In der ganzen Stadt ist keiner
so verführerisch wie Rainer.
Vorne, hinten, im Profil,
sitzend, stehend oder liegend
sich zum Fragezeichen biegend,
lässig mit den Beinen baumelnd
oder aus der Kneipe taumelnd:
Rainer, der hat Sexappeal.
Ein Pyjama wirkt bei Rainer
wie ein Smoking vom Designer.
Leder, Filz, Brokat und Tüll,
Sakko oder Unterhose,
ganz egal, in welcher Pose,
Rainer stehen alle flotten
maßgeschneiderten Klamotten
ebenso wie die vom Müll.
Rainers Nase, Mund und Brauen
fesseln mich vom Morgengrauen
bis die Sonne abends sinkt.
Aber seine Augen funkeln,
wenn es dämmert und im Dunkeln,
noch ein paar Nuancen blauer,
als es ein Juwel im Tower
bei Beleuchtung fertig bringt.
Keiner, aber auch nicht einer
lacht melodischer als Rainer,
wenn ihn einer amüsiert.
Führt er seinen Mund zur Gabel,
findet keiner es blamabel,
wenn er Frikassee und Nudeln,
die sein Oberhemd besudeln,
mit ’nem Zwiebelring garniert.
Ach, ich wünschte mir, der Rainer
wäre hässlicher und kleiner
und dafür nur halb so faul!
Denn was nützen mir am Ende
seine Pianistenhände,
wenn sie mir beim Möbelrücken
lediglich die Daumen drücken,
und ich schwitze wie ein Gaul?