für den Rest.
Drum, ihr Leute, schweigt nicht still.
Merkt euch, was ich sagen will.
Die Natur zeigt uns oft eben,
was es heißt in ihr zu leben.
Doch das ist nicht halb so schlimm,
wie falsch Zeugnis, Glaubensgrimm.