Moni
Autorin
Schicksalhafte Begegnung – Teil 4
Die neue Arbeitswoche begann schon am frühen Morgen wieder hektisch.
Beate atmete auf, als dieser anstrengende Arbeitstag endlich vorbei war. Wie jeden Tag holte sie Susi von der Kita ab und fuhr mit ihr nach Hause.
Bis Susi schlafen ging, war Beate abgelenkt und hatte nicht viel Zeit zum Grübeln. Später saß sie alleine im Wohnzimmer und schaute fern. Sie konnte sich nicht auf die Sendung konzentrieren, weil sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Lisa war in ihrem Zimmer. Wenn das Telefon klingelte, bekam Beate jedes Mal einen Schreck. Lisa eilte immer sofort ans Telefon und die Gespräche waren auch meistens für sie.
Wie gerne hätte Beate jetzt jemanden zum Reden gehabt. Ihre Freundin Karin machte gerade zusammen mit ihrer älteren Tochter Urlaub in Mexiko und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Gerne hätte Beate ihr jetzt von Christian erzählt. Aber das musste nun noch warten. Karin war noch knapp zwei weitere Wochen in Mexiko.
Als am Mittwochabend immer noch kein Anruf von Christian kam, hatte Beate kaum noch Hoffnung, dass sie jemals wieder von ihm hören würde.
Sie schrieb einen Brief an Christian, obwohl sie wusste, dass er diesen Brief nicht erhalten würde, weil sie ihn niemals abgeschickt hätte und auch nicht abschicken konnte. Was wusste sie denn von ihm? Er heißt Christian, wohnt in Hohen Neuendorf, Berliner Straße. Mit dieser Adresse würde ein Brief doch niemals ankommen. Aber es tat ihr gut, sich ihre momentane Gefühlswelt von der Seele zu schreiben.
Obwohl Christian diesen Brief nicht lesen würde, musste er perfekt sein. Beate wollte die richtigen Worte finden und fing immer wieder von Neuem an zu schreiben. Die halb beschriebenen Seiten landeten haufenweise zerknüllt im Papierkorb.
Endlich hatte sie den Brief, der aus 3 DIN A4-Seiten bestand, fertig. Immer wieder las sie sich diesen Brief durch. Genau das wollte sie ausdrücken. Dabei konnte Beate den Abend mit Christian noch einmal neu erleben.
In Gedanken hörte sie seine Stimme, sah seine Augen, sein Lächeln, fühlte seine Nähe und spürte seine weichen Lippen.
Beate steckte den Brief in einen Umschlag und deponierte ihn in ein Kästchen, wie ein kostbares Schmuckstück.
Immer wieder wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt und immer wieder wehrte sie sich dagegen und wollte tapfer sein. Was hat sie denn erwartet? Es war Wochenende. Christian war Single, er war frei, hatte viele Kumpels und konnte tun und lassen was er wollte. Warum sollte er sich ausgerechnet in eine Frau verlieben, die 8 ½ Jahre älter war als er und noch dazu zwei Kinder hat. Natürlich hat Beate ihm ihre Kinder nicht verschwiegen. Er hatte zwar auch schon einige Beziehungen, die aber nie länger als zwei Jahre hielten und aus denen nie eigene Kinder hervorgingen. Das erfuhr Beate aus der Unterhaltung am Sonnabend.
Sie dachte daran, dass ihre festen Beziehungen alle immer länger, als nur zwei Jahre, hielten.
Es gab Höhen und Tiefen, Liebe und Enttäuschungen und immer wieder trennte sie sich irgendwann aus unterschiedlichen Gründen.
Beate erwachte aus ihrer Erinnerung: „Ich bin eine einfältige Ziege. Vergiss doch einfach diesen Christian und lebe so weiter, wie bisher in den letzten Monaten. Es war doch gut so.
Bei diesen Gedanken hatte sie aber immer wieder das Bild vor Augen, wie Christian sie ansah, als die S-Bahn losfuhr und er noch ein paar Schritte mitlief. Konnte sie sich wirklich so geirrt haben? Vielleicht waren seine Gefühle ihr gegenüber am Sonnabend ja auch echt. Vielleicht hatte er aber am nächsten Tag noch mal darüber nachgedacht, wie unvernünftig es wäre, diese Frau näher kennen zu lernen. Sicher dachte er auch darüber nach, dass es bestimmt Probleme geben würde, weil sie ja schon zwei Kinder hat und die eine der beiden schon fast erwachsen war.
Hätte ich doch bloß nicht diesen Mann kennen gelernt“, dachte sie. Es gelang ihr nicht, ihn zu vergessen.
Im Büro wollte Beate mit Niemandem darüber reden. Ihre Freundin Karin war nicht da und gegenüber ihrer Freundin Ina wusste sie auch nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Wie würde Ina reagieren, wenn Beate sie weiterhin mit diesem Christian nervt, den sie wahrscheinlich selbst gerne näher kennen gelernt hätte.
Am Donnerstagabend klingelte das Telefon. Lisa war nicht zu Hause und Susi schlief bereits. Beate erschrak. Mit langsamen Schritten ging sie zum Telefon. Sie war wie versteinert und traute sich kaum den Hörer abzunehmen. Auf dem Display las sie: „Rufnummer unbekannt“. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Was sollte sie sagen, wenn es tatsächlich Christian ist? Sollte sie unbefangen reagieren und überrascht sein, dass er sich meldet oder sollte sie ihm wissen lassen, wie sehr sie auf diesen Anruf gewartet hat? Ihre Gedanken überschlugen sich. Das Telefon klingelte erbarmungslos weiter. „Jetzt nimm doch endlich ab, bevor er auflegt“, hämmerte es in ihrem Kopf. Blitzschnell griff sie zum Hörer und führte ihn dann langsam ans Ohr. „Hallo?“ meldete sich Beate mit unsicherer Stimme …
Ende Teil 4
© Monika Benedix
(Namen sind alle frei erfunden)