Bunte Tränen rennen
über mein Gesicht.
Der Regen wäscht mich fort,
nimmt mir die Lügen.
Nass und entstellt
Stehe ich im Gewitter,
breite die Arme aus
und schreie.
Ich verstehe es so:
Die bunten Tränen stellen einen Regenbogen dar. Da die Tränen der Regen sind, ist das Gesicht Deines LI das Sonnenlicht, das den Regenbogen entstehen lässt, den man aber nur aus einer besonderen Perspektive heraus erkennen kann.
"Der Regen wäscht mich fort" hat mit Pessimismus zu tun, da die Außenwelt nur den Regen oder den Regenbogen sieht, nicht aber das Licht (das wahre Gesicht Deines LI).
Die letzte Zeile der ersten Strophe "nimmt mir die Lügen." ist eine überraschende Wendung. Entweder identifiziert sich Dein LI mit dem Begriff "Lüge" durch irgendwelche äußeren Umstände, überwältigende Emotionen etc., oder es ist ein Zweifel gemeint. Dein LI ist vielleicht kurz davor, sich der pessimistischen Sicht anzuschließen und sich selbst zu verleugnen. Das würde besser zu "...wäscht mich fort" passen.
Die zweite Strophe beginnt wertend ("Nass und entstellt"). Durch die zweite Zeile "...im Gewitter" meinst Du vermutlich, dass Dein LI angreifbar oder ausgeliefert ist.
Da das Gewitter eine Gefahr darstellt, verstärkt sich dieser Sinn in Zeile drei "breite ich die Arme aus" - das LI bietet eine noch größere Angriffsfläche.
Am Ende "und schreie" kommst Du gekonnt zurück in die Welt jenseits von Symbolen. Der Schrei macht real auf sich aufmerksam und deutet eine Nähe zu Welt an. Zeigt sich, ist wieder da. Sehr hübsch geschrieben.
Gern und oft gelesen und darüber schwadroniert.
VLG Peter
PS: ist in Deiner Signatur möglicherweise ein kleiner Vokabelfehler? ("....hear the music.")