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Muse und Künstler

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Muse und Künstler
 
Solang der Künstler glauben kann
an ihre Liebe, ihre Reinheit, ihre Unschuld
und sie selbst es nicht durch Lügen
oder Habgier ihm zur Hölle macht
lebt die Muse, schenkt ihm Lieder
und Gedichte, sei sie auch,
als ferne Göttin,
jenseits aller irdischen Moral
und sein Werk ersteht, erklingt, berührt
so sehr zu ihrer Ehre wie zum Lobe
Gottes selbst.
Doch wenn sie fällt, dann kann er nur
an ihn allein sich halten,
um die Höllen zu verlassen,
Leben neu zu finden
und sein Schaffen der Entwertung zu
entreißen, es bleibt nicht ihr Eigen,
wenn er wieder glauben lernt
an Liebe, Reinheit, Unschuld.
Diesen Weg hab ich zurückgelegt
und abgetrennt unheiliges Begehren,
denn, gefallen aus dem Glauben,
macht die Göttin ihren Günstling zum Dämonen,
hält er fest, bewegt er sich im Kreis,
gefangen und verurteilt,
seine Nahrung zu erstehlen
und das beigemischte Gift wird sein Verderben,
aus dem Lebensfluss entfernt
wird aller Süße Bitternis,
Düfte, die ihn einst betörten und verführten
gerinnen zur Verwesung und zum Schandmal,
Schwingen, angesetzt zum Himmelsflug,
werden lahm und lassen ihn nach unten gleiten,
steil herab, vorbei an Hängen voller Reben,
deren Saft er nicht mehr kosten kann.
Nur indem er lernt, sich selbst ganz anzusehen,
zu ertragen, was sein Los und Schicksal ist,
so er nicht frei wird vom Verlangen, das ihm
einmal Leben gab, kann er sich lösen,
der Inkubus bleibt als Schatten, im
Verlangen der Entthronten, während er,
errettet, aus dem Reich der Schatten steigt.
So lernte ich, dass Gut und Böse nahe beieinander sind,
vom Glauben hängt es ab und von der Liebe,
ob Vereinigung im Geiste Segen findet,
nur wer sich aus freiem Willen bindet und willkommen ist
wird fruchtbar bleiben.
 
Rupert 15.4.2004
 
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