Frühmorgens, wenn die Nebel wallen,
zieht Odin aus der Götter Hallen.
Die Weltenesche Yggdrasil
ist heute sein Etappenziel.
Man hört nur selten von Besuchern,
wo ihre wilden Wurzeln wuchern,
am kühlen Born, wo Tag und Nacht
der ranke Riese Mimir wacht.
Aus trüben, schweren Schwaden löst -
er siehts genau, wiewohl er döst -
sich da ein Schemen, des Statur
von mehr als menschlicher Natur.
"Wer bist du, fremder Wanderer?
Sidgrani und kein Anderer,
so dünkt mir, streift in diese Auen,
ins Riesenantlitz mir zu schauen."
"Das hast du, Mimir, wohl erraten.
Trotz aller meiner Heldentaten
bin ich als Gott noch unvollkommen:
Die Zukunft sehe ich verschwommen.
Ich muss doch wissen, was sie bringt,
verstehen, was die Norne singt.
Gewähre mir von deinem Trank,
dann gilt dir höchster Götterdank."
"Die Bitte, die dein Busen nährt,
sie sei dir herzlich gern gewährt!
Doch heischt der Brauch, der hier zu pflegen,
zuvor ein Pfand zu hinterlegen.
Entbehre eines deiner Augen,
das wird zum hehren Zwecke taugen.
Dann darfst du wie aus Suppentöpfen
die Weisheit aus der Quelle schöpfen."
"Der Preis ist wahrlich nicht sehr billig,
doch bin ich ihn zu zahlen willig.
Ich gebe gern, was wohlbehütet,
zu sehen, was das Schicksal brütet."
Der Raben schauriges Gegröle
ertönt, als aus der Augenhöhle
der Gott, am Ufersaum gebückt,
beherzt den teuren Apfel pflückt.
Schon schwimmt er, dem Kristalle gleich,
verborgen im geweihten Teich.
Der Durstgeplagte schöpft den Trank,
dann spricht er: "Dir, dem Hüter, Dank!
Nun darf ich wahrlich wissend wandern
von einem Pol der Welt zum andern
und geh im Wagner-Festspielhaus
mit Augenklappe ein und aus."
zieht Odin aus der Götter Hallen.
Die Weltenesche Yggdrasil
ist heute sein Etappenziel.
Man hört nur selten von Besuchern,
wo ihre wilden Wurzeln wuchern,
am kühlen Born, wo Tag und Nacht
der ranke Riese Mimir wacht.
Aus trüben, schweren Schwaden löst -
er siehts genau, wiewohl er döst -
sich da ein Schemen, des Statur
von mehr als menschlicher Natur.
"Wer bist du, fremder Wanderer?
Sidgrani und kein Anderer,
so dünkt mir, streift in diese Auen,
ins Riesenantlitz mir zu schauen."
"Das hast du, Mimir, wohl erraten.
Trotz aller meiner Heldentaten
bin ich als Gott noch unvollkommen:
Die Zukunft sehe ich verschwommen.
Ich muss doch wissen, was sie bringt,
verstehen, was die Norne singt.
Gewähre mir von deinem Trank,
dann gilt dir höchster Götterdank."
"Die Bitte, die dein Busen nährt,
sie sei dir herzlich gern gewährt!
Doch heischt der Brauch, der hier zu pflegen,
zuvor ein Pfand zu hinterlegen.
Entbehre eines deiner Augen,
das wird zum hehren Zwecke taugen.
Dann darfst du wie aus Suppentöpfen
die Weisheit aus der Quelle schöpfen."
"Der Preis ist wahrlich nicht sehr billig,
doch bin ich ihn zu zahlen willig.
Ich gebe gern, was wohlbehütet,
zu sehen, was das Schicksal brütet."
Der Raben schauriges Gegröle
ertönt, als aus der Augenhöhle
der Gott, am Ufersaum gebückt,
beherzt den teuren Apfel pflückt.
Schon schwimmt er, dem Kristalle gleich,
verborgen im geweihten Teich.
Der Durstgeplagte schöpft den Trank,
dann spricht er: "Dir, dem Hüter, Dank!
Nun darf ich wahrlich wissend wandern
von einem Pol der Welt zum andern
und geh im Wagner-Festspielhaus
mit Augenklappe ein und aus."