Moin
@sofakatze,
ich fürchte, ich werde zum Fan 🙂
Dein Stil gefällt mir!
Vielleicht ist das gerade auch nur eine Episode, aber schon bei marie hatte ich ja auch viel Bittersüße herausgelesen, hier ist sie auf jeden fall auch ohne Interpretation unverkennbar!
Dieses Spiel mit deiner geneigten Leserschaft, mit über den Haufen geworfenen Erwartungen spielst du offensichtlich gerne 😉
Ich habe den Eindruck, dir sind die Details wichtig, darum will ich ein paar Beobachtungen aus deinem Text hier aufgreifen.
Zunächst sei aber erstmal das Metrische und Reimliche abgehandelt:
solln nimmermüd die blumen blühn
und keck aus ihren kelchen nippen
so fröhlichbunte flatterdinger
solln zwischen grün und blauheit wippen
so lustiglaute zwitscherlinger
und sonnenfunken sollen kühn
sich in den hellen marmor stippen
und solln als kleine friedensbringer
in meinem herzen weiter glühn
so soll es sein
an deinem grab
xXxXxXxA
xXxXxXxBb
xXxXxXxCc
xXxXxXxBb
xXxXxXxCc
xXxXxXxA
XxxXxXxBb
xXxXxXxCc
xXxXxXxA
xXxX
xXxX
Metrisch bricht nur V7 aus deinem ansonsten sauberen 4-hebigen Jambus aus (wenn wir den letzten Satz als metrisch als eine Verseinheit betrachten),
In Vers 7 kann sich das schwache "in" leider nicht gegen "sich" und "den" behaupten und die Betonung tragen.
Das Reimschema basiert auf dem Wechsel der Reime im 3er-Gespann, wobei dieser Wechsel nur ab V4 regelmäßig ist.
Die ersten 3 Verse sind reimlich anders angeordnet, wobei ich hier mit Blick auf den Inhalt keine direkte Erklärung finde.
Ich hätte diese Abkehr vom Reimschema dann eher bei den letzten 3 Versen erwartet, die ja offenbaren, wo wir uns hier wirklich befinden.
Dort dreht es sich, streut sich die angesprochene Bittersüße ein, also wäre hier auch die Umkehr des Reimschemas sehr passend.
Passend aber in jedem Fall, den letzten Vers bzw. die beiden Versfragmente als Reimwaise stehen zu lassen.
Weiter mit ein paar Stellen, die mir aufgefallen sind:
solln nimmermüd die blumen blühn
"nimmermüd" ist natürlich schön!
Es referenziert für mich sowohl auf "nimmermehr" als auch auf "immergrün" und damit ist genau der richtige Grundstein für deinen Text gesetzt.
solln zwischen grün und blauheit wippen
herrje, auch hier kann es schon bitter werden.
"grün" für das Leben, die Hoffnung, "blau" für Kälte und Tod? Jemand läuft blau an.
Oder die "Blauheit" der Hinterbliebenen, die sich dem Alkohol hingeben, möglich.
so lustiglaute zwitscherlinger
Reime auf -inger sind nicht allzu häufig.
Leider passt "Zwitscherlinger" grammatisch nicht, da Wörter mit -ling am Ende eben anders dekliniert werden:
die Schmetterlinge - der Schmetterlinge - den Schmetterlingen - die Schmetterlinge
Alternativ passt hier vielleicht "Zwitschersinger"?
eine Singer-Konstruktion ist zwar recht selten (Liedersinger, Sternsinger), aber grammatisch auch nicht falsch.
Aber ich kann es auch verstehen, wenn "Zwitscherlinger", wenn auch nicht ganz korrekt, leichter von den Lippen geht!
sich in den hellen marmor stippen
auch -ippen Reime sind eher selten, "stippen" ist da für mich leider einfach einer der unschöneren, weil es auch sehr regional daherkommt.
Ich dachte direkt an einen Reim auf "tippen".
Da wir hier ja vielleicht eh etwas gegen die metrische Ungenauigkeit tun wollen, böte sich in dem Vers also eine kleine Anpassung an, evtl. auch mit Wiederaufgreifen des "so", das du bei einigen Versen an den Anfang gestellt hast:
und sonnenfunken sollen kühn
sooft auf hellen Marmor tippen | schon bald auf hellen Marmor tippen
Flexibler wäre es wahrscheinlich, wenn wir auf "hellen" verzichten könnten?
und sonnenfunken sollen kühn
wie finger auf den marmor tippen |
fast streichelnd auf den marmor tippen
Fett markiert hier der Favorit unter meinen Vorschlägen, wobei "kühn" und "streichelnd" recht unterschiedliche Intentionen haben.
in meinem herzen weiter glühn
so soll es sein
an deinem grab
Starker Abschluss!
Trotzdem fies, dass du das alles immer unter "Hoffnung & Fröhliches" stellst 😄
Gern gelesen,
LG Chris