Liebe Kleine Bärin,
einige wenige Worte zu Deinem Gedicht: Die Zweizeiler scheinen mir den Text optisch zu sehr zu zerreißen und eher das Einzelbild in den Vordergrund zu rücken als ein Gesamtgemälde zu präsentieren. Vielleicht hast Du es so ja aber auch bewusst intendiert - in diesem Falle sei meine Anmerkung hinfällig.
Zeile 2: Ich finde das Bild des "Zuckens" fast ein wenig, naja - wie soll ich sagen...Ich denke, Du verstehst mich.
Zeilen 5 mit 6: Dieses Bild hätte ich dem Leser nicht so deutlich präsentiert, sondern eher verschleiert oder ganz weggelassen.
Zeilen 7 mit 8: Die beiden Verse erinnerten mich stark an ein Gedicht von Hofmannsthal, nämlich an "Vor Tag". Ist die Ähnlichkeit Zufall oder handelt es sich um eine bewusste Anlehnung? Hofmannsthal liefert in dem Gedicht (das ebenso mit einem Zucken beginnt: "Nun liegt und zuckt am fahlen Himmelsrand / In sich zusammengesunken das Gewitter.") das folgende Geschehen:
Schleicht einer ohne Schuh von einem Frauenbett,
Läuft wie ein Schatten, klettert wie ein Dieb
Durchs Fenster in sein eigenes Zimmer, sieht
Sich im Wandspiegel und hat plötzlich Angst
Vor diesem blassen, übernächtigen Fremden,
Als hätte dieser selbe heute nacht
Den guten Knaben, der er war, ermordet
Und käme jetzt, die Hände sich zu waschen
Im Krüglein seines Opfers wie zum Hohn,
Und darum sei der Himmel so beklommen
Und alles in der Luft so sonderbar.
Das Bild ist hier freilich breiter ausgeführt, auch in einer recht drastischen Art und Weise. Dadurch gewinnt es aber. Ich könnte mir vorstellen, dass Dein Gedicht noch ansprechender sein könnte, wenn Du noch mehr ins Innere, in die Emotionen und hinter die Dinge blicken würdest und versuchtest, dies zu versprachlichen.
Liebe Grüße
Hippolyt