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  • Schmuddelkind
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Die Erste hieß Luise.
Bei Wahrheit log ich schmeichelnd
und liebte sie bei Pflicht
auf der grünen Wiese,
küsste sie noch heuchelnd,
doch liebte ich sie nicht.
Die Zweite hieß Marie.
Ich hatte sie bald satt.
Sie verstand mich gut.
Das mochte ich noch nie.
Ich verließ die Stadt.
Sie verließ der Mut.
Die Dritte hieß Marlene,
die sich ein wenig zierte;
da hab ich sie verführt.
Nur dass ich es erwähne:
ich dacht schon an die Vierte,
die ich darauf berührt.
Die Vierte hieß Rabea.
Als die Nacht anbrach,
so still und sternenklar,
da kamen wir uns näher.
Als sie von "Liebe" sprach,
da war es mir zu nah.
Die Fünfte war die Dritte.
Marlene suchte stur
etwas Geborgenheit
in meiner Lebensmitte.
Ich suchte jedoch nur
kurzweiliges Geleit.
Die Sechste hieß Tamara,
belesen, weit gereist.
Ich fand mich minderwertig;
sie sah alles viel klarer
und hatte Witz und Geist
und ich war mit ihr fertig.
Lotte hieß die Siebte,
sie, die mein Herz gewann,
mich aus dem Taumel rief.
Doch das Mädchen liebte
einen andern Mann.
Darum der Abschiedsbrief.
 
 
(Aus dem Fundus)
 
Hallo Schmuddelkind!
 
Auf Umwegen zu Lotte und zum Abschiedsbrief? Da ist uns wohl ein Werther verloren gegangen
Dein Gedicht ist einfach herrlich "da hab ich sie verführt./ Nur dass ich es erwähne: / ich dacht schon an die Vierte," – wunderbar!
 
Ich glaube in einer glatteren Silbenfolge wäre mir dein schänes Gedicht noch grooviger über die Lippen gegangen – falls du einmal Zeit und Lust hast den "Fundus" aufzuarbeiten
 
Hey schmuddi!! 
ich lese hier viel mehr, dass jemand nicht in der Lage scheint sich an andere zu binden. Zum Beispiel hier:
Sie verstand mich gut.
Das mochte ich noch nie.
Sie versteht das LI deswegen will er sie nicht Beziehung funktioniert für das LI nur auf Distanz, hier sehnt sich jemand nach Liebe, kann diese aber nicht zulassen. 
 
Nur dass ich es erwähne:
ich dacht schon an die Vierte
Ich denke das zeigt sich auch hier, statt sich auf die 3. einzulassen, springt das LI schon zur nächsten, um bloß keiner näher zu kommen. Aber wofür diese Flüchtigen Begegnungen? 
 
 
Ich fand mich minderwertig;
sie sah alles viel klarer
und hatte Witz und Geist
und ich war mit ihr fertig.
Hier spricht das geringe Selbstwertgefühl des LI das vielleicht der Grund für das Macho Gehabe ist. Denn wenn das im inneren nicht schön ist, will man auch keinen rein lassen oder?
sie, die mein Herz gewann,
mich aus dem Taumel rief.
Doch das Mädchen liebte
einen andern Mann.
Darum der Abschiedsbrief.
Hier glaube ich dem LI nicht wirklich, dass sie die letzte gewesen wäre hätte sie ihn wirklich gewollt. Ich denke viel mehr, dass LI redet sich dieses Gefühl ein, weil er (oder sie?) in diesem Fall mal nicht die Entscheidung hatte, das Selbstbewusstsein wird verletzt durch die erstmalige Ablehnung die nun das LI erfährt, damit kann er nicht umgehen, sodass er nun meint er müsse sich umbringen? So interpretiere ich den Abschiedsbrief jedenfalls. 
 
ich denke eine traurige biographie eines LI das nicht in der Lage ist jemanden wirklich nahe kommen zu lassen, aber dennoch den Zuspruch sucht, den er dann leider nicht bekommt in der letzten Begegnung. 
 
liebe Grüße DD
 
Danke, Vincent und DD! :smile:
 
Auf Umwegen zu Lotte und zum Abschiedsbrief? Da ist uns wohl ein Werther verloren gegangen
"Verloren gegangen"! :rofl2:
Da Goethe (und Werther) vorgestern Geburtstag hatte und wir noch immer an die beiden denken, gehen solche Personen und Figuren wohl nie ganz verloren. Sie leben weiter in den mittelmäßigen Witz-Dichtungen zeitgenössischer Schmuddelkinder. :wink:
 
Ich glaube in einer glatteren Silbenfolge wäre mir dein schänes Gedicht noch grooviger über die Lippen gegangen – falls du einmal Zeit und Lust hast den "Fundus" aufzuarbeiten
Ja, die Versanfänge könnten wirklich eine Glättung vertragen. Wenn ich meinen Fundus durchforste, kommt mir regelmäßig der Gedanke: "Ach, das hätte ich sauberer schreiben können!" Manchmal repariere ich auch den ein oder anderen Vers. Zu oft aber fehlt mir dazu die Zeit oder die Lust und ich lasse die Gedichte so unperfekt stehen. Ist aber vielleicht auch ein ehrliches Zeugnis meiner poetischen Reise.
 
ich lese hier viel mehr, dass jemand nicht in der Lage scheint sich an andere zu binden.
Ja, absolut! Das ist hier der rote Faden, der sich durch alle Beziehungen zieht. Viele oberflächliche Machos sind vielleicht auch nur verletzte Kinder, die lieber heuschreckenartig von Geliebter zu Geliebter ziehen, bevor es ernst wird. Dann lieber andere verletzen, bevor man selbst verletzt wird! Eine solche Lotte lässt einen dann aber an eigenem Leib spüren, was man anderen angetan hat.
 
Sie versteht das LI deswegen will er sie nicht Beziehung funktioniert für das LI nur auf Distanz, hier sehnt sich jemand nach Liebe, kann diese aber nicht zulassen. 
Ja, es ist ihm wohl gruselig, dass die Geliebte ihn so gut versteht. Am Ende steht er vielleicht noch da als gewöhnlicher Mensch mit Schwächen und Ängsten. Das kann er natürlich nicht gebrauchen. Wenn man andere Menschen herein lässt, erkennt man sich am Ende möglicherweise noch selbst und wenn man ahnt, dass einem dann nicht gefällt, was man sieht, baut man lieber eine Mauer auf.
 
Ich denke das zeigt sich auch hier, statt sich auf die 3. einzulassen, springt das LI schon zur nächsten, um bloß keiner näher zu kommen. Aber wofür diese Flüchtigen Begegnungen? 
Ich denke, da wird das Mittel, wie leider so oft, zum Zweck. Die Logik ist ja, jemanden zu verlassen, bevor man verlassen und verletzt wird. So gesehen ist das Vermeidungsverhalten zunächst ein Mittel, um an seinen Selbstzweifeln vorbei zu manövrieren. Aber ein solches Verhaltensmuster verselbstständigt sich mit der Zeit, sodass die Vorläufigkeit schon so stark im Beziehungsdenken verankert ist, dass die Aussicht auf die Zeit nach der Beziehung das Verweilen in der Beziehung überbrücken muss.
 
Hier spricht das geringe Selbstwertgefühl des LI das vielleicht der Grund für das Macho Gehabe ist. Denn wenn das im inneren nicht schön ist, will man auch keinen rein lassen oder?
Richtig! Genau das scheint hier das Problem zu sein. Dann lieber hart erscheinen, als Schwächen zuzugeben. Dabei ist gerade das die größte Stärke, zu seinen Schwächen zu stehen.
 
Hier glaube ich dem LI nicht wirklich, dass sie die letzte gewesen wäre hätte sie ihn wirklich gewollt. Ich denke viel mehr, dass LI redet sich dieses Gefühl ein, weil er (oder sie?) in diesem Fall mal nicht die Entscheidung hatte, das Selbstbewusstsein wird verletzt durch die erstmalige Ablehnung die nun das LI erfährt, damit kann er nicht umgehen, sodass er nun meint er müsse sich umbringen? So interpretiere ich den Abschiedsbrief jedenfalls. 
Für mich ist Lotte eher eine Figur, die das LI braucht, um um sich selbst zu erkennen. Diese Selbsterkenntnis ist aber für ihn nicht erträglich und der Freitod der einzige Ausweg, nachdem die Mauern nun doch gefallen sind.
 
Aber deine Deutung hat auch was für sich, dass er nicht verwinden kann, diesen oberflächlichen Zuspruch zu bekommen, den er in den anderen Beziehungen gesucht hat. Letztendlich ist es vielleicht tatsächlich bloß gekränktes Ego, das ihn zu dieser Tat verleitet.
 
LG
 
  • Schmuddelkind
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