Vielen Dank für eure Kommentare, Lichtsammlerin und Carlos. :smile:
Weder erfahre ich, was der Preis war
Der Preis für die Liebe des LD war, sich in das Bild gefügt zu haben.
noch, was sich das LI einbildet.
Das LI bildet sich ein, das LD nicht bloß auf dem Papier geliebt zu haben.
Soweit ich es verstehe, konnte das LI nicht anders, als das LD zu malen, allerdings nur in schwarz-weiß, vielleicht auch im übertragenen Sinne - "sich ein Bild von jemandem zu machen". Und nur die Extrema zu sehen, nicht die Grautöne, die jeden Menschen ebenso zeichnen.
Ja, so ungefähr stelle ich mir das auch vor. Meine Interpretation: Das LI macht sich ein Bild von seiner Muse, malt sie in schwarz und weiß und übersieht dabei die vielen Zwischentöne, die einen Menschen doch lebendig machen, wie du ja schon so ähnlich schriebst. Es versucht, ein Idealbild der geliebten Muse zu entwerfen, dem das LD nicht entsprechen kann und das unterm Strich auch blass bleibt gegenüber der Charakterfülle der Person.
Daher kann eben auch nicht glücken, was Carlos angesprochen hat:
Das lyrische Ich hätte sich gewünscht eine Liebesaffäre mit der Dame zu haben, die er porträtierte. Es kam aber nicht dazu: Er hat am Ende nur noch das Bild von ihr.
Ja, so ähnlich habe ich es mir vorgestellt. Bzw. kam es in meiner Vorstellung sogar zu einer Liebesbeziehung, die aber nicht von Dauer sein konnte, weil das LI zu sehr Künstler war, zu sehr seine eigenen Vorstellungen in die Person projizierte, statt sie so zu nehmen, wie sie ist. Daher musste sich das LD in das Bild fügen, das das LI von ihr entworfen hatte, musste also ihre eigene Persönlichkeit aufgeben, nur um seinen Vorstellungen gerecht zu werden. Das kann natürlich nicht gut gehen und so bleibt der Künstler am Ende mit seinem Idealbild in den Händen allein. Die Person kann nicht Teil seines Lebens sein, weil er die Person nicht wirklich in seinem Leben akzeptiert, sondern nur das Bild dieser Person, wie er sie sich ausgemalt hat.
LG