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Feedback jeder Art Seelenkleider

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Seelenkleider

Warum hast Du mein Seelenkleid zerrissen?
Es war noch blütenrein und ohne Fleck,
doch Deine Wut warf es in Müll und Dreck.
Ich werde es für immer sehr vermissen.

Seitdem sind viele Jahre schon vergangen.
Ich bastelte ein neues Seelenkleid
und war für neue Wege stets bereit,
im Schatten meiner Kinderzeit gefangen.

Ich kann die trübe Kindheit nicht vergessen,
doch wäre es von mir wohl sehr vermessen,
könnt ich Dir alten Frau nicht mehr vergeben.

Du bist und bleibst für immer meine Mutter
und Blut ist dicker – als zerlass`ne Butter.
Verdank ich Dir doch immerhin mein Leben.
Korrigierte Version vom 19.03.25 (rote Schriftfarbe):

Warum hast Du mein Seelenkleid zerrissen?
Es war noch blütenrein und ohne Fleck,
doch Deine Wut warf es in Müll und Dreck.
Ich werde es für immer sehr vermissen.

Seitdem sind viele Jahre schon vergangen.
Ich bastelte ein neues Seelenkleid
und war für neue Wege stets bereit,
im Schatten meiner Kinderzeit gefangen.

Ich kann den Schmerz der Kindheit nicht vergessen,
doch wäre es von mir wohl sehr vermessen,
könnt ich Dir alten Frau nicht mehr vergeben.

Du bist und bleibst für immer meine Mutter.
Ich bin kein Kind mehr – alles ist in Butter.
Verdank ich Dir doch immerhin mein Leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Moni,
ja, die Seelenkleider der Kindheit sind besonders zart und können leicht zerissen werden.
Konstruktiv könnte Ich mir statt "bastelte" auch "schneiderte, nähte oder strickte" gut vorstellen!
LG
Perry
 
Hallo Moni

Kindliche Seelenkleider, geschneidert aus Angst und Verzweiflung, passen zu keiner Zeit im Leben. Man kann versuchen zu verzeihen, aber man wird nie vergessen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wovon du sprichst.

LG Teddybär 🐻
 
Hei Moni,

Die Sonett-Form für das ernste Thema finde ich gut gewählt. Es scheint, als ob man sie für beinahe alles verwenden kann, mit interessanten Wirkungen.
Beim Reim Mutter/Butter zögere ich ein bisschen, es ist sehr offensichtlich, dass sich hier etwas reimen muss, und ich fand's beim ersten Lesen eher lustig. Aber das liegt bestimmt an mir.
Andere Reimworte auf Mutter ... schwierig.

Auf alle Fälle gern gelesen:
Uwe
 
Hallo @Perry
Hallo @Teddybär
Hallo @Stavanger (Uwe),

dieses Gedicht schrieb ich vor einigen Jahren, als meine Mutter noch lebte. Ich wollte es eigentlich nie wieder irgendwo posten. Als ich aber kürzlich durch Zufall auf einige meiner kleinen „Werke“ gestoßen war, die ich als Kind für meine Mutter schrieb, kamen die Erinnerungen wieder hoch. Warum macht man so etwas? Das ist doch total widersprüchlich. Einerseits war meine Kindheit durch Gewalt meiner Mutter gegen mich geprägt und andererseits schrieb ich liebevolle Zeilen für sie. War es ein Hilferuf: „Hab mich bitte lieb?“ Ein Psychologe hätte vielleicht eine Antwort darauf. Ich kann mich auch noch sehr gut daran erinnern, dass ich mein erstes, selbstverdientes Lehrlingsgeld für meine Mutter ausgab. Ich schenkte ihr einen großen Präsentkorb.

Wahrscheinlich war ich der Sündenbock der Familie, weil ich durch einen Seitensprung meiner Mutter gezeugt und als Kuckuckskind geboren wurde.

Obwohl mein Vater wusste, dass ich nicht seine leibliche Tochter war, wie ich später erfuhr, hatte er mich nie geschlagen.

Oft musste ich die Fehler meines 4 Jahre jüngeren Bruders ausbaden. Ich erinnere mich: Wir 3 Kinder schliefen im Ehebett der Eltern. Ich sah, dass mein Bruder mit einem Kugelschreiber im Bett hantierte. Als meine Mutter die Kugelschreiberflecke auf der Bettwäsche bemerkte, schlug sie mich mit einem Teppichklopfer und schrie dabei: „Sag, dass du es warst, dann höre ich auf.“ Aber ich sagte diesen Satz nicht und ließ die Schläge über mich ergehen. Irgendwann spürte ich keine Schmerzen mehr. Ach ja, da gab es noch so viele schmerzhafte Ereignisse … Einmal brachte mich meine 3 Jahre ältere Schwester zu meiner Oma, weil sie Angst um mich hatte und befürchtete, dass meine Mutter mir noch Schlimmeres antun könnte, weil mein Bruder in einem Streit mit mir die Fensterscheibe zerschlug.

In einer Unterhaltung mit meiner Schwester, als wir schon längst erwachsen waren, weinte meine Schwester und bedauerte, dass sie mich nicht vor den Schlägen unserer Mutter beschützen konnte. Aber was konnte sie denn tun? Sie war ja selbst noch ein Kind.

Man hört oft, dass Menschen, die als Kind Gewalt erfuhren, diese Gewalt an ihre eigenen Kinder weitergeben. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich habe meine beiden Töchter nie geschlagen. Ich weiß doch aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft es sich körperlich und seelisch anfühlt.

Ich habe lange gebraucht, mich als liebenswerten Menschen anzuerkennen, was ich nicht zuletzt meinem Mann zu verdanken habe, der mir heute immer noch sagt, dass ich das Liebste auf der Welt für ihn bin.

Das angehängte Bild zeigt doch, dass ich schon als Baby mit der linken, zu Faust geballter Hand, zu kämpfen bereit war. 😀

@Perry,
vielen Dank für Deinen Vorschlag. Schneiderte würde von der Anzahl der Silben auch gut passen. Wahrscheinlich liege ich in meiner Annahme, basteln mit tüfteln gleichzusetzen, völlig verkehrt. Aber irgendwie möchte ich an meiner Bastelei festhalten. Wenn ich etwas schneidere, dann weiß ich, was am Ende dabei herauskommen soll. Basteln hat m.E. einen größeren Bedeutungsumfang. In meinem Gedicht will ich damit zum Ausdruck bringen, dass ich jahrelang daran gearbeitet habe, mich so, wie ich bin, zu lieben und als selbstbewusster Mensch durchs Leben zu gehen.

@Teddybär,
ich befürchte, dass Du Ähnliches in Deiner Kindheit erlebtest. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass man als Elternteil seinem Kind körperliche und seelische Schmerzen zufügt. Die körperlichen Schmerzen vergehen, die seelischen Schmerzen bleiben oft ein Leben lang. Du hast recht, vergeben kann man aber nicht vergessen.

@Stavanger (Uwe),
als ich mein Gedicht vor einigen Jahren in einem anderen Forum vorstellte, erhielt ich auch einen Änderungsvorschlag, aber keinen, der sich auf Mutter besser reimte. 😄 Wahrscheinlich gibt es wirklich kein anderes Reimwort. In meinem Ursprungsgedicht schrieb ich:

Du bist und bleibst für immer meine Mutter
und Blut ist dicker, alles ist in Butter.


Der Änderungsvorschlag war die zerlass`ne Butter.
Auf alle Fälle gern gelesen:
Das freut mich sehr. Vielen Dank.

Liebe Grüße und vielen Dank auch für die Likes von @Vetula, @Teddybär, @Stavanger, @Guenk, @Donna, @Cornelius, @Paul Kah, @Zorri, @Missgunbar, @Monolith, @Maria Anna, @Wolfgang, @Dieter, @Letreo71, @sofakatze

Moni
 

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Zuletzt bearbeitet:
Hi @Moni,

nun muss ich doch noch etwas schreiben...
Gerade nach den Kommentaren und deiner recht umfangreichen Antwort...

Ich finde dein Gedicht wirklich wunder schön. Insbesondere die "Aufarbeitung" darin.
Und zerlassene Butter oder alles in Butter tut ihm wahrlich kein Abbruch.
Auch wenn es ein unschönes Thema ist, hab ich mich gern damit beschäftigt... und hineingefühlt (kann man das so schreiben?).

Ganz liebe Grüße zu dir, ja
 
Hallo @Dieter,

Ich freue mich, dass Dir mein Gedicht gefällt.

Auch wenn es ein unschönes Thema ist, hab ich mich gern damit beschäftigt... und hineingefühlt (kann man das so schreiben?)

Natürlich kann man das so schreiben. 🙂

Wenn ich bedenke, dass ich im nächsten Monat schon 67 Jahre alt werde, kommt mir das Leben doch ziemlich kurz vor. Ist schon erstaunlich, dass man sich nach so vielen Jahren noch gut an Einzelheiten erinnern kann.

Liebe Grüße und eine gute Nacht

Moni
 
@Moni


Moin.

Endlich wieder einmal ein Sonett hier im Forum, war mein erster Gedanke. Der Inhalt stimmte mich nachdenklich. Ein Kind, was für irgendwas bezahlen muss, obwohl es unschuldig ist. Da blieben meine Gedanken an mein Ich hängen, ohne tiefer zu gehen.

Am Sonett selbst stört mich ganz leicht nur:

und Blut ist dicker – als zerlass`ne Butter.
und Blut ist dicker, als erwärmte Butter
und Blut ist dicker, dicker noch als Butter.

Tschüss.
 
Hei Moni,

Wenn du mit der Mutter-Butter Passage zufrieden bist, ist ja alles gut.
Sonst gäbe es noch einen gar nicht so komplizierten Trick (für festgefahrene Reim-Situationen), nämlich: die Reimworte austauschen.
In deinem Sonett wäre es keine Sinn-Verzerrung mit z.B. dieser Alternative:

Für immer wirst du meine Mutter bleiben,
drum will ich meine Riesenwut vertreiben,
verdank ich dir doch immerhin mein Leben.

Oder:

Für immer wirst du meine Mutter bleiben,
drum will ich auch was Gutes von dir schreiben,
denn immerhin verdank ich dir mein Leben.

Oder ähnlich, da gibt's sicher noch mehr Möglichkeiten.

LG: Uwe
 
@Stavanger, Hallo Uwe,

ich kann Deine Einwände gut verstehen. Mutter-Butter ist genauso kitschig und simpel wie Herz-Schmerz. 😀

Mit Deinem 2. Vorschlag konnte ich mich beinahe anfreunden. Jedenfalls regte mich Dein Vorschlag zum Nachdenken an. Doch statt „was Gutes von dir schreiben“ würde m.E. „sich etwas von der Seele schreiben“ noch besser passen, vor allem zum Titel des Gedichtes. Aber irgendwie habe ich es bisher nicht hinbekommen. Ich überlege noch.

Dein 1. Vorschlag passt leider nicht zu meinen Gefühlen, denn Wut spürte ich nie gegenüber meiner Mutter – erst recht keine Riesenwut. Ich spürte eher Traurigkeit und Angst, wodurch mein Selbstbewusstsein litt. Wegen jedem Mist wurde ich rot wie eine Tomate und schämte mich für mein Erröten. Na ja, zum Glück liegt das alles schon lange hinter mir.

@horstgrosse2, Hallo Horst,

vielen Dank auch für Deine Vorschläge. Hm, ich weiß nicht so recht. Eigentlich lautet die Redewendung: „Blut ist dicker als Wasser“ - der Vergleich mit flüssigen Aggregatzuständen also. Statt Wasser musste die zerlass´ne Butter für meine Mutter einspringen. 😀

Das scheint eine Redewendung zu sein. So wie, Familie bleibt Familie. (Der innere Zusammenhalt, kann kommen was will)
Und diese Redewendung möchte sie bestimmt behalten.

Da hast Du recht. Genau das möchte ich ausdrücken.

Ich danke Euch für das Interesse an meinem Gedicht und Eure Ideen. 🙂

Einen schönen Abend und liebe Grüße

Moni
 
  • Moni
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