Carolus
Autor
Sommerliches Mückengedicht
Wer weiß?
Vielleicht hat das Schöpferehepaar
sein helles Entzücken am Schwarmtanzen
männlicher Mücken?
Sobald die Sonne Fittiche und Körper erwärmt,
wird zu Hunderten mit summendem Flügelschlag
und lockenden Düften die Weiblichkeit umschwärmt.
Im Auf und Ab, im Hoch und Nieder kreisen sie
von neuem unentwegt, begatten einander immer wieder
Stund um Stund, indes aus dunklen Blättergrund
die Schatten näher kommen, die Tanzenden
im Kreis sich enger zusammenschließen,
um einen Rest an Lebenslust zu genießen.
Es scheint, als ob sie ahnen,
dass ihres Lebens letzte Stunde bald vorüber.
Eine Weile wirbeln sie noch weiter,
bis Dunkelheit und Kälte
die letzten niederzwingen und sie
für immer nach Hause.
Wer weiß schon, was ihm blüht?
Wieviel an Herzensfreud und Mückenstichen
der einzelne in seines Lebens Sommer wird empfangen?