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Feedback jeder Art Stillleben mit Couch

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  • Dionysos von Enno
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Die Couch schweigt in die Dunkelheit
des Schlafes in dem Raum
auf den die Lederaugen schauen 
als sei er eingedrungen
 
Alles Leben ist ein Leiden
und alles Lieben ist Verkleiden 
Die Knopfpupillen sind gesprungen 
Die Sitzflächen sind eingesunken 
 
Die Lider an den Lehnenenden hängen 
wie faltig-dunkelbraune Lenden
Da ist ein Schnaufen in den Wänden 
Etwas Lichtes wird verenden 
In dieser Dunkelheit ertrunken 
Unter die Couch gerungen 
 
Über den Topf gebeugt 
Kartoffeln kochen 
Und von der braunen Couch beäugt 
geschlafen nicht seit Wochen 
Der Schlaf im Raum ist eingedrungen 
Die Couch ist in den Traum gesprungen 
 
An einem Fläschchen wie ein Püppchen 
wird eine Pudelwelpe an die Brust gedrückt gesäugt 
 
Kaninchenknochen treiben auf
Das Fleisch ist abgefallen 
Befundlos der Sendersuchlauf 
zerkochte Sehnen fallen 
In Maggie-Sauce Nummer Eins 
schwimmen den Alten zum Gefallen 
auch ausgekochte Schädelchen 
 
Und in den Schlund der Couch verhallen 
Fürze und zerpresste Schreie 
Puppenköpfe auf der Couch 
nicken in eine wie mit einem Lineal gezogene Reihe
 
Die Couch schweigt in die angestrengten Fratzen 
und auf ihr Schmatzen und ihr Rülpsen in den Raum 
Einmal wird einer selig auf ihr ratzen 
den schluckt sie sich 
aus seinem 
Traum 
 
 
 
 
Lieber @Dionysos von Enno
 
Es wirkt alles recht verträumt und realitäts-nah-bis-abgedriftet. Nostalgie schwingt in jeder Zeile mit. Müdigkeit vielleicht, vielleicht Enttäuschung.
 
Mein Bild im Kopf: Ein Hausmann. Kinder schlafen oder sind beschäftigt, während der Hausmann kocht.
Probleme sonst-wo warten, erledigt, bezahlt oder durchdacht zu werden. Vielleicht gibt es keine Zeit dafür. 
 
Wie in einer Blase erlebt das LI diese Realität, der sich wie ein Traum anfühlt. 
Wen schluckt dieser Traum aus?
 
Einmal wird einer selig auf ihr ratzen 


den schluckt sie sich 


aus seinem 


Traum 
 
 
Man kann sich sehr viele Gedanken dazu machen. Dieser Text hat mich zuerst überrascht.
Vielleicht wirkt er irgendwie in mir, so nach so und so langen - kurzen und dunklen Tagen. 
Mir gefällt es, wie du die Stimmung bis zum Ende beibehältst. 
 
Alles Leben ist ein Leiden


und alles Lieben ist Verkleiden 
 
Hier fahre ich oft entlang. Man kann sich nur vorstellen, dass etwas in diesem LI
verletzt ist (?)
 
 
So oder so, dieser Text lädt zum verweilen, nachdenken ein.
 
 
Vielen Dank. 
 
 
Federtanz
 
Hi @Ponorist und @Federtanz
 
vielen Dank für die Besprechung des Textes und eure Eindrücke, die wie immer eine Bereicherung für mich sind ! Merci !
 
Ich selber sehe ein Stillleben: eine in der Zeit festgefrorene Szene in der uns die Bilder des Gedichts wie kleine Geschichten wie bei einem Daumenkino vielleicht begegnen, das wir mal schneller, mal langsamer zwischen unseren Daumen abspulen: Fetzen, Ausschnitte gelebten Lebens.
 
Die dargestellten Personen, grotesken Situationen,  sind Übertreibungen,  Karikaturen und als solche natürlich nicht in dem Sinne historischer oder biographischer Vorbilder real. Sie sind gleichzeitig auch Metaphern. Alles scheint auf diese fast schon unverschämte Behauptung hin komponiert zu sein: 
 
Alles Leben ist ein Leiden
und alles Lieben ist Verkleiden 
 
"Leben" und "Lieben"  / "Leiden" "Verkleiden" erscheinen uns -in diese Bilder eingestellt-   als Begrenzung, als Enge, aufgesetzt, gespielt, unreal wie das Stillleben selbst. 
 
Alle zusammen sind sie "die Couch",  die sich nacheinander jeden einzelnen holen wird.
 
So als fiele einer nach dem anderen endgültig dem Unbewussten anheim, entvölkert sich das Bild, wie die Welt der Schlafenden. 
 
mes compliments
 
Dioynsos 
 
  • Dionysos von Enno
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