Liebe Line,
meine erste Assoziation war ein Buch, das mich sehr bewegt hat - "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" von Haruki Murakami. Wo es auch um einen Rückblick geht, die Frage nach dem eigenen Wesen, den farblosen Konturen und was diese geschliffen hat. Welche Farbtöne es heute ausmacht.. im Innern.
Daran denke ich nun. Und lese einen weiteren Blick in deinen Worten - die bange Hoffnung auf eine kunstvolle Feinarbeit (des Lebens), die sich beizeiten schnell im Detail verliert.
Das handwerkliche Geschick verbindet sich mit dem Gefühlschaos und die Malerei wird die Metapher eines allzu großen Traums.
Solang wir leben spinnt das Leben einen Endlosfaden und wir ein Netz daraus. Oder verheddern uns im Durcheinander.. aber davon abgesehen.;-) Versucht nicht jeder etwas Schönes aus seinem Leben zu machen? Selbst zu gestalten, mit Feinarbeit das Beste heraus zu holen?
Es ist alles vorhanden. Die Farbpalette ist wohl jedem Menschen mitgegeben und enthält alles uns ein Bild des Glücklichseins zu malen. - es zu malen, und zu leben?
Letztlich möchte LD darüber hinausgehen, nicht nur die Seide kunstvoll und handwerklich gestalten, sondern sich in der eigenen Beschaffenheit dieser annähern. Die farblosen Konturen auflösen, in ein neues Sein schlüpfen.. bereit für die Metamorphose.
Vielleicht können wir uns nicht zu eigen machen, was nicht im Innersten uns gleicht. So sehr wir danach streben, es bleibt doch Seidenmalerei..
Am Ende scheint das LD aufzugeben. Und gelangt vielleicht erst hierdurch zu der Möglichkeit, sich zu wandeln. Erst wo das "erbitterte Streben" ruht, findet es vielleicht den eigenen Kern. Kann ins Gleichgewicht bringen, was ein Kontrast zwischen Vorstellung und Wirklichkeit war.
Und die Möglichkeit einer Auflösung, Verpuppung und eines Erwachsens als Schmetterling (wie von Perry schon erwähnt), verspricht eine neue Hoffnung, die ganz unverhofft ins Leben trat.
Mir gefällt die Erzählung aus der Sicht eines unsichtbaren LI's hier sehr gut. Es vermittelt mir den Eindruck, dass wachende und schützende Augen das LD begleiten, dass es nicht allein ist. Ein tröstliches Bild.
Und wie von deinen Gedichten gewohnt, in ganz behutsamen, feinfühligen Worten..
Liebe Grüße, Lichtsammlerin