Aktuelles
Poeten.de - Gedichte online veröffentlichen

Registriere dich noch heute kostenlos und werde Teil unserer Community! Sobald du angemeldet bist, kannst du dich aktiv beteiligen, eigene Themen und Beiträge erstellen und dich über den privaten Posteingang mit anderen Mitgliedern austauschen. Wir freuen uns auf dich! 🚀

Feedback jeder Art Schicksalhafte Begegnung – Teil 3

Hier gelten keine Vorgaben mit Ausnahme der allgemeinen Forenregeln.
  • Moni
    letzte Antwort
  • 0
    Antworten
  • 57
    Aufrufe
  • Teilnehmer

Moni

Autorin
 
 
 
Schicksalhafte Begegnung – Teil 3
 
Ina war immer noch schlecht gelaunt. Während der Fahrt sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Beate hatte einerseits ein schlechtes Gewissen. Schließlich war Ina auf Christian zuerst aufmerksam geworden. Aber andererseits konnte Beate auch nichts dafür, wenn Christian sich nicht für Ina interessierte. Schweigend fuhren sie bis zur Endstation weiter und gingen von dort aus zu Ina nach Hause.

Nach ca. 3 Stunden Schlaf hatte Beate keine Ruhe mehr. „Ich muss nach Hause Ina, es ist 07.30 Uhr. Meine Kinder machen sich vielleicht schon Sorgen. Lisa weiß zwar, dass ich bei dir übernachte, aber ich habe ihr versprochen, so schnell es geht, wieder zu Hause zu sein.“ Ina blinzelte schlaftrunken: „Jetzt willst du schon nach Hause? Na gut, wir telefonieren später, ja?“ „Okay, na dann bis später und sei nicht mehr sauer wegen gestern, ja? Tschüss.“ „Tschüss“ erwiderte Ina.

Als Beate im Bus saß, lief der gestrige Abend noch einmal wie ein Film vor ihrem geistigen Auge ab. Es war doch noch ein sehr schöner Abend geworden. Sie hatten sich gut amüsiert. Gestern lernte sie diesen Christian kennen. Sie erinnerte sich daran, wie schön es mit ihm war und versuchte auf ihre innere Stimme zu hören. Hatte sie sich wirklich in ihn verliebt oder meldete sich ihr Ego, weil sie trotz großem Altersunterschied das Gefühl hatte, begehrt zu werden? Schließlich hatten sie auch Alkohol getrunken.

"Das wird sowieso nichts", versuchte sie die Gefühle zu verdrängen. Schließlich hatte sie ihren Ex Robert auch in einer Disko kennen gelernt und fand ihn anfangs sympathisch. Doch diese Beziehung war schon bald zum Scheitern verurteilt.

Beate wurde schwanger, weil Robert eine 95%ige Zeugungsunfähigkeit angab, die er sogar mit einem Testergebnis schriftlich belegen konnte. Nach seiner Aussage war ein Motorradunfall die Ursache für seine Zeugungsunfähigkeit. Beim Sturz hatte sich eine Fußraste in seine Leistengegend gebohrt und die Samenstränge verletzt.

Beate setzte die Pille ab und wurde kurz danach schwanger. Sie befürchtete, dass Robert denkt, sie hätte ihn betrogen. Er konnte sich die Schwangerschaft zwar auch nicht erklären, zweifelte aber nicht daran, der Vater zu sein. Im Gegenteil, er freute sich darüber.

Zu diesem Zeitpunkt glaubte Beate ihm noch jedes Wort. Woher sollte sie auch wissen, dass sie einen notorischen Lügner kennen gelernt hatte?

Erst viel später, als Susanne schon geboren wurde, erfuhr sie von Roberts Mutter, dass alles gelogen war. Robert hatte nie einen Unfall. Die Narbe, die nach seiner Aussage vom Unfall herrührte, entstand durch eine harmlose Leistenbruchoperation, als er noch ein Baby war. Von einer Zeugungsunfähigkeit wusste seine Mutter nichts.

Roberts Lügen wurden im Laufe der Zeit immer dreister. Oft hatte Beate das Gefühl, als würde er es selbst glauben, was er da erzählte.

Lisa mochte Robert von Anfang an nicht. Sie verstand nicht, warum ihre Mutter, trotz der häufigen Streitereien und Roberts Verlogenheit, bei ihm blieb. Sie konnte ja nicht ahnen, wie groß die Existenzängste ihrer Mutter in dieser Zeit nach der Wende waren.

Liebe empfand Beate für Robert schon lange nicht mehr und ein Ende dieser Beziehung war absehbar. Susanne war fünf Jahre alt, als Beate endlich den Mut fand, ihre Existenzängste zu überwinden und eine Trennung wagte. Seit knapp einem Jahr lebte sie nun mit ihren beiden Kindern recht zufrieden ohne Partner an ihrer Seite.

Beate hatte einerseits zurecht Angst davor, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen, den sie in einer Disko kennen lernte und wollte den gestrigen Abend einfach vergessen. Andererseits hatte sie immer das Bild von Christian vor Augen. Beate ärgerte sich, weil sie sich zu sehr hinein steigerte. Sie kannte das ganze Drama doch schon und war anscheinend immer noch nicht geheilt. Darüber hinaus durfte sie nicht nur an sich denken. Schließlich hatte sie zwei Kinder und war für das Wohl ihrer Kinder verantwortlich.

Bei aller Vernunft kreisten ihre Gedanken nur um einen Menschen: „Wer ist er? Was denkt er? Macht er sich überhaupt Gedanken? Denkt er auch noch an mich? Oder war es nur ein harmloser Flirt für ihn?“ Wenn es so wäre, hätte sie kein Recht, ihn dafür zu verurteilen. Sie selbst war als Single auch kein Unschuldsengel und flirtete gerne, wenn sich die Gelegenheit ergab. Aber niemals gab sie Jemandem ihre Telefonnummer. Wenn ein Mann ihr eine Telefonnummer zusteckte, zerriss sie diese am anderen Tag.
Bei Christian hätte sie gerne eine Ausnahme gemacht, aber weder sie noch Christian hatten gestern beim Abschied am S-Bahnhof Zettel und Stift zur Hand.

Beates Ziel war erreicht. Der Bus hielt und sie musste aussteigen. In ca. 5 Minuten erreichte sie ihre Wohnung. Es war ca. 08.30 Uhr, als sie zu Hause eintraf. Die Kinder schliefen noch. „Gott sei Dank“ dachte Beate. Sie machte Frühstück und weckte ihre Kinder. Lisa wollte, wie fast immer, kein Frühstück, sondern ausschlafen. Susi war sofort putzmunter. „Mutti, wo warst du denn?“ war ihre erste Frage. „Du warst gar nicht in Deinem Bett“. Susi hatte die Angewohnheit, wenn sie nachts wach wurde, in das Bett ihrer Mutti zu schlüpfen. „Mutti war mit Tante Ina ein bisschen tanzen.“ gab Beate ihrer Tochter zur Antwort. „Aber du warst ja nicht alleine, Lisa war ja auch zu Hause.“ Susi gab sich mit dieser Antwort zufrieden und die Welt war wieder in Ordnung für sie.

Nichts an diesem Sonntag war so, wie sonst in den letzten Monaten. Beate bemühte sich, ihre Gedanken zu verdrängen, was ihr jedoch nicht gelang. Ständig hatte sie Christians Bild vor Augen.

Am Nachmittag rief sie Ina an: „Ina, ich muss Dir etwas sagen, ich glaube, dass ich mich in Christian total verknallt habe. Du findest es vielleicht lächerlich. Aber ich kann nichts dagegen tun. Er kreist mir ständig im Kopf herum, und ich kann ihn einfach nicht vergessen. Es tut mir leid, dass ich Dich gestern Abend vernachlässigte und Spaß hatte, während Du Dich sicher gelangweilt hast, jedenfalls zum Ende hin, wie es aussah.“ „Nein, ist schon okay.“ sagte Ina. „Ich habe mich ja auch amüsiert. Es war zwar Keiner dabei, der mir gefiel, aber die Jungs waren doch alle ganz lustig. Ich habe viel gelacht. Irgendwann ging mir aber der eine Typ dermaßen auf die Nerven. Der wurde mir zu aufdringlich. Christian fand ich auch sehr attraktiv. Aber die anderen Pappnasen konnte man doch vergessen. Und was ist nun mit Euch Beiden?“ „Ich weiß es doch selbst nicht, mal sehen, ob er sich meldet. Ich weiß noch nicht einmal, ob er sich auf Zuruf meine Telefonnummer merken konnte.“ sagte Beate.

Sie unterhielten sich noch eine Weile über den gestrigen Abend und über einige spaßige Einlagen der Kumpels von Christian. „Bis dann“ waren ihre letzten Worte. „Wir hören voneinander.“

Beate hatte nun Ina gegenüber kein schlechtes Gewissen mehr.
Am Sonntagabend war Beate nur auf das Telefon fixiert. Warum klingelte es denn nicht? Obwohl sie sonst ganz froh darüber war, vermisste sie heute den Klingelton. „Vielleicht möchte er nur nicht so aufdringlich sein“, dachte Beate. Sie hätte ihn auch nicht gleich am nächsten Tag angerufen, wenn sie im Besitz seiner Telefonnummer gewesen wäre.

In Gedanken bei Christian schlief Beate erst spät in der Nacht ein.

Ende Teil 3
© Monika Benedix
(Namen sind alle frei erfunden)
 
  • Moni
    letzte Antwort
  • 0
    Antworten
  • 57
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Zurück
Oben