sofakatze
Autorin
Es beginnt mit einem Zucken in seinem linken Finger. Jenem Zucken, bei dem Angehörige eines Komapatienten im Krankenhaus, die wartend an dessen Bett sitzen, erst ungläubig starren, dann euphorisch hoffnungsvoll aufspringen und rufen: Er wacht auf, er wacht auf! So ein Zucken ist das. Freilich sitzt niemand neben ihm, wartet niemand auf das Zucken seines Fingers, seine Genesung. Er ist allein.
Wieder zuckt der Finger. Einmal, zweimal, dann breitet sich das Zucken aus, erfasst seine Hand, kriecht über das Handgelenk seinen Arm hinauf bis zur Schulter, die anfängt zu beben. Weiter, immer weiter, bis seine gesamte linke Hälfte sich in heftigen Zuckungen ergeht. Und mit dem Zucken kommt die Wut. Oh, wie er es hasst, diesem Prozess hilflos ausgeliefert zu sein! Im Gegensatz zum Zucken, welches sich langsam steigert, ist die Wut sofort und vollumfänglich da, schießt durch seinen Körper, verdichtet die Hände zu Fäusten, tobt hinter der Stirn wie ein rasender Wirbelsturm. Das hasst er genauso, denn auch dagegen ist er völlig machtlos. Aus Erfahrung weiß er, dass er sich lediglich fügen, alles über sich ergehen und duldsam ausharren muss. Aber das schmälert seine Wut nicht im Geringsten, sondern facht sie nur noch mehr an.
Er hört sie oben stehen. So ist es immer. Stehen, reden und dann weggehen. Immer gehen sie weg, immer. Keiner nimmt etwas von seinen Regungen wahr, seiner Wut. Diese Ignoranten!
Das Zucken ist mittlerweile in regelrechte Krämpfe ausgeartet, die seinen ganzen Körper befallen. Die Schmerzen sind grausam, aber grausamer noch ist die Erbitterung. Gibt es denn kein Erbarmen für ihn? Können sie ihn nicht in Ruhe lassen? Können Sie nicht einfach den Mund halten?! So ignorant sie seinen Schmerzen gegenüber sind, die da oben, so halten sie doch an seinem Wort fest. Und es tönt so laut, so laut im Ohr! Es ist Ironie des Schicksals, denn er weiß, dass er selbst daran schuld ist.
Oh, hätte er es nur geahnt! Niemals hätte er auch nur ein Wort, ein verdammtes Wort … doch nun ist es zu spät. Viel zu spät für irgendwas, wie seine Mutter immer sagte.
Für einen Augenblick blitzt ihr Gesicht durch das, was die Wut von seinem Verstand übriggelassen hat, überstrahlen ihre Augen mit ihrer Güte und verschmitzten Weisheit für einen Sekundenbruchteil alles: die Wut, die Schmerzen, die Verzweiflung. Aber wie immer setzt sich das grausame Spiel in der nächsten Sekunde fort und ihr Bild verschwindet, als wäre es nie da gewesen.
Die Krämpfe im Körper beginnen nun, seine Glieder zielgerichtet zu bewegen, so dass sich das linke Bein und der linke Arm mit Schwung über seine Körpermitte strecken und diese in eine Rotationsbewegung versetzen, so dass er nun, statt auf dem Rücken, auf dem Bauch zu liegen kommt. Seine vielfach gebrochenen Knochen knacken und verdrehen sich schmerzhaft in einem unmöglichen Winkel. Dann brechen sie erneut, als sich der Vorgang, nur diesmal auf der rechten Seite, wiederholt. Er schreit. Natürlich hören die oben es nicht oder wollen es nicht hören. Aber sie müssten es doch wissen? Sie müssten wissen, was sie ihm antun!
Nun liegt er wieder auf dem Rücken. Immer noch durchzuckt von Krämpfen, die jetzt schwächer und schwächer werden. Er weiß, dass er es wieder einmal überstanden hat. Die letzten Zuckungen sind fast nur noch ein Zittern, aus der Angst geboren, wann es das nächste Mal so weit sein wird. Sein Körper kommt zur Ruhe und auch die Wut erlischt so plötzlich, wie sie gekommen ist. Alles Denken, alles Fühlen verglimmt in einem Funken Stille und Frieden. Dann nichts mehr.
Oben stehen sie noch und lachen. Sie boxt ihrem Freund spielerisch in den Oberarm. „Du solltest das Rezitieren wirklich lassen, du bist so grottenschlecht!“ Er grinst sie schelmisch an: "Ey, war doch lustisch, oder?“. Sie grinst zurück. Arm in Arm schlendern sie durchs Friedhofstor.
Wieder zuckt der Finger. Einmal, zweimal, dann breitet sich das Zucken aus, erfasst seine Hand, kriecht über das Handgelenk seinen Arm hinauf bis zur Schulter, die anfängt zu beben. Weiter, immer weiter, bis seine gesamte linke Hälfte sich in heftigen Zuckungen ergeht. Und mit dem Zucken kommt die Wut. Oh, wie er es hasst, diesem Prozess hilflos ausgeliefert zu sein! Im Gegensatz zum Zucken, welches sich langsam steigert, ist die Wut sofort und vollumfänglich da, schießt durch seinen Körper, verdichtet die Hände zu Fäusten, tobt hinter der Stirn wie ein rasender Wirbelsturm. Das hasst er genauso, denn auch dagegen ist er völlig machtlos. Aus Erfahrung weiß er, dass er sich lediglich fügen, alles über sich ergehen und duldsam ausharren muss. Aber das schmälert seine Wut nicht im Geringsten, sondern facht sie nur noch mehr an.
Er hört sie oben stehen. So ist es immer. Stehen, reden und dann weggehen. Immer gehen sie weg, immer. Keiner nimmt etwas von seinen Regungen wahr, seiner Wut. Diese Ignoranten!
Das Zucken ist mittlerweile in regelrechte Krämpfe ausgeartet, die seinen ganzen Körper befallen. Die Schmerzen sind grausam, aber grausamer noch ist die Erbitterung. Gibt es denn kein Erbarmen für ihn? Können sie ihn nicht in Ruhe lassen? Können Sie nicht einfach den Mund halten?! So ignorant sie seinen Schmerzen gegenüber sind, die da oben, so halten sie doch an seinem Wort fest. Und es tönt so laut, so laut im Ohr! Es ist Ironie des Schicksals, denn er weiß, dass er selbst daran schuld ist.
Oh, hätte er es nur geahnt! Niemals hätte er auch nur ein Wort, ein verdammtes Wort … doch nun ist es zu spät. Viel zu spät für irgendwas, wie seine Mutter immer sagte.
Für einen Augenblick blitzt ihr Gesicht durch das, was die Wut von seinem Verstand übriggelassen hat, überstrahlen ihre Augen mit ihrer Güte und verschmitzten Weisheit für einen Sekundenbruchteil alles: die Wut, die Schmerzen, die Verzweiflung. Aber wie immer setzt sich das grausame Spiel in der nächsten Sekunde fort und ihr Bild verschwindet, als wäre es nie da gewesen.
Die Krämpfe im Körper beginnen nun, seine Glieder zielgerichtet zu bewegen, so dass sich das linke Bein und der linke Arm mit Schwung über seine Körpermitte strecken und diese in eine Rotationsbewegung versetzen, so dass er nun, statt auf dem Rücken, auf dem Bauch zu liegen kommt. Seine vielfach gebrochenen Knochen knacken und verdrehen sich schmerzhaft in einem unmöglichen Winkel. Dann brechen sie erneut, als sich der Vorgang, nur diesmal auf der rechten Seite, wiederholt. Er schreit. Natürlich hören die oben es nicht oder wollen es nicht hören. Aber sie müssten es doch wissen? Sie müssten wissen, was sie ihm antun!
Nun liegt er wieder auf dem Rücken. Immer noch durchzuckt von Krämpfen, die jetzt schwächer und schwächer werden. Er weiß, dass er es wieder einmal überstanden hat. Die letzten Zuckungen sind fast nur noch ein Zittern, aus der Angst geboren, wann es das nächste Mal so weit sein wird. Sein Körper kommt zur Ruhe und auch die Wut erlischt so plötzlich, wie sie gekommen ist. Alles Denken, alles Fühlen verglimmt in einem Funken Stille und Frieden. Dann nichts mehr.
Oben stehen sie noch und lachen. Sie boxt ihrem Freund spielerisch in den Oberarm. „Du solltest das Rezitieren wirklich lassen, du bist so grottenschlecht!“ Er grinst sie schelmisch an: "Ey, war doch lustisch, oder?“. Sie grinst zurück. Arm in Arm schlendern sie durchs Friedhofstor.